Aus welchem Holz geschnitzt?
Die Einfuhr von illegal geschlagenem Holz in die EU ist verboten – aber schwer zu kontrollieren. Mit Gentests wollen Forscher dagegen angehen
Genaue Zahlen gibt es nicht, das liegt in der Natur der Sache. Nach Schätzungen, die auch von der Holzwirtschaft geteilt werden, stammten noch im Jahr 2009 zwischen sieben und 17 Prozent des globalen Holzeinschlags aus illegalen Quellen. Meist geht es um Tropenholz. Allein in Deutschland landen jedes Jahr wohl 120 Millionen Kubikmeter Holz oder Holzprodukte aus illegalen Quellen.
Dabei sind die Waldgebiete, die von illegalen Rodungen betroffen sind, meist besonders wertvoll für den Erhalt der Artenvielfalt und als Speicher für CO2. Illegaler Holzeinschlag schädigt durch den Verlust von Steuereinnahmen auch die Staaten, aus denen das Holz stammt. Und alle Unternehmen, die sich nicht an krummen Geschäften beteiligen, werden ebenfalls benachteiligt: Illegal geschlagenes Holz drückt die Preise. Im Jahr 2013 ist nach langer Vorlaufzeit in der EU die Europäische Holzhandelsverordnung in Kraft getreten, die den Handel mit illegalem Holz zumindest erschweren soll. Seitdem hat das Unternehmen, das Holzwaren in der EU als Erstes auf den Markt bringt, grundsätzlich die Pflicht, sicherzustellen, dass das Holz nicht illegal geschlagen wurde. Doch der Nachweis ist mitunter schwer zu erbringen. Denn der größte Teil des illegal geschlagenen Holzes kommt in Form verarbeiteter Produkte in die EU, in Möbeln, Spanplatten oder Papier etwa. Gerade bei diesen Produkten ist es aber sehr schwer, die verwendeten Baumarten bestimmen. Der einzig gangbare Weg hierzu wären Genanalysen. Dafür genügen zwar kleine Holzteile. Doch das Genmaterial ist durch zu den Verarbeitungsprozess oft stark degeneriert. An diesem Punkt will das Thünen-Institut für Forstgenetik nun ansetzen. In Zusammenarbeit mit dem Holzhandel wollen die Forscher ein neues Analyseverfahren entwickeln, mit dem die verwendeten Holzarten in verarbeiteten Produkten sicher bestimmt werden können. Der Schwerpunkt der Forscher soll dabei auf der Unterscheidung häufig verwendeter Gattungen wie Kiefer und Douglasie liegen und auf dem wegen seiner herausragenden Festigkeit sehr beliebten Tropenbaum Bangkirai.
Zur Bestimmung der Herkunft von Hölzern gibt es am Thünen-Institut ein eigenes Kompetenzzentrum. Dort suchen die Forscher schon lange nach Werkzeugen, die helfen können, kriminelle Machenschaften im Holzhandel aufzudecken. Weit entwickelt sind die Methoden, um unterschiedliche Holzarten eindeutig zu bestimmen. Für gerichtsfeste Gutachten etwa werden in der Forschungseinrichtung regelmäßig mikroskopische Untersuchungen vorgenommen. Diese geben aber nur begrenzt Auskunft über die Herkunft von Hölzern.
Um das zu klären, suchen die Forscher nach genetischen Markern, die einzelne Baumarten eindeutig identifizieren. Vorstellen kann man sich das wie die Barcodes auf Waren im Supermarkt. In Zukunft soll es möglich sein, die Herkunft eines Holzes bis auf 30 Kilometer genau zu bestimmen. Dazu sammeln die Forscher weltweit Referenzproben von Baumarten. Denn der genetische Fingerabdruck einer Art kann sich je nach Region leicht ändern.
Firmen, die es genau wissen wollen, können bereits heute Genproben bei der Holzernte nehmen. An beliebiger Stelle der Verarbeitungskette lässt sich dann überprüfen, ob auch das richtige Holz verwendet wurde. Matthias Zimmermann