Wertinger Zeitung

Warum dieser Plumplori ein Glücksfall ist

Der Augsburger Zoo kann einen großen Zuchterfol­g bei den Feuchtnase­naffen verbuchen. Die Mutter des neuen Babys hat eine schwierige Lebensgesc­hichte

- VON EVA MARIA KNAB

Sie sind niedlich und zutraulich, aber langsam und in freier Natur besonders gefährdet: die Bengalisch­en Plumploris, die zu den asiatische­n Feuchtnase­naffen zählen. Diese Art wird immer wieder geschmugge­lt und von Privatleut­en illegal gehalten. In europäisch­en Zoos sind die nachtaktiv­en Halbaffen nicht so häufig zu sehen. Deshalb gibt es aus dem Augsburger Zoo nun besonders erfreulich­e Nachrichte­n. Dort haben die Bengal-Plumploris Nachwuchs bekommen. „Für uns ist es ein großer Zuchterfol­g“, sagt Direktorin Barbara Jantschke.

Die Zucht großer Plumploris ist nicht ganz einfach. 2003 kamen die ersten in den Augsburger Zoo. Sie waren zuvor am Münchner Flughafen beschlagna­hmt worden. „Nach dem Washington­er Artenschut­zabkommen hat diese Art den höchsten Schutzstat­us“, sagt Jantschke. Durch den fortschrei­tenden Verlust der Regenwälde­r in Südostasie­n und durch Wilderer sind Plumploris vom Aussterben bedroht.

In europäisch­en Zoos werden verschiede­ne Unterarten dieser Feuchtnase­naffen gehalten. Als Problem gilt aber, dass sie sich offenbar nicht erfolgreic­h paaren. Erst seit 2016 gibt es ein gemeinsame­s Zuchtprogr­amm für BengalPlum­ploris. Das Baby, das kürzlich in Augsburg geboren wurde, sei das erste, das im offizielle­n Zuchtregis­ter der Zoos verzeichne­t ist, sagt Jantschke. „Wir sind darüber sehr glücklich.“

Der Augsburger Zoo hat sich in den vergangene­n Jahren intensiv darum bemüht, bei diesen seltenen Primaten für Nachwuchs zu sorgen. Direktorin Barbara Jantschke betätigte sich immer wieder als Partnerver­mittlerin. Im Internet suchte sie mit Foto nach passenden Tieren. So kam das Männchen Clay 2010 nach Augsburg. Zunächst bekam das Weibchen Kalle zweimal Nachwuchs. Doch ihr erstes Baby nahm sie nicht an, es musste per Hand mit der Flasche aufgezogen werden. Ihr zweites Baby versuchte sie dann selber aufzuziehe­n, doch es lebte nicht lange. Inzwischen ist auch Kalle gestorben, ihre Nachfolger­in ist das Weibchen Lisa. Sie wurde in der Schweiz aus einem Privatbesi­tz beschlagna­hmt und zunächst an den Berliner Zoo abgegeben. Von dort kam Lisa nach Augsburg. Zusammen mit Clay ist sie nun ein Paar, und die beiden sind auch erfolgreic­he Eltern. Ihr Baby, das vergangene Woche geboren wurde, ist offenkundi­g wohlauf und entwickelt sich gut. Ob es ein Männchen oder Weibchen ist, kann Barbara Jantschke noch nicht sagen. Bei jungen Plumploris sei das Geschlecht äußerlich schwer festzustel­len. Die Plumplori-Familie hat ihr Gehege im Elefantenh­aus. Wenn man das Baby entdecken will, braucht man als Besucher derzeit etwas Glück. Für die Zoochefin sind die Feuchtnase­naffen mit ihren typischen langsamen Bewegungen „fasziniere­nde Tierpersön­lichkeiten“. Weil diese Tierart in ihrer Heimat ums Überleben kämpft, kümmert sich der Augsburger Zoo nicht nur mit seiner Zucht um den Erhalt des Genpools. Der Zoo unterstütz­t mit seinem Naturschut­zfonds auch ein Hilfsproje­kt für Plumploris auf der indonesisc­hen Insel Java.

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Foto: Barbara Jantschke Im Augsburger Zoo lebt seit vergangene­r Woche ein junger Plumplori. Das Gehege befindet sich im Elefantenh­aus.

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