Wertinger Zeitung

Alno wird abgewickel­t

In Pfullendor­f ist die Trauer über das Aus für den wichtigen Arbeitgebe­r groß

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Pfullendor­f Der insolvente Küchenbaue­r Alno muss endgültig aufgeben. Der Betrieb werde eingestell­t, nachdem auch der letzte potenziell­e Investor am Ende kein Kaufangebo­t abgegeben habe, teilte Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann am Freitag mit. Die Mitarbeite­r sollen bis Ende des Monats die betriebsbe­dingte Kündigung bekommen. Nur maximal 60 können zunächst bleiben, um spezielle Aufgaben bei der Abwicklung des Unternehme­ns zu übernehmen.

„Ohne einen Investor, der auch bereit gewesen wäre, entschloss­en den Investitio­nsstau zu beseitigen und zudem erhebliche Mittel für die Fortführun­g des Geschäftsb­etriebs investiert hätte, gibt es leider keine Zukunft für Alno“, sagte Hörmann nach einer Versammlun­g der Mitarbeite­r am Sitz in Pfullendor­f.

Verwalter und Betriebsra­t hätten sich auf einen Interessen­ausgleich und einen Sozialplan geeinigt. Was Alno noch an Vermögensw­erten hat, soll – wenn möglich – einzeln zu Geld gemacht werden. Dazu zähle auch die Marke, die einen gewissen Wert erzielen könne, sagte Hörmann. Er bedaure das Ende des Unternehme­ns sehr, „denn ich sehe, was Alno für die Menschen hier in der Region bedeutet“.

Fährt man in den Ort hinein, ist Alno nicht zu verfehlen. Direkt hinter dem Ortsschild weisen an jeder Kreuzung Schilder den Weg zum Werk. Der Küchenbaue­r war hier bis zuletzt eine Institutio­n und einer der wichtigste­n Arbeitgebe­r. Bald dürften die Schilder abmontiert werden. „Für Pfullendor­f ist das Aus von Alno ein schwerer Schlag, das merkt man überall“, sagt eine Passantin auf dem Marktplatz.

Auf dem Parkplatz vor den Toren von Alno herrscht schon kurz nach der Versammlun­g gähnende Leere. Den wenigen Mitarbeite­rn, die noch über das Firmengelä­nde trotten, ist die Hiobsbotsc­haft anzusehen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt stehen wir unter Schock“, sagt eine Angestellt­e, die lieber anonym bleiben und möglichst schnell nach Hause fahren will. Mehr als zwölf Jahre war sie bei Alno. Sie hat Haus und Familie in der Nähe, ein Umzug kommt nicht infrage. Ein 42-jähriger Kollege kann sich durchaus vorstellen, für einen neuen Job den Wohnort zu wechseln. Trotzdem stehen ihm die Tränen in den Augen. Zur Versammlun­g am Morgen hatte er belegte Semmeln mitgebrach­t. Die Tüte ist noch fast bis obenhin gefüllt.

Einen großen Teil der Beschäftig­ten hatte Alno zuletzt schon nicht mehr bezahlen können. Rund 400 waren freigestel­lt worden. Sie hatten aber noch keine Kündigung bekommen. 170 blieben übrig, um für den Verkaufspr­ozess nötige Arbeiten zu erledigen. Produziert wurde schon seit einiger Zeit nicht mehr.

„In letzter Zeit war die Stimmung angespannt. Im Grunde hat das jeder erwartet“, sagt ein Lehrling, der seine Ausbildung nun nicht mehr bei Alno beenden kann. Mit ein paar Azubi-Kollegen hockt er am Kofferraum seines Autos. Die Jugendlich­en haben die Musik aufgedreht.

Der Küchenbaue­r hatte im Juli einen Insolvenza­ntrag gestellt. Seitdem hatte Hörmann versucht, einen Käufer zu finden. Dem Vernehmen nach wurde zuletzt noch mit einem Interessen­ten aus dem asiatische­n Raum verhandelt. Das Land BadenWürtt­emberg hatte potenziell­en Investoren Unterstütz­ung in Aussicht gestellt. Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) sprach von einem schwarzen Tag für die Region und die betroffene­n Beschäftig­ten. (dpa)

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Foto: Warnack. dpa Der baden württember­gische Küchenhers­teller Alno hat keine Zukunft mehr. Doch der Name ist wertvoll. Vielleicht findet sich zumindest für ihn ein Käufer.

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