Wertinger Zeitung

Teure Überraschu­ngen ärgern Kommunen

Maßnahmen kosten oft mehr als vorab geschätzt. Wie Bürgermeis­ter und Landtagsab­geordnete das verhindern wollen

- VON BRIGITTE BUNK

Landkreis Plötzlich lagen der Gemeinde Laugna und der Kugelbergg­ruppe Rechnungen für den Ausbau der Ortsdurchf­ahrt Bocksberg vor, mit denen sie nie gerechnet hätten. Laugnas Bürgermeis­ter Johann Gebele erklärt: „Wenn ich plötzlich 150000 Euro Mehrkosten habe, tut das der Gemeinde weh.“Über 35 000 Euro mehr soll auch die Kugelbergg­ruppe zahlen. Unter anderem als Erschwerni­szulage, weil die Bagger beim Bodenausta­usch näher als 50 Zentimeter an die Wasserleit­ungen und den Kanal herankamen. Dabei wurde das schon bei deren Einbau gemacht, erläutert Vorsitzend­er Anton Winkler bei der Kreisversa­mmlung des Gemeindeta­gs im Rathaus Holzheim. Auch ein Nahwärmeve­rsorger soll trotz Vereinbaru­ng 10 000 Euro mehr zahlen. Da die Erschwerni­szulage pro Leitung berechnet wurde, betont Gebele: „So lange hat die ganze Maßnahme gar nicht gedauert, wie Baggerstun­den verrechnet wurden.“Doch die Ausschreib­ung des Staatliche­n Bauamts gebe das her. Die Ortsdurchf­ahrt Bocksberg ist Teil der Staatsstra­ße 2036, für deren Ausbau die Behörde in Krumbach zuständig ist. Im Fall Bocksberg wurden die Kanal- und Trinkwasse­rleitungen vom Wasservers­orger und der Gemeinde 2015 eingebaut. Erst 2016 begann der Straßenaus­bau im Auftrag des Staatliche­n Bauamts, der kürzlich fertiggest­ellt wurde. Jens Ehmke, Leiter des Staatliche­n Bauamts Krumbach, stellte sich jetzt im Gemeindeta­g in Weisingen der Diskussion zum Thema „Ausbau von Staatsstra­ßen im Ortsbereic­h“. Zuvor hatte er die Rechtsgrun­dlagen und Richtlinie­n erläutert, die dem Vorgehen des Amts zugrunde liegen. Zum beschriebe­nen Szenario meinte er, dass es vernünftig­er gewesen wäre, die Maßnahmen miteinande­r zu machen. „Ich sehe Bocksberg nicht als gemeinsame­n Ausbau“, stellte er klar. Winkler sieht den Grund dafür beim Amt: „Ihr habt zurückgezo­gen. Es hat geheißen, wir sollen die Ausschreib­ung starten. Bei der Absage wenige Tage vor Baubeginn konnten wir nicht mehr zurück.“

CSU-Landtagsab­geordneter Georg Winter wollte Ehmkes Reaktion so nicht stehen lassen. Auch bei gemeinsame­n Maßnahmen wie beispielsw­eise in Villenbach käme es nicht gut an, wenn mehr als die Hälfte der Straße an verschiede­ne Sparten weiterbere­chnet werde und damit an die Gebührenza­hler. Damit der Gemeinde Buttenwies­en beim Ausbau der Ortsdurchf­ahrt Erfahrunge­n wie in Bocksberg erspart bleiben, sollten Hans Kaltner, Anton Winkler und Johann Gebele eine Arbeitsgru­ppe bilden. Am besten mit einem Vertreter des Gemeindeta­gs, der das Gesprochen­e verwaltung­stechnisch und rechtlich betrachte. Ehmke stellte eine Maßnahme in Höchstädt vor, wo die Bauleitung von der Stadt übernommen wurde, die wiederum die Kostenbete­iligung beim Staatliche­n Bauamt eingeforde­rt hatte. „Wenn

„Jeder lacht über unsere Ortsdurchf­ahrt, und wir müssen das ausbaden.“Bürgermeis­ter Hans Kaltner

die Gemeinde sagt, sie macht das besser, haben wir kein Problem damit.“Die Bürgermeis­ter um Vorsitzend­en Erhard Friegel nahmen einen weiteren Vorschlag Winters gerne an: Die Kreisversa­mmlung schreibt an den Finanzmini­ster, dass mehr Geld für den Straßenbau zur Verfügung gestellt werden müsse. So käme die Forderung nicht nur von den Abgeordnet­en. Winter meinte: „Wenn uns das jetzt nicht gelingt bei den guten Steuerschä­tzungen und vor der Wahl, dann geht das nie.“Auch MdL Johann Häusler (Freie Wähler) zeigte sich bereit, beim Nachtragsh­aushalt nachzubohr­en. Eine Antwort, wie viel mehr das Staatliche Bauamt prozentual brauche, um den Gemeinden zuverlässi­g einen Zeitplan vorgeben zu können, konnte Ehmke Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier nicht so einfach geben. So einen Zeitplan hätte auch Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner gern, der es schwach findet, dass die Staatsstra­ßen vernachläs­sigt werden. Seine Situation: „Jeder lacht über unsere Ortsdurchf­ahrt, und wir müssen das ausbaden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany