Ein Mann und viele Frauen
Lustiges von Lust und Lebensüberdruss
Christoph Höhtker wurde schon mit Michel Houellebecq und Christian Kracht verglichen – und von der Welt als „Lustiger“gepriesen. Puh… Jedenfalls gibt der gebürtige Bielefelder auch in seinem Roman „Das Jahr der Frauen“wieder alles, um gleichzeitig depressiv und halb pornografisch, romantisch und illusionslos, erzählungsvernarrt und literaturskeptisch rüberzukommen. Das macht tatsächlich Spaß, mehr als Kracht und Houellebecq, aber erreicht eben nie deren Qualitäten.
„Das Jahr der Frauen“also. Ein Mann, der wie Höhtker selbst in Genf lebt, aus der Finanzbranche geflogen ist und nun die Biografie eines obskuren NGOPaten verfassen soll und der Obsession einer ehemaligen, drogenträchtigen Liebe nachhängt. Aus einer Sitzung bei seinem überforderten Therapeuten entsteht die titelgebende Wette: Frank Stremmer will jeden Monat mit einer anderen Frau Sex haben – und wenn er gewinnt, darf er sich umbringen. So. Daraus wird nun ein peinlicher, irrer Ritt durch alle Abgründe – zumal Stremmer die Eigenschaft besitzt, in seinem Gegenüber dessen Geschichte lesen zu können und er gerne auch über das unverbrüchlich Nationalsozialistische am Deutschen räsoniert. Ob er sich am Ende tatsächlich umbringt? Leserinnen werden es dem Herrn wohl öfter wünschen. Aber niemand mit auch nur einem bisschen abgründigem Humor wird behaupten können, keinen Spaß gehabt zu haben. (ws)