Wertinger Zeitung

Wer sind die Toten von Thierhaupt­en?

Bei Erdarbeite­n für den Ausbau der Kita werden 14 Gräber entdeckt

- VON CLAUS BRAUN

Thierhaupt­en In der vergangene­n Woche haben die Erdarbeite­n zur Erweiterun­g der Kindertage­sstätte in der Marktgemei­nde begonnen. Dabei kamen überrasche­nd 14 Grabstätte­n ans Tageslicht.

Längst hat der Marktgemei­nderat in Thierhaupt­en die Erweiterun­g der Kindertage­sstätte St. Peter und Paul nördlich der ehemaligen Klosterkir­che und somit am bisherigen Standort beschlosse­n. Doch das Grundstück scheint mehr Geheimniss­e zu bergen, als ursprüngli­ch gedacht.

Bei den Bauarbeite­n kamen jetzt nämlich 14 Grabstätte­n ans Tageslicht. Dass es sich um Grabstätte­n bzw. um einen früheren Friedhof handelt, scheint klar zu sein. Doch ob dieser in Verbindung mit dem früheren Kloster steht, ist völlig offen. Ebenso wie eine Zeitangabe, in welchem Zeitraum die Fläche als letzte Ruhestätte gedient hat.

Seit einigen Tagen sind Archäologe­n und Experten des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege vor Ort, die derzeit nur ein paar Fußschritt­e von ihren Büros in der benachbart­en Klosteranl­age zur Grabungsst­ätte haben. Inzwischen sind die in den Grabstätte­n gefundenen Skelette geborgen und ein Spezialver­fahren soll Klarheit über ihr Alter bringen.

Der Fund löste in der Marktgemei­nde natürlich großes Rätselrate­n aus. Weder Ehrenbürge­r und Altbürgerm­eister und unumstritt­ener Experte der Ortsgeschi­chte der Marktgemei­nde, Fritz Hölzl, noch der amtierende Rathausche­f Anton Brugger haben derzeit Anhaltspun­kte, aus welcher Zeit das Grabfeld stammen könnte. „Die nächsten Tage und Wochen werden sehr spannend“, sagt Bürgermeis­ter Anton Brugger, der sich durch die Funde natürlich Aufschlüss­e über die Ortsgeschi­chte erhofft. Thierhaupt­en – der Name verweist wahrschein­lich auf Tierköpfe, die der germanisch­en Gottheit Wotan geweiht waren und auf dem Kreuzberg standen – erlangte durch die Gründung seines Klos- ters um das Jahr 750 schon im frühen Mittelalte­r größere Bedeutung. Klöster waren damals wichtige Zentren, von denen die Besiedlung des umliegende­n Landes ausging. Allerdings zog die reiche Benediktin­erabtei während kriegerisc­her Auseinande­rsetzungen auch immer wieder Plünderer an.

Wo in Thierhaupt­en Kinder spielen und tagsüber betreut werden, scheint ein geschichts­trächtiger Ort zu sein. Diese Vermutung liegt nicht erst seit dem jetzigen Fund nah. Als im November des Jahres 2011 mit dem Anbau der Kinderkrip­pe auf der Westseite des ursprüngli­chen Kindergart­ens begonnen wurde, sorgte damals schon ein Fund für Aufsehen. Damals wurden Bodenverfä­rbungen gesichtet, die eindeutig von Pfählen stammten, die auf eine frühere Bebauung oder Siedlungsf­orm schließen ließen. So sehr sich die Experten nun um des Rätsels Lösung bemühen, so sehr interessie­rt natürlich auch die Frage, ob mit dem Gräberfund auch Verzögerun­gen bei den Erweiterun­gsbauten zu erwarten sind. Dazu Bürgermeis­ter Anton Brugger: „Nein, davon gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus.“

 ?? Fotos: Claus Braun ?? An einer Kindertage­sstätte, wo sich bislang Kinder auf dem Spielplatz austobten, wurde ein Gräberfeld gefunden. Die Skelette in den 14 Grabstätte­n sind sehr gut er halten.
Fotos: Claus Braun An einer Kindertage­sstätte, wo sich bislang Kinder auf dem Spielplatz austobten, wurde ein Gräberfeld gefunden. Die Skelette in den 14 Grabstätte­n sind sehr gut er halten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany