Was das Moor alles kann
In Gundelfingen sind nicht alle von der Wiedervernässung des Mooses begeistert
Seit acht Jahren soll das Gundelfinger Moos wiedervernässt werden. Doch: „Naturschutzprojekte lösen bei Landwirten keine Begeisterung aus, besonders, wenn sie mit Wasser in Verbindung gebracht werden“, sagte Dillingens BBV-Kreisobmann Klaus Beyrer.
Anlass war eine gut besuchte Informationsveranstaltung in der Brenzhalle zur Wiedervernässung des Gundelfinger Mooses, bei der auch Kritik laut wurde. Beyrer betonte, wie wichtig Transparenz sei, um die Landwirte von der Maßnahme zu überzeugen. Eröffnet hatte die Veranstaltung Georg Stark, Sprecher des Arbeitskreises Gundelfinger Moos. Dieser war nach der Eigentümerversammlung vor acht Jahren gegründet worden. In diesem Gremium sind Landwirte, Kommu- nen, der Naturschutz und entsprechende Fachbehörden vertreten.
In zwölf Sitzungen sei nun in den vergangenen acht Jahren für ein Konzept zur Wiedervernässung Einigkeit erzielt und ein Maßnahmepaket entwickelt worden. So solle das Moor wieder mehr Wasser bekommen, damit es im Sommer weniger austrocknet und somit nicht mineralisiert. Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß hatte bei der Eröffnung der Veranstaltung daran erinnert, dass Moorschutz eine äußerst effektive Form des Klimaschutzes sei. Moor mindere den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen, fügte Stark ihren Ausführungen hinzu. Außerdem solle sich der Brachvogel wieder in der Region wohlfühlen. Und eine extensive landwirtschaftliche Grünlandnutzung sei in den Randbereichen weiterhin möglich. Einen kurzen Über- blick zum Projekt lieferte Anton Burnhauser von der Regierung von Schwaben. Zur Verbesserung des Natur- und Wasserhaushalts im Schwäbischen Donaumoos gehörten das Leipheimer und Gundelfinger Moos, wobei die Leipheimer Maßnahme bereits größtenteils realisiert worden sei.
„Für die Durchführung der Wiedervernässung in Gundelfingen gibt es drei Maßnahmenpakete“, berichtete Burnhauser. Zum einen den Rückbau der Entwässerung im 180 Hektar umfassenden Kernbereich, unter anderem durch die Verfüllung von Entwässerungsgräben. Des Weiteren durch die Abzweigung von Wasser aus den nördlich vorbeifließenden „Nordgräben“sowie die Zuleitung von Grundwasser aus den westlich liegenden Vollmer-Seen. Das Gesamtgebiet des Projekts umfasst laut Burnhauser insgesamt 630 Hektar. Davon sind im Konzept neben dem Kerngebiet 80 Hektar als Pufferzone ausgewiesen, der Rest ist als Beobachtungsgebiet vorgesehen. Zu Fragen über die Auswirkungen der Vernässung berichtete Hydrologe Dr. Karl-Heinz Prösl, dass dazu umfangreiche Untersuchungen an einem Grundwassermodell mit hydrologischen Simulationen stattgefunden haben und zur Beweissicherung ein Pegelmessnetz installiert worden sei. Darüber hinaus gebe es keine Auswirkungen auf landwirtschaftlich genutzte Privatflächen im Umfeld, wie den Gundelfinger Gartenbau, die Peterswörther Flur, die Sontheimer Hochterrasse und das Günzburger Feld, beruhigte Prösl die Betroffenen. Denn laut Information des Hydrologen erfolgt die Anhebung des Grundwasserspiegels von maximal zehn bis 20 Zentimetern unter Fluroberkante auf Flächen im Kerngebiet, die größtenteils in öffentlicher Hand seien. Auch bestehe für Unteranlieger, wie von ihnen im Vorfeld häufig vorgebracht, keine Hochwassergefahr, da das intakte Moor Wasser speichert und überschüssiges Wasser kontrolliert nach Südosten abgeführt und in den dortigen Kieskörper zurückgeleitet werde. Dadurch würden sogar Spitzenabflüsse nach Starkregenereignissen verringert. Sollte es dennoch Beeinträchtigungen bei der Nutzung auf Privatflächen geben, werden diese durch einen Rahmenvertrag finanziell entschädigt, ergänzte Anton Burnhauser.
Umgesetzt werde die Maßnahme im Auftrag der Regierung von Schwaben von der Arge Donaumoos, die bereits Erfahrungen aus der erfolgreichen Wiedervernässung des Leipheimer Mooses und der Neueinleitung hat. Trotz dieser Aussagen und Informationen fürchtet Anton Dölle aus Peterswörth, dass er auf seinem Acker eher Schifferl fahren könne, als mit dem Schlepper, und Thomas Schlumm aus Riedhausen hegte die Befürchtung eines Rückstaus bei Starkregen. Christian Strobl von der Moosgemeinschaft Sontheim bezeichnete die Maßnahme als Zumutung für die Landwirte und forderte die Regierung von Schwaben auf, für den notwendigen Ausgleich zu sorgen.
Georg Stark forderte die Gegner der Maßnahme auf, ihre Fundamentalkritik aufzugeben und den Aussagen zum Konzept der Wiedervernässung zu vertrauen. „Wir wollen niemanden über den Tisch ziehen und gewährleisten vollständige Transparenz“, ergänzte der Arbeitskreisvorsitzende und versprach: „Die Situation wird besser als bisher.“