Wertinger Zeitung

Probiert’s mal mit Geschlosse­nheit

Die bayerische Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner über einen denkwürdig­en Tag, den Streit um die Spitzenämt­er und ihre eigenen Chancen

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Frau Aigner, die CSU hat am Donnerstag einen langen und denkwürdig­en Tag hinter sich gebracht. Wie geht es jetzt weiter? Ilse Aigner: Nach den vergangene­n Wochen, in denen Geduld und Nerven strapazier­t wurden, hat der Donnerstag gezeigt, dass in unserer Partei jetzt wieder Geschlosse­nheit im Vordergrun­d steht. Wir müssen nach vorne blicken. Das ist das Entscheide­nde.

Glauben Sie wirklich, dass der Burgfriede­n hält? Aigner: Ich hoffe es und ich werde dazu meinen Beitrag leisten. Wir haben noch ein Stück Arbeit vor uns. Aber der Zusammenha­lt ist immer unsere Stärke gewesen. Darauf sollte sich jetzt jeder besinnen.

CSU-Chef Horst Seehofer hatte Klarheit versproche­n. Jetzt gibt es eine Kommission mit Barbara Stamm, Edmund Stoiber und Theo Waigel, die sich um die zukünftige personelle Aufstellun­g an der Spitze der Partei kümmern soll. Was halten Sie davon? Aigner: Grundsätzl­ich ist es gut, wenn man auf den Rat von Barbara Stamm und den beiden Ehrenvorsi­tzenden hört. Die drei kennen die Partei sehr genau. Es war immer der Wunsch von allen, dass man nicht übereinand­er, sondern miteinande­r redet. Jetzt können alle einbezogen werden und wir können geordnet und zielgerich­tet zu einer Zukunftslö­sung kommen, hinter der dann alle stehen.

Was ist da eigentlich so schwierig? Es geht doch nur um die Frage, ob und wann Seehofer seine Ämter übergibt und an wen. Aigner: Ganz so einfach ist das nicht. Man muss dazu schon überlegen, wie man nicht nur Parteigrem­ien, Fraktion und Landesund Europagrup­pe einbindet, sondern wie man auch die Bürger mit einer bestmöglic­hen Formation überzeugt. Wenn im Herbst kommenden Jahres gewählt wird, dann sind die Bürger das Maß aller Dinge. Sie müssen uns vor allem vertrauen, damit sie uns wieder wählen. Sie müssen bei uns den Willen erkennen, dass wir uns um die Sachthemen kümmern, die die Menschen bewegen.

Worin genau besteht dann nach Ihrem Verständni­s die Aufgabe der Kommission? Aigner: Die Kommission soll nichts entscheide­n, sondern lediglich eine Entscheidu­ng vorbereite­n. Es geht darum, eine Lösung zu finden, die von allen getragen wird. Ich meine damit alle Gliederung­en der Partei: die Bezirksvor­sitzenden, die Frauenunio­n, die Junge Union, die Seniorenun­ion, alle Arbeitsgem­einschafte­n und natürlich auch Landessowi­e Europagrup­pe und Landtagsfr­aktion.

Von der Geschlosse­nheit einmal abgesehen – was ist aus Ihrer Sicht noch wichtig? Aigner: Das ist schon sehr viel, wie bei der Bundestags­wahl zu sehen war, bei der CDU und CSU eben nicht ganz geschlosse­n aufgetrete­n sind. Wichtig ist mir aber auch, dass die offenen Fragen jetzt innerhalb eines überschaub­aren Zeitraums geklärt werden. Wir haben – was ja auch ein Grund für unser aktuelles Problem ist – zu lange hin und her diskutiert.

Jetzt soll es eine gemeinsame Lösung mit einem gemeinsame­n Personalta­bleau geben. Ihr Kollege, Finanzmini­ster Söder, ist ja nicht der einzige Aspirant. Wie sehen Sie Ihre eigenen Chancen? Aigner: Auch darüber werden die Gespräche geführt werden. Ich hoffe, dass wir im Konsens mit möglichst allen Beteiligte­n zu einer guten Lösung kommen.

Interview: Uli Bachmeier

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