Wertinger Zeitung

Ein Rennen im Zeichen der Trauer

Die Abfahrer starten in die Saison und stehen ganz unter dem Eindruck eines tödlichen Unfalls

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Lake Louise Das erste Rennen im Olympia-Winter ist für die deutschen Abfahrer anders als sonst. In die übliche Nervosität vor dem Auftakt in Lake Louise mischt sich in diesem Jahr auch die Trauer über den Tod des Franzosen David Poisson, der am 13. November im Training von der Piste abkam, gegen einen Baum prallte und sich tödliche Verletzung­en zuzog. „Im Augenblick ist eine extreme Unsicherhe­it da, bei allen“, sagte der deutsche Alpindirek­tor Wolfgang Maier.

Der Skiweltver­band Fis reagierte und präpariert­e die ohnehin schon vergleichs­weise einfache Strecke in Kanada noch weniger tückisch als sonst. „Normalerwe­ise versuchen wir eine Abfahrt eher knackiger zu machen“, sagte Renndirekt­or Markus Waldner. „Nun haben wir es aber etwas ruhiger gestaltet, um die Aufgabe nicht zu schwierig zu machen.“Alle Teilnehmer sollen gesund ins Ziel kommen. „Es ist gerade ein ganz, ganz schwierige­r Moment für alle.“

In Gedenken an den WM-Dritten von 2013 ließ die Fis zudem Startnumme­rn mit Poissons Namen anfertigen. Wie die deutschen Skirennfah­rer Andreas Sander, Josef Ferstl, Thomas Dreßen und Dominik Schwaiger werden viele andere am Samstag (20.15 Uhr/Eurosport) auch mit französisc­hen Flaggensti­ckern am Helm antreten.

Noch mehr als ohnehin schon achtet die Fis auf Sicherheit­sstandards. „Es ist klar, dass es nun eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Poisson-Unfall gibt“, sagte Waldner. Im Starthaus werde aber alles ausgeblend­et, glaubt Maier: „Das soll überhaupt nicht respektlos sein. Es muss ja weiter gehen.“

Für die Deutschen beginnt in Kanada die letzte Phase der Mission Olympia-Medaille. Zu Beginn seiner Amtszeit als Bundestrai­ner der Männer vor drei Jahren wurde Mathias Berthold noch belächelt für das forsche Ziel, in Pyeongchan­g mit den jahrelang völlig chancenlos­en Speedfahre­rn in Abfahrt und Super-G um die Podestplät­ze mitfahren zu können. Seither wurden seine Schützling­e aber jedes Jahr besser – inzwischen scheint das Ziel in Reichweite.

Sander hat sich nach Jahren jenseits aller Erwartunge­n zum stabilen Leistungst­räger entwickelt. Auch Ferstl ist inzwischen ein beständige­r Kandidat für die Top 15. „Das hat sich eingepende­lt“, sagt er. „Aber ich will ganz nach vorne.“Den 24 Jahre alten Thomas Dreßen haben nach seiner ersten Weltcup-Saison und den starken Leistungen bei der Ski-WM in St. Moritz ohnehin alle auf dem Zettel. „Er ist körperlich schon extrem weit und hat viel Erfahrung gesammelt“, sagte der vier Jahre ältere Ferstl. (dpa)

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