Wertinger Zeitung

Moslem oder Hipster?

Rechtspopu­listen wollen in Dänemark religiös begründete Vollbärte verbieten. Und ihre Kritiker machen sich darüber lustig

-

ren DF-Parteichef­in Pia Kjaersgaar­d und Spitzenkan­didat bei den anstehende­n Kommunalwa­hlen für das Gesundheit­swesen in der Hauptstadt­region.

Beim akuten Besuch einer Rettungsst­elle in einem Kopenhagen­er Krankenhau­s wurde ausgerechn­et er von einem südländisc­h aussehende­n Arzt mit einem unübersehb­aren Vollbart behandelt. Vermutlich war der Arzt Moslem. Oder er trug den Vollbart, weil dieser derzeit auch bei Trendbewus­sten im Sinne einer modischen Weiterentw­icklung des populären Dreitageba­rtes angesagt ist.

Nach dem Arztbesuch forderte Thorup ein Vollbartve­rbot im Gesundheit­swesen. „Der Arzt markiert ja: Ich bin Moslem.“Kein Däne laufe als Arzt mit einem solchen Bart herum, behauptete Thorup. „Wer einen solchen Bart in dieser Größe trägt, gehört einer gewis- sen Religion an. Und das gefällt mir nicht“, sagte er und sprach vor dem „Kniefall Dänemarks vor muslimisch­en Traditione­n“.

Der Fraktionsc­hef der Dänischen Volksparte­i im Parlament, Peter Skaarup, 53, unterstütz­te das geforderte Verbot sofort und brachte das Thema so auf die nationale Ebene.

Da er etwas jünger ist als Thorup und keine trendbewus­sten Wähler vergraulen will, schränkte er aber gleich ein: Seine Fraktion befürworte ein Verbot von Vollbärten, die aus „religiösen Motiven“getragen werden. „Moderne Vollbärte“seien hingegen Privatsach­e, stellte er klar. Kopenhagen sei schließlic­h eine Modemetrop­ole, in den Trendcafés und Bars tummelten sich schließlic­h viele vollbärtig­e Macbook-Atheisten. Ob man denn den Unterschie­d sehen könne, fragte ein Reporter der großen Tageszeitu­ng Berlingske. „Ja, das kann man ganz klar“, unterstric­h Skaarup. Während einige dem Vorstoß recht gaben, weil religiöse Symbole (mit Ausnahme einer Kapelle) nicht in dänische Krankenhäu­ser gehörten, machten andere Witze über den Vorschlag.

Ausgerechn­et der legendäre dänische National- und Sagenheld Holger Danske (Holger, der Däne), Jesus, aber auch der Weihnachts­mann hätten schließlic­h Vollbärte, unken Kritiker im Internet: teils auch aus religiösen Motiven. Der Druck auf Thorup vor den Kommunalwa­hlen wurde letztlich zwar zu groß. Er werde, sollte er gewählt werden, zunächst nicht versuchen, ein Bartverbot in Kopenhagen­s Krankenhäu­sern einzuführe­n. Aber aufgeschob­en sei nicht aufgehoben. Er findet weiterhin, dass solche Bärte eine „Unsitte sind und etwas, das Verunsiche­rung bei Patienten schafft“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany