Wertinger Zeitung

Dezentral unterbring­en

- VON STEFAN KÜPPER stefan.kuepper@augsburger allgemeine.de

Was passiert, wenn man hunderte Menschen ohne sinnvolle Beschäftig­ung über Wochen und Monate an einen Ort, auf ein ausrangier­tes Kasernenge­lände, sperrt? Wenn sie ihr altes Leben hinter sich gelassen haben oder fliehen mussten, wenn sie neu anfangen wollen, aber wieder dorthin zurücksoll­en, wo sie herkamen? Und wenn sie jeden Tag damit rechnen müssen, dass sie oder einer ihrer Nächsten abgeschobe­n wird? Auf Dauer kann das nicht gut gehen. Und die Zahlen der Ingolstädt­er Kriminalst­atistik belegen das. Die Straftaten (viele Diebstähle), die Körperverl­etzungsdel­ikte (die vor allem in den Flüchtling­slagern passieren) sollen damit nicht gerechtfer­tigt werden. Und natürlich muss man darauf reagieren. Mit dem, was notwendig ist, um ein friedliche­s Miteinande­r zu ermögliche­n. Wenn es sein muss, mit mehr Polizei und mehr Kontrollen. Zum Schutz derer, die ihn brauchen. Polizeiprä­senz hilft. Auch, offensicht­lich, gegen Fremdenäng­ste, so unberechti­gt sie zumeist sein mögen. Zugleich, und da greift die Kritik des Bayerische­n Flüchtling­srates, ist ein Transitzen­trum kein Ort, der Integratio­nsbereitsc­haft fördert. Darauf sind diese Lager auch nicht angelegt. Es gibt sie, um Abschiebun­g zu beschleuni­gen. Wer hinter Zäunen unter schwierige­n Bedingunge­n leben muss, fühlt sich nicht angenommen. Natürlich führt das zu Spannungen. Noch mal, hier soll keine der begangenen Straftaten entschuldi­gt werden. Aber es spricht doch einiges dafür, dass Massenunte­rkünfte für Asylsuchen­de auf Dauer mehr Probleme schaffen als lösen.

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