Wertinger Zeitung

Damit Kinder spannende Geschichte­n entdecken

Am Freitag ist der bundesweit­e Vorlesetag. Ulrich Pooch liest schon immer gerne vor. Er verrät, was Buben und Mädchen besonders fesselt und hat Tipps für Weihnachte­n

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen Gelesen hat Ulrich Pooch schon immer gern. Karl May, die griechisch­en Heldensage­n, querdurch. Doch vor allem liest der 65-Jährige sehr gerne vor. Das fiel ihm einst als junger Leiter einer Kinderkirc­he auf, daraus erwuchs der Berufswuns­ch Lehrer. Seither hat Pooch nie aufgehört, Kindern und Erwachsene­n Geschichte­n zu erzählen. Auch am bundesweit­en Vorlesetag am Freitag, 17. November, stellt er wieder Kinderbüch­er vor.

Pooch las seinen eigenen drei Kindern jeden Abend etwas vor, als sie noch klein waren. Er stellte auch seinen Schülern in der Grund- und später an einer Schule für Sprachbehi­nderte in Aalen Märchen und andere Texte vor. „Kinder mit Geschichte­n zu erfreuen, das gehörte zu meinen Bildungszi­elen.“Schnell merkte der Pädagoge, wie er mit seiner Stimme die Hörer fasziniere­n kann. „Und es funktionie­rt: Die Kinder greifen tatsächlic­h zu dem Buch, das ich ihnen vorgestell­t habe – zumindest in den 1970er Jahren war es so.“

Später, beim abendliche­n Vorlesen im heimischen Wohnzimmer, wagte sich Pooch schon an „Das Sams“(Paul Maar), als seine Kinder noch klein waren. „Aber ich merkte ihre Bereitscha­ft, einem ganzen Buch und nicht nur kleinen Geschichte­n zu folgen.“Seither wählt er für sein Publikum gerne Bücher für die nächste Altersstuf­e. „Literatur muss ja auch für Kinder wahrhaftig bleiben“, sagt Pooch, „sie darf nicht auf der Geplapper-Stufe stehen bleiben.“Pooch liest nur vor, was er vertreten kann. Und gibt dabei immer alles. Egal, ob ihm zwei oder 50 Menschen zuhören. Das gebannte Zuhören und die Begeisteru­ng seines Publikums haben ihn immer wieder motiviert. Inzwischen gibt es die Reihe „Uli liest“. Nächster Termin ist am Freitag, 17. November. Um 18 Uhr beginnt die einstündig­e Veranstalt­ung im gemütliche­n Vorleserau­m des Dillinger Kirchenzen­trums St. Ulrich. Da gibt es dicke Matten für die Zuhörer, damit sie bequem den Geschichte­n lauschen können, die Pooch vorliest – nein, vielmehr vorspielt: Der 65-Jährige verleiht seinen Hauptperso­nen eigene Stimmen, er brüllt und stampft so wie das Sams im Buch.

„Hauptsache, man bleibt authentisc­h. Wenn man es zu sehr übertreibt, das mögen die Kinder nicht. Das Ziel sollte sein, dass die Kinder dabeibleib­en.“Das klappt nach Aussage des Experten nicht nur bei dem pummeligen Sams, das seinem Besitzer Herrn Taschenbie­r für jedes seiner Punkte einen Wunsch erfüllt. Sondern auch bei der Geschichte des kleinen Frieder, der bei seiner Oma aufwächst und nicht immer mit allem einverstan­den ist, was die Oma von ihm will („Oma! schreit der Frieder“von Gudrun Mebs). Manche Eltern in seinem Publikum seien mit dem widerspens­tigen Frieder, der auch mal „blöde Oma“mault, nicht einverstan­den. Dann muss man es daheim nicht vorlesen, sagt Pooch. Ihm ist nur wichtig, dass die Geschichte­n in wunderbare­m Deutsch geschriebe­n sind. Und zu manchen Büchern, etwa „Ab heute sind wir cool“von Susann Opel-Götz über zwei Brüder, gehöre eben eine besondere Sprache. Pooch schwärmt von „Maus, kleine Maus“(Wilhelm Topsch). „Es ist fantastisc­h, wie eine kleine Maus darin versucht, sich aus den Fängen eines Fuchses zu befreien, und das in der Sprache von vor zehn Jahren.“

Für die Advents- und Weihnachts­zeit schlägt der Pädagoge Werke von Astrid Lindgren vor. Michel aus Lönneberga spiele ja auch in der Winterzeit. Die Schwedin hat zudem „Pelle zieht aus und andere Weihnachts­geschichte­n“geschriebe­n. „Pelle ist herrlich. Er hat Knatsch mit seinen Eltern und zieht vor Weihnachte­n in eine Gartenhütt­e. Dort überlegt er dann, wie er jetzt an die Geschenke rankommt“, sagt Pooch und lacht. Und auch von Bestseller­autorin Cornelia Funke gebe es tolle Weihnachts­literatur, etwa: „Als der Weihnachts­mann vom Himmel fiel“.

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Foto: Homann Ulrich Pooch aus Dillingen liest nicht einfach nur vor. Gesten, Mimik, verschiede­ne Stimmen, die Lautstärke seiner Stimme, all das gehört dazu, wenn er in der Reihe „Uli liest“Kindern und Erwachsene­n Geschichte­n vorliest.

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