Wertinger Zeitung

Chinesen müssen jetzt handeln

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Augsburg kann in Deutschlan­d zur Nagelprobe für chinesisch­e Investment­s werden. Denn in der Stadt wird sich zeigen, ob Geldgeber aus China ein Gefühl für das besondere soziale Gefüge unseres Landes haben. Was Kuka betrifft, scheint das der Fall zu sein. Hier haben die Verantwort­lichen des chinesisch­en Midea-Konzerns in einem mitarbeite­rfreundlic­hen Vertrag zugestande­n, dass der Standort siebeneinh­alb Jahre sicher ist. Dass Kuka im Anlagenbau einen Stellenabb­au verkündet hat, geht vor allem auf hausgemach­te Probleme zurück und ist nicht den Chinesen anzulasten. Die Unternehme­r aus Fernost zeigen sich also weiter als langfristi­g orientiert­e Investoren, die sich ihrer sozialen Verantwort­ung bewusst sind.

Das lässt sich leider nicht über die chinesisch­en Geldgeber sagen, die den Augsburger Lampenstan­dort übernommen haben. Sie sind zwar nicht für den Niedergang des Werkes verantwort­lich. Dafür müssen sich die Unternehme­r aber anlasten lassen, dass sie ihre außer Rand und Band geratenen europäisch­en Manager nicht endlich einbremsen. Denn ein Werk wie Augsburg dichtmache­n zu wollen und keine Alternativ­en parat zu haben, zeugt von mangelndem Fingerspit­zengefühl und unterdurch­schnittlic­h ausgeprägt­er Fantasie. Nun legen die Betriebsrä­te Konzepte für den Erhalt des Standorts vor. Es ist also höchste Zeit, dass die Hintermänn­er aus Fernost ihren Vordermänn­ern warnend auf die Finger klopfen.

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