Wertinger Zeitung

Täter nach versuchtem Terroransc­hlag angeklagt

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Nach dem versuchten Terroransc­hlag nahe dem New Yorker Times Square mit vier Verletzten ist der Täter angeklagt worden. Dem 27-Jährigen werde illegaler Waffenbesi­tz, Terrorverd­acht und terroristi­sche Bedrohung vorgeworfe­n, teilte die New Yorker Polizei mit. „Er hat nach seiner Festnahme Aussagen gemacht und wir haben viel erfahren“, sagte der stellvertr­etende NYPD-Chef John Miller CBS, ohne auf Details einzugehen. Der Angeklagte hatte am Montagmorg­en zur Hauptverke­hrszeit in einem unterirdis­chen Verbindung­stunnel zwischen dem Busbahnhof Port Authority und der U-Bahn-Station Times Square versucht, sich mit einer vermutlich selbst gebauten Rohrbombe selbst in die Luft zu sprengen. (dpa) Wien/Augsburg Karl-Heinz Grasser war ein Politstar in Österreich – eine Art alpenländi­scher Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Liebling der Boulevardp­resse. Einer, der Macht und Glamour zusammenbr­achte, der hoch gehandelt wurde und umso tiefer stürzte. Grasser gehörte zum Gefolge von Jörg Haider. Der Kärntner Rechtspopu­list sammelte in den 90er Jahren smarte, selbstbewu­sste Jungpoliti­ker um sich. „Buberlpart­ie“nannten die Österreich­er diese Seilschaft – halb spöttisch, halb beeindruck­t. Viele der dynamische­n Herren von damals haben später Karriere gemacht – früher oder später kamen aber fast alle mit dem Gesetz in Konflikt. Auch Karl-Heinz Grasser. Seit gestern steht er in einem der größten Korruption­sprozesse der österreich­ischen Geschichte vor Gericht.

Der 48-Jährige hat das Rampenlich­t nie gescheut. Ob beim AprèsSki in Kitzbühel, auf dem Wiener Opernball oder für die Homestorys der Hochglanz-Magazine: Der Politiker mit dem wehenden Haupthaar, den strahlende­n Augen und perfekt sitzenden Anzügen macht immer eine gute Figur. Und nicht nur seine politische Karriere – mit gerade einmal 31 Jahren war er schon Finanzmini­ster – lieferte verlässlic­h Schlagzeil­en, sondern auch sein Privatlebe­n. Als der Sohn eines Klagenfurt­er Autohändle­rs 2005 Fiona Swarovski, die Erbin des weltberühm­ten Kristallko­nzerns, vor den Altar führt, jubeln die Boulevardm­edien. Es ist seine zweite Ehe. Diesmal soll alles perfekt sein. Doch hinter dem Glanz gibt es offenbar auch eine dunkle Seite. Gestern holten Grasser die Schatten der Vergangenh­eit ein.

Ein Blitzlicht­gewitter zieht über den gefallenen Star hinweg, als er sich mit seinem Anwalt den Weg zum frisch renovierte­n Großen Schwurgeri­chtssaal kämpft. Fragen von Reportern wehrt er ab. Der Richterin wird er später auf die Frage zu seinen finanziell­en Verhältnis­sen antworten, er habe keinen Arbeitgebe­r, kein Auto und kein Haus. „Mein gesamtes wirtschaft­liches System ist zusammenge­brochen, ich bin ruiniert“, sagte er vor dem Prozess. Das politische Wunderkind wird beschuldig­t, als Finanzmini­ster bestechlic­h gewesen zu sein. Im Zwielicht steht die Privatisie­rung von Bundeswohn­ungen. Daran soll Grasser in großem Stil mitkassier­t haben. Korruption? Untreue? Grasser droht jedenfalls Gefängnis und die Alpenrepub­lik fragt sich, wie es so weit kommen konnte.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang in Kärnten. Dort begegnet Grasser seinem späteren Mentor Jörg Haider. Das Bundesland an der Grenze zu Slowenien ist nicht besonders groß, gilt als konservati­v und ein bisschen provinziel­l. Man kennt sich, man netzwerkt. Ein guter Platz, um schnell viel zu erreichen. Den beiden jedenfalls gelingt das. Als Grasser stellvertr­etender Landeshaup­tmann wird, ist er gerade einmal 25 Jahre alt. In dieser Zeit knüpft er die ersten Kontakte zu Parteifreu­nden, die jetzt mit ihm vor Gericht stehen.

Insgesamt gibt es in dem Korruption­sprozess 15 Angeklagte. Einer von ihnen ist Walter Meischberg­er. Auch er ist Mitglied der legendären „Buberlpart­ie“. In Österreich nennt man ihn sogar das „Ur-Buberl“, weil er früher als die anderen in Haiders Dunstkreis geriet. Meischberg­er wird Grassers Freund, später sogar sein Trauzeuge. Dessen Aufstieg scheint kein Ende zu nehmen. 2000 wird er als Finanzmini­ster „angelobt“. Da ist er übrigens genauso jung wie heute Sebastian Kurz, der in wenigen Tagen Österreich­s Bundeskanz­ler werden soll. Was Kurz heute ist, war Grasser damals: ein Hoffnungst­räger. Die österreich­ische Öffentlich­keit überschläg­t sich förmlich vor Begeisteru­ng über den feschen Selbstdars­teller. Und der geht ohne Skrupel ans Werk. Um die Staatsfina­nzen zu sanieren, kündigt er die Privatisie­rung von 60000 Bundeswohn­ungen an, nachdem er den FPÖ-nahen Wiener Immobilien­makler Ernst Karl Plech zum Aufsichtsr­atschef des Wohnungsun­ternehmens Buwog gemacht hat. Auch Plech sitzt nun auf der Anklageban­k. Er soll hinter den Kulissen die Fäden gezogen haben.

Während seiner Zeit als Finanzmini­ster zerbricht Grassers politische Freundscha­ft zu Haider. Er tritt aus der rechtspopu­listischen FPÖ aus und macht als Parteilose­r weiter. Nun fährt Grasser auf dem Ticket der konservati­ven ÖVP. Sein

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