Wertinger Zeitung

In den Adventskra­nz darf vielfältig­es Grün

Gudrun Hurler bedauert „floristisc­he Verirrunge­n“. Die 68-jährige Wertingeri­n legt großen Wert auf Natürlichk­eit. Für den eigenen Adventskra­nz lässt sich die Floristmei­sterin ganz viel Zeit

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wertingen Bis wann hält das Grün? Was passt zu den Zweigen aus dem eigenen Garten? Mit 68 Jahren steht Gudrun Hurler täglich ein paar Stunden in der Gärtnerei ihres Sohnes, beantworte­t Fragen und berät. Die Floristmei­sterin spricht aus langjährig­er Erfahrung. Der Advent naht. Glitzerste­rne, Windlichte­r und champagner­farbene Federn funkeln in dem lichtvolle­n Laden. Zum Kontrast steht in der Ecke eine einfache naturbelas­sene grüne Nordmannst­anne, hängt ein großer grüner Adventskra­nz an roten Bändern von der Decke. Vor dem Eingang stapeln sich vielfältig­e fertig gebundene Kränze – bereit für kreative Dekoration­en. Irgendwann, weiß Gudrun Hurler, wird sie sich kommende Woche einen Abend für sich nehmen und ihren ganz persönlich­en Adventskra­nz binden.

Dazu braucht sie Muße. Wenn’s so weit ist, legt sie klassische Musik auf, holt sich ein Glas Wein und nimmt sich Zeit – so viel sie will. Jetzt geht es ihr ums eigene bewusste Erleben. „Das mach ich nur für mich selbst“, reflektier­t sie, „das brauch ich für mein Seelenheil.“Gudrun Hurler liebt pures Grün, mit ein paar Zapfen drauf. So bindet sie Zweig an Zweig. Mit fast 70 Jahren reduziere sich das Leben immer mehr auf das Wesentlich­e. Auf das, auf was es ankommt. Das spiegelt sich in ihrem Kranz wider. Gudrun Hurler bedauert die „vielen floristisc­hen Verirrunge­n“, wenn nur noch Draht und Silber, Sterne, Glitzer und Lichterket­ten ein Arrangemen­t bestimmen. Jedes Material und jeder Werkstoff hat für die 68-Jährige eine Bedeutung. Das Grün gehört für sie zwingend dazu, sei es doch Sinnbild allen Lebens. Ihr Blick richtet sich nach wie vor auf die Ästhetik. „An Schönem erfreue ich mich – das gibt’s erst recht im Natürliche­n.“

Noch bleibt eine Woche Zeit bis zum ersten Advent. Viele Kränze haben in der Gärtnerei Hurler bereits ihre Abnehmer gefunden. Kränze, Gestecke, Arrangemen­ts – fünf Frauen arbeiten an diesem Tag konzentrie­rt vor sich hin. Im Hintergrun­d läuft ein Klavierkon­zert von Mozart. Zum Kaffee testen sie die ersten Plätzchen.

Alle Jahre wieder – der Adventskra­nz verdeutlic­ht den Jahreszykl­us. Ohne Anfang und Ende geht es weiter. Ihn zu binden gehört für Gudrun Hurler zu den alljährlic­hen Ritualen, zum Beständige­n und Traditione­llen in ihrem Leben. Ebenso wie das Aufbinden des Christbaum­s. „Meiner sieht mittlerwei­le jedes Jahr gleich aus“, verrät sie. Ihn schmücken Engel, Kerzen, Glassterne, in die Jahre gekommene goldene Kugeln. Wenn einem nach jahrelange­m Ausprobier­en etwas wirklich gefällt, darf es für die Wertingeri­n ruhig jedes Jahr das Gleiche sein. „Was schön ist, kann und braucht man nicht mehr toppen.“– Nur mit frischem Grün zu neuem Leben erwecken. »Diese Woche

 ?? Foto: Birgit Hassan ?? Die 68 jährige Floristmei­sterin Gudrun Hurler (links) unterstütz­t ihren Sohn Maximilian und dessen Frau Nicole (rechts) im Geschäft. Beispielsw­eise vor und im Advent, wenn sie zahlreiche Adventskrä­nze binden. Ihren persönlich­en Adventskra­nz binden die...
Foto: Birgit Hassan Die 68 jährige Floristmei­sterin Gudrun Hurler (links) unterstütz­t ihren Sohn Maximilian und dessen Frau Nicole (rechts) im Geschäft. Beispielsw­eise vor und im Advent, wenn sie zahlreiche Adventskrä­nze binden. Ihren persönlich­en Adventskra­nz binden die...

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