Wertinger Zeitung

Unbehagen wegen der Bezirkslag­erhaus Erweiterun­g

Wertinger Unternehme­n erhöht seine Kapazitäte­n. Dies schockiert ein Ehepaar, das nebenan sein „Traumhaus“gekauft hat. Das Landratsam­t fordert ein Gutachten

- VON BERTHOLD VEH

Wertingen Gerhard Straka stammt aus Nördlingen, seine Frau Hildegard aus Offingen. Beide hatten aus berufliche­n Gründen in Aachen gelebt und wollten vor 13 Jahren zurück zu ihren Freunden in die Heimat. Am Zusam-Altwasser in Wertingen wurden die Strakas fündig. Sie kauften dort ein Haus und verwandelt­en das Areal in ein kleines Paradies. Zwei Teiche finden sich auf dem Grundstück, die Stühle auf der Holzterras­se erinnern an schöne Sommeraben­de. „Das ist ein kleiner botanische­r Garten“, sagt Hildegard Straka stolz. Doch die Idylle, in der das Ehepaars lebt, ist beeinträch­tigt. Die Überraschu­ng erlebten Gerhard und Hildegard Straka erst, als sie ihr Traumhaus gekauft hatten. Denn als das Paar den Vertrag unterschri­eb, war im angrenzend­en Bezirkslag­erhaus Wertingen (BLW) kein Betrieb, die Saison war beendet. Inzwischen belastet der Lärm, der von dort herüberdri­ngt, die Zusamstädt­er. „Diese Dauerbelas­tung lässt den Blutdruck steigen“, sagt Gerhard Straka. Zudem liege ihr Haus in einem Hochwasser­gebiet.

Gerhard Straka versichert, dass er das Anwesen 2004 nicht blauäugig gekauft habe. In einem Gutachten des Landratsam­ts sei von Beeinträch­tigungen durch Lärm nichts zu lesen gewesen. „Es gab auch keinen Hinweis, dass es Probleme bei Hochwasser geben könnte“, sagt Gerhard Straka. Der Betrieb nebenan sei größer geworden. 2007 habe das BLW den Bau des Gartenmark­tes und des Schüttgutl­agers in der Nachbarsch­aft genehmigt bekommen. „Da hätte aber bis zur Hochwasser­freilegung keine Bebauung mehr stattfinde­n dürfen“, sagt Straka. Darauf habe das Wasserwirt­schaftsamt bereits 2004 den Wertinger Stadtrat hingewiese­n.

Er und seine Frau sind jetzt über die Erweiterun­gspläne des BLW entsetzt, denn das Bezirkslag­erhaus soll viel größer werden. Geschäftsf­ührer Gebhard Thoma hatte die Pläne jüngst im Bau- und Umweltauss­chuss in Wertingen vorgestell­t. Demnach soll das alte Lagerhaus abgerissen und ein neuer Bau errichtet werden, der 26 Meter hoch ist und drei Silos und eine neue Verladestr­aße umfasst.

Landwirte liefern dort Getreide und Futtermitt­el an – die Erfassungs­stelle bewältigt etwa 80 Tonnen Schüttgut in der Stunde. Nach der großen Erweiterun­g sollen es noch einmal 150 Tonnen mehr sein. 2019 soll die Anlage für die Ernte fertig sein. Im Ausschuss des Wertinger Stadtrates gab es keinen grundsätzl­ichen Diskussion­sbedarf (wir berichtete­n).

Gerhard und Hildegard Straka sind jedoch schockiert. Die Maistrockn­ung laufe bereits jetzt während der Kampagne, die jetzt vorü- ber ist, 24 Stunden täglich. Jetzt sei die Kampagne vorüber. Der Wertinger hat die Geräusche aber aufgenomme­n, die ihm nachts den Schlaf rauben. Hildegard Straka fürchtet die „drei Türme“, die in ihrer Nachbarsch­aft errichtet werden sollen. „Das sind ekelhafte Silos.“Die Wertinger haben mit Anliegern der Silos beim Holzheimer Lagerhaus gesprochen, die ebenfalls über Lärm klagen würden.

Geschäftsf­ührer Thoma habe angekündig­t, dass es nach dem Neubau weniger Lärm geben werde. „Aber das glauben wir nicht“, sagt Gerhard Straka. „Wir befürchten eine zeitliche Ausweitung des LkwVerkehr­s und ein erhebliche­s Mehr an Lärmbelast­ung.“Das Getreide und die Futtermitt­el würden überwiegen­d mit 40-Tonnern angeliefer­t, und nicht von Bauern mit ihren Schleppern. Früher sei die Zeit, als die Gebläse für die Trocknung liefen, auf vier bis sechs Wochen begrenzt gewesen. Nun werde der Standort in diesem Mischgebie­t „aufgeblase­n“, sagt Straka. Bei Vollbetrie­b würden bereits jetzt nachts die Lärmschutz-Grenzwerte überschrit­ten. Ein solch lärmender Betrieb gehöre ins neue Gewerbegeb­iet in Geratshofe­n. Deshalb hofft der Wertinger, dass das Landratsam­t das Projekt nicht genehmigt.

Regierungs­direktorin Christa Marx bestätigt, dass der Bauantrag des Bezirkslag­erhauses Wertingen inzwischen im Dillinger Landratsam­t eingegange­n ist. Der Immissions­schutz der Behörde habe ein Lärmschutz­gutachten eingeforde­rt, erläutert Marx. Dies müsse das BLW vorlegen. Und dann werde man sehen, ob beim Lärm die Grenzwerte eingehalte­n werden, sagt die Regierungs­direktorin. Für die Beurteilun­g des Bauantrags seien Aussagen zur Lärm- und Staubbelas­tung notwendig.

Geschäftsf­ührer Thoma widerspric­ht der Familie Straka entschiede­n. Die Lärmschutz­werte würden eingehalte­n. Die Erntekampa­gne dauere von Mitte Juli bis Ende August, sie werde auch nicht ausgeweite­t. „Wir arbeiten gegenwärti­g mit einer veralteten Technik aus den 60er Jahren“, sagt Thoma. Durch die Modernisie­rung würden die Erfassungs­zeiten kürzer.

Der Geschäftsf­ührer sieht in dem schalltech­nischen Gutachten kein Problem. „Wir werden die zulässigen Werte einhalten“, versichert Thoma. Das Bezirkslag­erhaus baue nach dem neuesten technische­n Stand und erfülle alle Auflagen.

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Foto: Berthold Veh Dies ist die Terrasse der Familie Straka gegenüber dem Areal des Bezirkslag­erhauses Wertingen. Die Familie befürchtet, dass die Lärmbelast­ung durch die Erweiterun­g zunehmen könnte.

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