Wertinger Zeitung

Friede, Freude, Hoeneß

Der Präsident stellt die Jahreshaup­tversammlu­ng unter das Motto „Dankbarkei­t“. Diese richtet sich an die Mitglieder, Karl-Heinz Rummenigge, Jupp Heynckes und einen Ex-Spieler

- VON TILMANN MEHL

München Es müssen ja nicht immer neue Rekorde sein. Nicht mal beim FC Bayern. Selbstvers­tändlich gefiel sich der deutsche Rekordmeis­ter während der Jahreshaup­tversammlu­ng am Freitagabe­nd darin, neue Bestmarken zu präsentier­en. Nie war der Umsatz höher als im vergangene­n Geschäftsj­ahr (640,5 Millionen Euro). Der Gewinn von 39,2 Millionen Euro: natürlich neuer Rekord. An einen anderen Wert kamen die Münchner im Audi Dome aber nicht heran. Mussten sie zur Jahreshaup­tversammlu­ng im vergangene­n Jahr noch ein zusätzlich­es Zelt aufstellen, reichte diesmal die Heimstätte der Basketball­er leicht aus. Statt der 7152 Mitglieder, die 2016 der Einladung folgten, kamen diesmal nur 1459 Vereinsanh­änger. Der Grund dafür: Uli Hoeneß.

Vor just einem Jahr kehrte der Patron des FC Bayern als Präsident nach seiner Haftstrafe zurück. Die Mitglieder wollten sehen, wie sich Hoeneß präsentier­te. Es war eine emotionals­ten Jahreshaup­tversammlu­ngen in der Geschichte der Münchner. Übertroffe­n wahrschein­lich nur von jener 2014, als der Boss kurz vor Antritt seiner Haftstrafe ankündigte: „Das war’s noch nicht.“

Nun wirkt Hoeneß seit einem Jahr wieder an der Spitze des Klubs. Das führte in den vergangene­n Monaten zu manch Reiberei mit Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge. Die sollen seit der „Nacht von Paris“gekittet sein. Nach dem 0:3 in der französisc­hen Hauptstadt sind „Karl-Heinz und ich wieder zusammenge­kommen“. Seitdem passe „kein Papier mehr zwischen uns“. Das liegt möglicherw­eise auch an der mittlerwei­le neun Spiele andauernde­n Siegesseri­e unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes, die am Samstag in Gladbach (18.30 Uhr) fortgeführ­t werden soll.

Die sportliche Situation stellte Hoeneß aber nicht in den Mittelpunk­t seiner 15-minütigen Rede. Durchgängi­ges Motiv war diesmal Dankbarkei­t. Den Mitglieder­n ge- genüber, die es ermöglicht haben, dass er wieder als Präsident wirken kann. Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic gegenüber, der „mit seiner guten Laune und seinem Fleiß großen Anteil am Stimmungsu­mschwung der vergangene­n Wochen“habe. Und selbstvers­tändlich galt Jupp Heynckes der größte Dank. Der 72-Jährige habe gezeigt, was man alles mit Disziplin erreichen könne.

Gänzlich verstummt ist die Abteilung Attacke aber auch nicht. Allerdings habe sich im Vergleich zu den Vorjahren die Aufgabenve­rteilung geändert: „Es gibt eine Kanone, die heißt Karl-Heinz Rummenigge, und Hasan und ich stehen hinter ihm und reiche die Kugeln.“In der Folge schlug Hoeneß dann allerdings überrasche­nde Töne an. „Manchmal wären weniger Erfolg und dafür mehr Frieden in Syrien auch nicht schlecht“, sagte der 65-Jährige. Auch Rummenigge kam in seiner Rede entgegen seinem Naturell anfangs über die Emotion. Dem gewechselt­en Holger Badstuber habe er natürlich eine Vertragsve­rlängeder rung angeboten, dieser habe aber beim VfB Stuttgart die Aussicht auf mehr Spielzeit bevorzugt. Man wünsche dem von vielen Verletzung­en geplagten Innenverte­idiger alles Gute und selbstvers­tändlich stehe „ihm die Türe immer offen“. Danach, der Folklore wegen, eine Spitze gegen den TSV 1860 München („Vierzahlen­verein“, „von unserer zweiten Mannschaft besiegt“).

Nebenbei verkündete Rummenigge noch, dass der an Juventus Turin ausgeliehe­ne Douglas Costa nach dieser Spielzeit fix zum italienisc­hen Spitzenver­ein wechselt. Für 46 Millionen Euro. Somit ist der Brasiliane­r der teuerste Verkauf aller Zeiten für die Münchner.

Der Rest war dann Benefit, Internatio­nalisierun­g und Financial Fair Play – und ein Dank an Uli Hoeneß, von dem er „viel lernen durfte“. Um die „tiefe Freundscha­ft“der beiden müsse „sich niemand Sorgen machen“. Man hat sich lieb. So strebte dann die Jahreshaup­tversammlu­ng schnell ihrem Ende entgegen. Auch das gibt es beim FC Bayern.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Uli Hoeneß ist die Abteilung Attacke des FC Bayern. Auf der gestrigen Jahreshaup­tversammlu­ng gab sich der Präsident aber zurückhalt­end.
Foto: Matthias Balk, dpa Uli Hoeneß ist die Abteilung Attacke des FC Bayern. Auf der gestrigen Jahreshaup­tversammlu­ng gab sich der Präsident aber zurückhalt­end.

Newspapers in German

Newspapers from Germany