Zahl der missbrauchten Buben steigt
Die Staatsanwaltschaften Memmingen und Augsburg prüfen weitere Vorwürfe gegen den früheren Nördlinger Stadtpfarrer. Warum das Bistum Kritik an seinem Umgang mit ihm zurückweist
Missbrauchsbeauftragen gefallen. Erber arbeitete von 1983 bis 1996 am Maristenkolleg und dessen inzwischen geschlossenem Internat. Er hatte eingeräumt, dort einen Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Der Leiter des Maristengymnasiums, Gottfried Wesseli, wies gestern auf Anfrage darauf hin, dass unmittelbar nach Bekanntwerden dieser von Erber eingeräumten Vorwürfe die Schulleitung alle Eltern schriftlich informiert habe. Niemand habe sich seither bei der Schule gemeldet. „Wir würden in diesem Fall alle Opfer bitten, sich mit der Missbrauchsbeauftragten der Diözese oder der Staatsanwaltschaft in Verbindung zu setzen.“
Der Gesprächsabend im katholischen Pfarrzentrum St. Salvator in Nördlingen am Donnerstagabend verlief aus Sicht des Generalvikars sehr emotional. Dass ein beliebter Pfarrer einen Jugendlichen sexuell missbraucht habe, habe die Bürger „erschlagen“. Die Psychologin Helga Kramer-Niederhauser versuchte, den Anwesenden die Situation der Opfer näherzubringen. Grundsätzlich würden gerade Kinder denken, dass sie selbst schuld seien, wenn sie sexuell missbraucht werden. Die nun demonstrierte Loyalität gegenüber dem Pfarrer führe dazu, dass sich weitere Opfer nicht überwinden könnten, ihren Fall zu melden. Die Schamgrenze steige weiter.
Noch ist nicht bekannt, mit welchen weiteren kirchenrechtlichen Konsequenzen Erber, der sich derzeit nicht in Nördlingen aufhält, zu rechnen hat. Generalvikar Heinrich sagte, die Glaubenskongregation im Vatikan entscheide, wie es weitergehe. Dieser Prozess dauere an.