Verschwindet die Formel 1 im Pay TV?
Bisher übertrug die Rennen frei empfangbar. Das könnte bald vorbei sein
Abu Dhabi Nach mehr als einem Vierteljahrhundert Formel 1 bei RTL könnte das Saisonfinale in Abu Dhabi das Ende einer TV-Ära markieren. Auch vor dem letzten Rennen des Jahres am Sonntag ist ungewiss, ob der Kölner Privatsender nach 470 Grands Prix in Serie zum Start der neuen Saison am 25. März 2018 in Australien weiter Livebilder zeigen darf. Seit Monaten ziehen sich die Verhandlungen mit den neuen Formel-1-Chefs hin, die aus ihrem Wunsch nach einer Neuordnung der TV-Rechte kein Geheimnis gemacht haben.
„Wir befinden uns weiterhin in Gesprächen“, sagt RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. In Abu Dhabi weicht der PR-Beauftragte der Rennserie Fragen nach der Zukunft der Königsklasse im deutschen Fernsehen aus. Die Formel-1-Führung soll ein Modell bevorzugen, bei dem nur noch ein Drittel der Rennen im frei empfangbaren TV zu sehen wäre, der Rest liefe dann vermutlich exklusiv bei Sky.
Einer solchen Lösung hatte sich RTL zumindest in der Vergangenheit verweigert. Auch von Sky ist wenig zu erfahren. „Es ist noch nichts entschieden, die Pay-TVRechte sind noch nicht vergeben“, sagt ein Sprecher und fügt hinzu: „Wir sind aber entspannt.“
Ob auch Eurosport, das wie der Formel-1-Eigentümer Liberty Media zum Firmen-Imperium des USUnternehmers John Malone gehört, oder der Streamingdienst DAZN für ein Rechtepaket mitbieten, ist offen.
Die enge Verbindung zur Formel 1 reicht in die frühen Tage von RTL zurück. Von 1984 bis 1988 zeigte der Sender die Rennen live, damals teils noch mit Kommentar aus der Telefonleitung. Nach einem Intermezzo bei ARD und ZDF, die Zusammenfassungen sendeten, kehrte die Rennserie 1991 zurück zu RTL. Sechs Wochen später gab Michael Schumacher sein Debüt, eine gewaltige Erfolgsstory nahm ihren Lauf.
Im Sog des „Schumi“-Booms wuchsen auch die Einschaltquoten. Auf dem Höhepunkt sahen 2001 im Schnitt 10,44 Millionen RTL-Zuschauer Schumachers Fahrten auf dem Weg zum vierten WM-Triumphen. Auch für RTL-Mann Kai Ebel eine unvergessliche Zeit. Der Champion und der Sender, das sei zu „etwas Gemeinsamem, Einzigartigem gewachsen. Ich wurde Zeitzeuge und durfte miterleben, wie Michael mit sieben Titeln Sportgeschichte schrieb. Das hat sich tief eingebrannt“, sagt Ebel.
Zwar sanken die Quoten nach den Rekordjahren mit Schumacher bis unter die Fünf-Millionen-Grenze. Zuletzt aber stieg das Interesse wieder an. (dpa)