Nebelgrau und Winterweiß
Claudia Reining-Hopp zeigt neue Glaskunst passend zur Jahreszeit. Warum weiß nicht gleich weiß ist
Wertingen Im diffusen Licht eines grauen Novembertages sah gestern eine Gruppe hoffnungsfroher Menschen schon Licht am Horizont. Die Wertinger Künstlerin und Glasmalermeisterin Claudia Reining-Hopp hatte – wie immer in diesen Wochen – Gäste geladen, um auf die Jahresendzeit mit ihren Festen und Bräuchen künstlerisch einzustimmen. Und mit dem Motto „Winterweiß“, unter das sie ihre Bilder, Zeichnungen und Glasobjekte stellte, drückte sie aus, dass die nun kommende Periode durchaus ihre Vorzüge hat. Von silbernem Nebel bis zum weiß schattiert leuchtenden Mondlicht oder glitzernden Schneekristallen finden sich Stimmungen in den ausgestellten Objekten wieder, die sie in ihrem Glasatelier zusammengestellt hat.
Die Farbe Weiß gibt es als solche gar nicht, wenn doch, dann in vielfachen Facetten. Sie erscheint in Reining-Hopps Glaskunst durchsichtig, transparent, hingehaucht, sich verflüchtigend wie eine Spur von Raureif oder in silbergrauen Nuancen wehende Schleier. Der Werkstoff Glas und seine Transparenz zeigt gerade bei diesem Thema seinen Reiz, Zerbrechlichkeit, die auf ein Nichts hindeutet. Reining-Hopp verbindet ihre Kunst immer mit der praktischen Seite – Gebrauchsgegenstände, die durch Gestaltung zu neuem Leben erweckt und zu einer Besonderheit oder Kostbarkeit werden. Der Wert der Dinge kommt hier zum Ausdruck, die Lust am Schönen und das Bewusstsein, dass es vergänglich ist: Vorsicht, Glas!
Claudia Reining-Hopp, Tochter des einstigen Wertinger Kunstmalers Walter Hopp, ist gelernte Glasmalerin. Ihre Leidenschaft von Kindheit an war aber das Zeichnen, wie sie erzählt. Deshalb hat sie sich diesmal beim Thema „Winterweiß“erlaubt, wieder zu ihren Kohle- und Farbstiften zu greifen. Inspirieren ließ sie sich zum Thema aus der Literatur. Die Wintergedichte großer Meister waren ihre geistige Vorlage – Lyrik, die auch bei der Vernissage am gestrigen Sonntag vorgetragen wurde.
Freunde der Kunsthandwerkerin wie Margit Seitz hatten Bände durchforstet und waren fündig geworden: Georg Trakl, Hermann Hesse, Eichendorff oder Gerhart Hauptmann – wunderbarer, düsterer Winter oder eisiger Winter, aber auch eine geborgene Zeit mit Festen in der warmen Stube. Gerhard Burkard gab eine Kostprobe seiner eigenen Versschöpfungen wieder – vom verblühenden Novembergarten bis zur Eisesnacht, in der die Nebel wallen. Dazu gab es die passende Musik, Vivaldis Winter aus seinen „Vier Jahreszeiten“inbegriffen.
Als weitere kunsthandwerkliche Gäste in ihrem Atelier hat Claudia Reining-Hopp diesmal der Fotogruppe „Blickwinkel“Raum gewährt. Die Farbe Weiß durch die Kamera sichtbar zu machen war eine Herausforderung für die Fotografen: Schneewehen, die vereiste Millenniumsallee in Buttenwiesen oder eine im Winter erstarrte Bergkuppe. Reizvolle Motive, die durch Computerbearbeitung besondere Nuancen bekommen.
Öffnungszeiten Die Ausstellung „Winterweiß“im Glasatelier an der Schützenstraße in Wertingen ist bis 23. Dezember geöffnet während der Ge schäftszeiten oder auch außerhalb nach Terminvereinbarung, Telefon 08272/9656.