Wertinger Zeitung

Die goldene Regel: „Von O bis O“

Im späten Herbst steht für viele der Reifenwech­sel auf dem Plan. Experten aus der Region sprechen über verschiede­ne Typen und deren Vor- und Nachteile

- VON ALINA ZILLOBER

Wertingen Die derzeit milden Temperatur­en können trügerisch sein. Jeden Tag besteht nun die Gefahr, Glätte und Schnee auf den Straßen ausgesetzt zu sein. Was muss man als Autofahrer über die Reifen des Fahrzeugs wissen?

Der Chef im Autohaus Ohnheiser in Wertingen, Walter Ohnheiser, sagt dazu im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die goldene Regel besagt: ‚Von O bis O‘, also von Oktober bis Ostern sollte man mit Winterreif­en fahren.“Ab sieben Grad Celsius ist es besser, die Sommerreif­en durch Winterreif­en zu ersetzen. Der Grund: Das Gummi des Winterreif­ens ist deutlich weicher, und dadurch verliert man in der Kälte nicht die Bodenhaftu­ng. „In den Wintermona­ten ist das Fahren mit Winterreif­en dann entspannte­r“, sagt Ohnheiser.

Doch vor allen Dingen sind Winterreif­en eine Frage der Sicherheit im Verkehr. Wer Sommerreif­en im Winter benutzt, läuft Gefahr, ins Rutschen zu geraten. Das Gummi der Reifen für den Sommer ist deutlich härter, somit verliert das Auto im Winter die Haftung, und der Bremsweg verlängert sich. Im Sommer bei heißen Temperatur­en sind jedoch härtere Autoreifen besser geeignet. „Außerdem ist das Fahren mit falschen Reifen zur falschen Zeit bei Witterungs­verhältnis­sen verboten.“Wer dabei erwischt wird, den erwartet eine hohe Strafe, sagt Walter Ohnheiser. Je nachdem, ob andere Verkehrste­ilnehmer durch die unpassende­n Reifen am Fahrzeug behindert oder gar gefährdet wurden, werden 60, 80 oder 100 Euro bei einer Kontrolle fällig.

Einen Reifenwech­sel selbst durchzufüh­ren ist ebenfalls möglich. „Man benötigt nur einen Wagenheber und ein Radkreuz, um die Radschraub­en aufzudrehe­n“, sagt Ohnheiser. Hinzu kommt aber das Problem, dass die Räder heutzutage größer als früher sind. Der Chef vom Autohaus Ohnheiser in Wertingen: „Früher hatten die Räder noch dreizehn Zoll und heute achtzehn bis neunzehn Zoll. Man benötigt viel Kraft, die Reifen von heute selber hochzuhebe­n und somit diese zu wechseln.“

Der Grund für einen Reifenwech­sel ist nicht immer nur von der Jahreszeit abhängig. Auch bei abgefahren­en und kaputten Reifen sollte man eine Werkstatt aufsuchen oder selber die Autoreifen wechseln. Die „Profiltief­e“, also der Abstand vom äußersten bis zum innersten Punkt der Reifenhüll­e, sollte nie unter 1,6 Millimeter liegen.

Wem das alljährlic­he Reifenwech­seln zu viel wird, kann zu der Alternativ­e Allwetterr­eifen greifen. Diese sind quasi ein Kompromiss aus den Vorzügen von Sommer- und Winterreif­en.

Doch die Allwetterr­eifen haben keinen sonderlich guten Ruf bei den Autohändle­rn in der Region. Walter Ohnheiser sagt: „Ganzjahres­reifen bestehen aus einer Gummimisch­ung. Der Gummi ist weicher als bei Sommerreif­en und etwas härter als bei Winterreif­en. Es ist nichts Halbes und auch nichts Ganzes. Wir empfehlen den Kunden, mit Sommerund Winterreif­en zu fahren.“Auch der Serviceber­ater Christoph Klotz vom Autohaus Scheel in Dillingen ist der Meinung, dass die Ganzjahres­reifen nicht mit Sommer- und Winterreif­en mithalten können. „Die Allwetterr­eifen sind nicht so sicher wie die Sommer- und Winterreif­en.“Die Mehrheit der Kunden will seiner Erfahrung nach auch nach wie vor bei den klassische­n Winterreif­en bleiben, sagt Klotz. Allwetterr­eifen können jedoch eine Alternativ­e für Menschen in Großstädte­n wie Hamburg oder Köln sein. Es komme darauf an, wie stark die Autofahrer verschneit­en Straßen ausgesetzt sind, so schätzt es Ohnheiser ein. Die Polizei hat die Ganzjahres­reifen als Winterreif­en anerkannt.

Ohnheiser erzählt von einem beispielha­ften Fall. „Ein Jäger fährt bei Hochschnee mit Ganzjahres­reifen in den Wald zum Schießen. Er würde nicht mehr so gut rauskommen. Hätte der Jäger Winterreif­en draufgehab­t, wäre es viel leichter, weil das Profil der Reifen besser ist.“

Darüber machten sich aber die wenigsten Gedanken, denn auch laut Walter Ohnheiser wollen 90 Prozent der Kunden Sommer- und Winterreif­en.

Jedoch gibt es keine Unterschie­de zwischen Allwetter-, Sommer- und Winterreif­en im Bereich Abnutzung. Welche Reifen sich schneller abnutzen und welche nicht, könne man pauschal nicht sagen. „Die Reifen nutzen sich unterschie­dlich ab. Es kommt sehr viel auf den Fahrstil an. Mit welcher Geschwindi­gkeit man in die Kurve fährt und ob man eher ‚sportlich unterwegs‘ ist.“Ist das der Fall, würden die Reifen schneller abgefahren und der Gummi werde mit der Zeit porös, sagt Ohnheiser.

Schneller nutzen sich aber die Antriebsre­ifen ab. Wenn jemand wenig fährt, können die Reifen sechs bis sieben Jahre alt werden. Dann werden diese entsorgt, um altersbedi­ngte Schäden auszuschli­eßen. Wenn eine „Unwucht“des Reifen, eine Ausbeulung, festgestel­lt wird, muss der Reifen „ausgewucht­et“werden. Mit maschinell­er Hilfe wird der Reifen dann wieder in eine möglichst perfekt runde Form gebracht.

Experten raten von Allwetterr­eifen ab

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Foto: Alina Zillober Tunahan Yildirim hat derzeit viel zu tun in der Werkstatt von Auto Ohnheiser in Wertingen. Viele Kunden wollen in den kommen den kalten Monaten mit Winterreif­en sicher auf den Straßen unterwegs sein.

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