Der Mensch macht dem Gibbon das Leben schwer
Der Lebensraum der Menschenaffen ist besonders bedroht. Woran das liegt und was wir tun können
Augsburg In natürlicher Umgebung hüpft der Gibbon am liebsten von Ast zu Ast. Die Menschenaffen gehören zu den besten Springern unter den Säugetieren. Bis zu zehn Meter weit springen die Affen in den Baumkronen der Wälder Südostasiens. Doch der Lebensraum der Springmeister ist bedroht. Forscher gehen davon aus, dass es weltweit nur noch weniger als 700 Gibbons gibt. Das liegt vor allem daran, dass der Mensch den Lebensraum der Tiere in den letzten Jahren immer weiter zerstört hat. Heute gelten die seltenen Affen als stark bedrohte Tierart.
Über offenes Land können die Affen keine weiten Strecken zurücklegen. Deshalb sind kleine Gruppen in den Wäldern Südostasiens gefangen. Meist sind die Affen in diesen Gruppen miteinander verwandt. Das führt zu Inzucht innerhalb ihrer Population. Viele Gibbons werden deshalb bereits mit einer Krankheit geboren und werden nicht besonders alt. Dabei können sie in freier Wildbahn bis zu 25 Jahre alt werden. Noch bis zur zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends fand man die bedrohten Affen in weiten Teilen Südostasiens und auch in China. Heute leben sie zum Teil auf der indonesischen Insel Borneo und in Indien. Als historisches Verbreitungsgebiet der Menschenaffen gilt aber Vietnam. Forscher gehen davon aus, dass hier rund zwei Drittel der aktuellen Population an Gibbons leben. Doch auch in den Wäldern Vietnams sind die Tiere bereits zum großen Teil verschwunden. Die übrigen Affen leben dort in geschützten Reservaten, denn der natürliche Lebensraum wurde durch illegales Holzfällen oder infrastrukturelle Eingriffe für Straßen oder Dämme beschränkt. Die wenigen Gibbons, die noch in freier Wildbahn leben, müssen sich außerdem vor Wilderen in Acht nehmen. Sie jagen die Menschenaffen, um sie als Haustiere zu verkaufen. Außerdem wird Gibbons in Teilen Asiens eine heilende Kraft nachgesagt. Immer wieder wird zum Beispiel im Vietnam auf illegalen Märkten deshalb Gibbonarznei angeboten. Tatsächlich ist die heilende Wirkung dieser Medikamente aber nicht nachgewiesen. Um die Situation der bedrohten Tiere zu verbessern, fordern Wissenschaftler deshalb mehr Rückzugsgebiete für die Tiere und härtere Strafen für Wilderer. Philipp Kinne