Das hohe Satteldach ist out
Der Wertinger Bau- und Umweltausschuss liberalisiert weiter die Bestimmungen für den Hausbau
Wertingen Der klassische schwäbische Baustil wird in Wertingens Neubaugebieten immer unbeliebter. Gleichzeitig drängen Hausbesitzer und solche Bürger, die es werden wollen, auf gleiche Rechte mit ihren Mitbürgern.
Im Wertinger Bau- und Umweltausschuss stimmten die Stadträte für ein Stückchen mehr Freiheit in der Gestaltung der Häuser. Im Baugebiet „Westlich der Industriestraße“gibt es noch eine Handvoll freier Bauplätze. An die Stadtverwaltung wurde der Wunsch von den künftigen Bauherren herangetragen, die Vorschriften in der Gestaltung zu lockern.
Denn das klassische, hohe Satteldach, das bis vor wenigen Jahrzehnten noch praktisch ohne Ausnahmen der Wunsch jedes Hausbauers war, kommt zunehmend aus der Mode. „Die Leute tendieren heute mehr zu entweder viel flacheren Satteldächern oder Walmdächern. Dem Stil der Toskana“, sagt Stadtbaumeister Anton Fink.
Deshalb sei es immer schwerer, eine einheitliche Linie bei Neuheiten zu behalten – sollte das überhaupt gewünscht sein. Denn der Bürgerwille geht hin zu mehr Individualität und weg von einheitlichen Siedlungsgestaltungen. Diesen Umstand sprach auch Bürgermeister Willy Lehmeier auf der Bürgerversammlung der Wertinger Kernstadt Ende Oktober an.
Der Ausschuss bewilligte am Mittwoch nun die Änderung des Bebauungsplans „Westlich der Industriestraße“. Der Erhöhung eines Wohnhauses in der Augsburger Straße stimmte der Ausschuss ebenfalls zu – laut Anton Fink sei die Bebauung in der unmittelbaren Umgebung ähnlich.
Der Stadtbaumeister erklärte gegenüber unserer Zeitung noch einmal den Standpunkt der Stadt. In Neubaugebieten verfolge die Stadt mittlerweile einen recht liberalen Ansatz. Lediglich bei der Höhe der Bauobjekte will sich die Stadt weiterhin vehement gegen Sonderwünsche der Bürger stellen – „turmartige“Bauwerke seien nicht mit dem übrigen Stadtbild verträglich.
In Gebieten, die über viele Generationen harmonisch „gewachsen“seien, wie die Wertinger Kernstadt, will die Stadtverwaltung laut Fink einen deutlich strengeren Ansatz erfolgen. „Da muss man viel genauer hinschauen, was in das Stadtbild passt.“
Der Ausschuss stimmte am Mittwoch außerdem noch den Plänen des Biogaserzeugers Naturenergie Geratshofen zu – dieser will moderne „Tragluftfoliendächer“installieren, um mehr Puffer zwischen Luft und gestautem Gas zu schaffen.