Biberbach statt Balaton?
Immer mehr ältere Bürger ziehen der Kosten wegen nach Ungarn. Die Gemeinde Biberbach steuert Wege an, damit Senioren beruhigt im Ort alt werden können. Was dabei geplant ist
Biberbach
Statistisch gesehen werden die Deutschen immer älter als die Generationen vor ihnen. Eine schöne Sache für gesunde Senioren. Wenn es aber mit der Selbstversorgung nicht mehr so gut klappt, sind Netzwerke der Nachbarschaftshilfe die menschlichste Lösung vieler Probleme, ist Jens Tietböhl von der Koordinationsstelle für soziale Tätigkeiten in Biberbach überzeugt. Unter dem griffigen Titel „Biberbach statt Balaton“tourt er in einer Vortragsreihe durch die Ortsteile und stellt demografische Fakten samt Lösungsvorschlägen vor. Obwohl der Umzug an den ungarischen Balaton als Beispiel für die aus Kostengründen im Alter nach Osteuropa abwandernden Senioren in Biberbach wohl noch keine große Rolle spielt, sollen vielschichtige Angebote das beruhigte Altwerden im Dorf möglich machen.
In Biberbach werden in zehn Jahren voraussichtlich 34 Prozent mehr Menschen den 65. Geburtstag schon gefeiert haben. Es gibt zwar erfreulich viel Nachwuchs und damit wird ein Zuwachs von zwölf Prozent bei den unter 18-jährigen Biberbachern vorausgesagt. Aber das mittlere Alter wird um rund fünf Prozent abnehmen. Diese Menschen mittleren Alters übernehmen aber die Hauptlast der Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen. Nimmt deren Anzahl ab, dann braucht es Nachbarn und Freunde, die einspringen, damit die ältere Generation im gewohnten Umfeld bleiben kann. Pflegedienste, Sozialstationen, Angebote für ambulantes und stationäres Wohnen sind weitere Puzzleteile auf dem Weg zum angenehmen Altern im Dorf.
Eine gewachsene Sozialstruktur mit Nahversorgung, vielen Vereinen und Organisationen gibt es in Biberbach bereits. Mit der Bürger- gemeinschaft hat sich ein Verein gegründet, der auf ehrenamtlicher Basis Hilfsleistungen wie Fahr- und Begleitdienste, aber auch willkommene Veranstaltungen, wie ein monatliches gemeinsames Mittagessen oder Singnachmittage, anbietet. Die große Idee von einem Begegnungszentrum für alle Generationen hat der Verein immer im Hinterkopf, auch wenn es mit der Verwirklichung noch etwas dauern wird, schätzt die Vorsitzende Johanna Quis.
Nicht ganz so fern liegt das Angebot einer ambulant betreuten Seniorenwohngemeinschaft in einem gemeindeeigenen Haus im Ortszentrum von Biberbach. Dort steht als Mieter der örtliche Pflegedienst in den Startlöchern. Der Mietvertrag ist schon geschlossen, so Pflegedienst-Chefin Brigitte Gräf; nun hängen die nötigen Umbauarbeiten und damit der Einzug der ersten Bewohner noch davon ab, wie schnell die Gemeinde die Heizung des Hauses erneuert. Der Pflegedienst will auch selbst einen hohen fünfstelligen Betrag in die Hand nehmen, um das Haus seniorenfit zu machen. Mit einem Treppenlift sollen die fast 300 Quadratmeter des großen Hauses auf drei Etagen für die maximal zwölf Bewohner gut zugänglich werden. Gräf betreibt aktuell fünf Seniorenwohngemeinschaften. Für die sechste Senioren-WG in Biberbach gibt es bereits mehrere Anfragen.
Bei der Planung neuer Wohngebiete sollen neben Einfamilien- und Doppelhäusern auch immer barrierefreie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen, beschloss der Gemeinderat als weiteren Schritt zum Generationenwohnen im Dorf.
Wie es funktionieren soll mit dem „Dahoim bis ins hohe Alter“, erklärt Jens Tietböhl noch an vier weiteren Termi nen, die jeweils im Amtsblatt angekün digt werden. Die Veröffentlichung ist unter www.biberbach.de abrufbar; Informa tionen zum Bürgerverein gibt es unter www.bg biberbach.de