DFB sendet das falsche Signal
Fußballvereinen in der viertklassigen Regionalliga geht immer mal wieder das Geld aus. Insolvenzen der Klubs, die ein tristes Dasein zwischen Profi- und Amateurlager fristen, sind keine Seltenheit. Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Prämie in Höhe von 15 000 Euro für zwei Testspiele versprach, zeigten sich die Vereine in der Regionalliga Südwest daher empfänglich. Zudem profitierten die Klubs sportlich, weil die Begegnungen gegen die chinesische U20-Auswahl an einem spielfreien Wochenende stattfinden sollten.
Nun allerdings hat der DFB das Projekt gestoppt. Womöglich streicht er es demnächst gänzlich. Weil er weiteren Protesten aus dem Weg gehen wollte. Selbst jene Vereine, die finanziell profitiert hätten, rücken nun vom Projekt ab – bevor womöglich auch sie die Empörungswelle getroffen hätte.
Wie bei der korrupten WM-Vergabe und dem jüngsten Videobeweis-Desaster beweist der DFB einmal mehr wenig Gespür für seine Lage. Als würde er es darauf anlegen, öffentlich Prügel zu beziehen. Warum sollte er sonst Chinesen ausgerechnet in einer Liga mitspielen lassen, in der massive Widerstände gegen ungerechte Auf- und Abstiegsregelungen bestehen? Warum hat kein zusätzlicher Aufsteiger die Lücke in der Regionalliga Südwest gefüllt?
Der DFB unterhält Kooperationen zu diversen Verbänden, darunter auch Russland und besagtes China. Ihm internationale Beziehungen anzulasten, wäre das falsche Signal in Zeiten wachsenden Populismus. Im Austausch zu bleiben und zur Völkerverständigung beizutragen, ist Aufgabe des weltgrößten Sportverbands. Allerdings hätte dieser wissen müssen, welche Art von Kritik gegenüber den chinesischen Kickern aufkommen würde. Offensichtlich hatte der DFB den asiatischen Gästen nicht unterbreitet, wie es die Deutschen mit der Meinungsfreiheit halten. Anders ist nicht zu erklären, warum die Chinesen beim ersten Testspiel schmollend auf Tibet-Fahnen reagierten.
Größtes Problem des DFB bleibt dieser Tage aber das Krisenmanagement. Auch jetzt trifft er falsche Entscheidungen und sendet bedenkliche Botschaften. In vorauseilendem Gehorsam kommt er den Chinesen entgegen und unterbindet weitere friedliche Proteste. In der jetzigen Situation hätte er das Projekt nicht mehr stoppen dürfen. Indirekt zeigt der DFB damit, dass ihm Verlockungen des Marktes näher sind als europäische Werte.
Statt die Reaktion der Chinesen infrage zu stellen, begeht der DFB den nächsten Kommunikationsfehler. Und macht sich erneut angreifbar.