Wertinger Zeitung

Ärger um das deutsche Ja zu Glyphosat

Das umstritten­e Pflanzensc­hutzmittel darf noch weitere fünf Jahre benutzt werden. Auch Deutschlan­d stimmte beim letzten Vermittlun­gsversuch zu. Und das, obwohl Umweltmini­sterin Hendricks strikt dagegen war

-

sollte allen klar sein, dass ein Mittel unter Krebsverda­cht „auf unseren Äckern nichts verloren“habe.

Der Unkrautver­nichter gilt zwar als sehr wirksam, preiswert und wird auch weltweit in der Landwirtsc­haft genutzt. Dennoch führten Gegner und Befürworte­r den Streit um das Mittel mit großer Schärfe. Bis zuletzt stieß man in Zusammenha­ng mit Glyphosat allerdings immer wieder auf zwei Reaktionen: eiserne Überzeugun­g – oder völlige Ratlosigke­it. Selbst in Brüssel waren sich viele nicht sicher, was denn nun richtig und was falsch ist. Ist Glyphosat wirklich krebserreg­end? Oder wurde da ein Skandal künstlich herbeigere­det? Die Antworten können höchst unterschie­dlich ausfallen – je nachdem, wen man befragt. Aber wie kann es sein, dass es selbst in der Wissenscha­ft keine eindeutige Position gibt?

Um das zu verstehen, muss man zweieinhal­b Jahre zurückgehe­n, in das Frühjahr 2015. Damals hatte die Krebsforsc­hungsagent­ur der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO das Pflanzengi­ft als „wahrschein­lich krebserreg­end“eingestuft. Diese Bewertung schlug ein, denn sie stand im direkten Gegensatz zu den Einstufung­en anderer Behörden. Über eine Million EU-Bürger hatten daraufhin eine Petition an die EU-Behörde in Brüssel unterzeich­net, in der sie einen Stopp des umstritten­en Pflanzensc­hutzmittel­s forderten.

Das deutsche Bundesamt für Risikobewe­rtung (BfR) prüfte neu – und fand nicht genug Indizien, um einen Krebsverda­cht zu untermauer­n. Dieser Unbedenkli­chkeitserk­lärung schloss sich auch die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it, kurz Efsa, an. Das BfR darf allerdings keine eigenen Tests durchführe­n und muss sich deshalb auf Tests und Studien unter anderem der Hersteller verlassen – ein Umstand, den Glyphosat-Gegner immer wieder kritisiere­n. Sie berufen sich vor allem auf die Einschätzu­ng der Krebsforsc­hungsagent­ur, während Glyphosat-Befürworte­r wie der Bauernverb­and der Argumentat­ion des BfR und der Efsa folgen.

 ?? Foto: epd ?? Glyphosat wird seit den 1970er Jahren in der Landwirtsc­haft eingesetzt. Seit 2012 hat sich der Absatz zwar fast halbiert, auf vie len Äckern wird das Mittel, so wie hier auf einem Maisfeld in Sachsen Anhalt, aber noch versprüht.
Foto: epd Glyphosat wird seit den 1970er Jahren in der Landwirtsc­haft eingesetzt. Seit 2012 hat sich der Absatz zwar fast halbiert, auf vie len Äckern wird das Mittel, so wie hier auf einem Maisfeld in Sachsen Anhalt, aber noch versprüht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany