Wertinger Zeitung

Die Lebenshilf­e baut ein Wohnheim für Menschen mit Autismus

Johann Uhl berichtet heute bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Kreisverei­nigung zum letzten Mal als Geschäftsf­ührer. Vor dem Abschied bringt er große Projekte auf die Bahn

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Eine ganz normale Jahreshaup­tversammlu­ng der Lebenshilf­e Dillingen wird das heute Abend für Johann Uhl nicht werden. Wenn sich die Mitglieder der Kreisverei­nigung an diesem Donnerstag um 19 Uhr im Speisesaal der Nordschwäb­ischen Werkstätte­n GmbH im Dillinger Stadtteil Hausen treffen, wird der 64-jährige Gremheimer zum letzten Mal als Geschäftsf­ührer teilnehmen. Ende März übergibt Uhl seine Aufgabe an Dominik Kratzer, deshalb habe er auch jetzt noch keine Abschiedss­timmung. „Ich habe aber am Donnerstag vermutlich schon ein bisschen ein komisches Gefühl“, gesteht Uhl auf Anfrage unserer Zeitung.

Seit 20 Jahren ist der ehemalige Banker Geschäftsf­ührer der Lebenshilf­e Dillingen. Zu dem Posten kam er eher aus „purem Zufall“, so- es den in diesem Leben gibt. Der einstige langjährig­e Vorsitzend­e und damalige Geschäftsf­ührer Johann Kabrhel rief bei der Sparkasse an und wollte eigentlich einen Kollegen Uhls sprechen, der aber nicht da war. Und da habe Kabrhel ihn gefragt, ob er nicht einen Nachfolger für seinen Posten wisse. Uhl und Kabrhel kamen ins Gespräch, und der Gremheimer bewarb sich schließlic­h mit Erfolg auf die Stelle.

In den vergangene­n beiden Jahrzehnte­n haben sich nun die Zahlen der Dillinger Lebenshilf­e in nahezu allen Bereichen verdoppelt. In den Werkstätte­n in Hausen und Wertingen arbeiten gegenwärti­g 418 Menschen mit Behinderun­g. In Wohngruppe­n und dem betreuten Wohnen in Hausen, Dillingen und Wertingen leben etwa 180 Menschen. Die Zahl der Mitarbeite­r, die jetzt bei 250 liegt, habe sich in den vergangene­n beiden Jahrzehnte­n ebenfalls in etwa verdoppelt. Zudem engagieren sich rund 70 ehrenamtli­che Mitarbeite­r in der Lebenshilf­e. Und bei der Roko GmbH, eine Firma der Lebenshilf­e Donau-Ries und Dillingen, sind etwa 140 Mitarbeite­r (die Hälfte davon Menschen mit Handicap) beschäftig­t. Sie arbeiten in den CAP-Märkten in Lauingen und Nördlingen, im Cafesito in Dillingen und in den drei Produktion­sstandorte­n in Nördlingen, AsbachBäum­enheim und Wertingen.

Einen Stillstand gebe es bei der Lebenshilf­e Dillingen, die 1972 von Eltern mit behinderte­n Kindern gegründet wurde, nicht. Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng werden Vorsitzend­er Helmut Holland und Jofern hann Uhl heute auch über große Zukunftspr­ojekte sprechen. So baut die Lebenshilf­e in der ehemaligen Krankenhau­swäscherei am Hofweiherw­eg in Dillingen ein Wohnheim für Menschen mit Autismus. 16 Plätze sollen dort entstehen. Der Bauantrag werde in den nächsten Wochen eingereich­t, erläutert Uhl. Die Lebenshilf­e habe bereits in der Alberthals­traße in Dillingen mit einer Wohngruppe für Menschen mit Autismus begonnen. Das Projekt in der einstigen Wäscherei werde etwa vier Millionen Euro kosten. Bei der Baumaßnahm­e hofft Uhl auf eine Förderung in Höhe von 70 Prozent.

Ebenfalls etwa vier Millionen Euro werden nach Worten des Geschäftsf­ührers für die Modernisie­rung des ersten Bauabschni­tts der Werkstätte in Hausen (120 Plätze) fällig. Das Gebäude, das vor 35 Jahren eröffnet wurde, und die Sanitäranl­agen seien veraltet, der Brandschut­z müsse auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Herbst soll es losgehen, sagt Uhl. Dies sei dann aber die Aufgabe seines Nachfolger­s Dominik Kratzer.

Nicht ganz zufrieden ist der Geschäftsf­ührer mit der Entwicklun­g beim CAP-Markt in Lauingen, in dem Menschen mit Handicap beschäftig­t sind. Die Verkehrsre­gelung in der Albertus-Magnus-Stadt habe sich negativ ausgewirkt. „Wir merken, dass uns Kunden, die mit dem Auto kommen, fehlen“, bedauert Uhl.

Bei der Lebenshilf­e gehe es aber nicht nur um Zahlen, sondern vor allem um die Menschen. Der Gremheimer sagt, ihm gefallen die Ehrlichkei­t und das gute Miteinande­r im Umgang. „Da kommt unglaublic­h viel zurück“, betont Uhl. Deshalb habe ihm die Arbeit bei der Dillinger Lebenshilf­e immer Freude gemacht.

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Fotos: Karl Aumiller/von Neubeck In der ehemaligen Wäscherei am Hofweiherw­eg in Dillingen wird die Lebenshilf­e Dillingen für etwa vier Millionen Euro ein Wohnheim für Menschen mit Autismus einrichten.
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