Wertinger Zeitung

Das Jahr einbinden

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN redaktion@wertinger zeitung.de

Ein Jahr endet – 365 Tage, 52 Wochen, zwölf Monate. Sonne und Wärme, Wolken, Gewitter und Stürme, Hitze und Kälte liegen hinter uns. Das gilt fürs Wetter wie für Beziehunge­n und unser persönlich­es Befinden. Mit dem Advent neigt sich das Jahr bereits dem Ende entgegen. Vor uns liegen ab nächster Woche erneut vier Wochen der inneren Besinnung. Woche für Woche wird eine Kerze mehr brennen, wird das Licht sich ausbreiten, vielleicht nochmals den Blick auf vier abgelaufen­e Jahreszeit­en lenken.

Die persönlich­e Einkehr kann mit dem Binden des Adventskra­nzes beginnen. Große Zweige schneiden wir in kleine. Unsere Hände greifen nach Weichem und Stachelige­m. Helles Grün leuchtet neben satter dunkler Farbe. Klar geschwunge­ne Blätter bieten sich ebenso an wie geradlinig­e Nadeln und wuschelige Zweige. Heimische Pflanzen gibt’s und solche aus anderen Ländern. Traditione­lles findet sich neben Neuartigem.

Das Binden des persönlich­en Adventskra­nzes bietet die Chance zu reflektier­en, das Jahr gedanklich und gefühlsmäß­ig nochmals zu durchleben. Erinnerung­en einzubinde­n, die passenden Pflanzen dafür auszuwähle­n.

Was passt zu meiner eigenen wilden Natur? Was spiegelt mein inneres Wesen, meine Qualitäten, meine Erlebnisse und Erfahrunge­n wider? Mit diesen Fragen binden wir Zweige, Pflanzen und Früchte in unseren Adventskra­nz ein. Raue und weiche, zarte und kräftige Naturmater­ialien. Und womöglich gab’s ja einen ganz besonderen Moment, ein schillernd­es Ereignis.

Die Floristmei­sterin Gudrun Hurler legt großen Wert auf Natürlichk­eit – besonders auch im Advent und an Weihnachte­n. Übermäßige­s künstliche­s Glitzern und Leuchten lehnt sie ab. Doch etwas darf es auch bei ihr glitzern. Stellvertr­etend vielleicht für den besonderen Moment. Und womöglich erkennt man erst mit dem Kontrast einer glänzenden Kugel die Natürlichk­eit der grünen Zweige!

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