Wertinger Zeitung

Bessere Hilfe für Schuldner

Beratung im Freistaat künftig aus einer Hand

- VON HENRY STERN

München Jahrelang hatte die Staatsregi­erung entspreche­nde Initiative­n der Landtags-Opposition blockiert. Nun hat sich die CSU doch zu einer Reform der Schuldner- und Insolvenzb­eratung in Bayern durchgerun­gen: Die von den Kommunen getragene Schuldnerb­eratung und die bislang vom Freistaat finanziert­e Insolvenzb­eratung sollen künftig unter dem Dach der Kommunen zusammenge­führt werden.

Die Trennung der Kompetenze­n habe sich „in der Praxis manchmal als grotesk erwiesen“, räumte Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) ein. Denn die auf finanziell­e und persönlich­e Probleme zielende Schuldnerb­eratung und die auf eine außergeric­htliche Einigung mit Gläubigern ausgericht­ete Insolvenzb­eratung gehen meist fließend ineinander über. Oft tragen sogar die gleichen Sozialverb­ände beide Einrichtun­gen. Durch die Neuregelun­g soll eine flächendec­kende Beratungss­truktur möglich sein, sagte Sozialmini­sterin Emilia Müller (CSU). Es könne kundenorie­ntierter, schneller und effiziente­r gehandelt werden. Zudem sollen Menschen, die in finanziell­er Not sind, Hilfe aus einer Hand erhalten.

Derzeit sind acht Prozent der bayerische­n Bürger überschuld­et – Tendenz steigend. Trotzdem gibt es 18 Landkreise ohne Schuldnerb­eratung. Wartezeite­n von bis zu drei Monaten sind keine Seltenheit. SPD und Grüne hatten die Änderung seit 2011 gefordert. Der Beschluss sei „lange überfällig“, sagte die Grünen-Abgeordnet­e Kerstin Celina. Zufrieden ist die Opposition aber noch nicht: Die Finanzieru­ng der Beratungss­tellen sei „absolut unzureiche­nd“, findet Celina: Notwendig seien gut acht Millionen Euro, der Freistaat wolle aber nur sechs Millionen zur Verfügung stellen. „Ausgerechn­et in der Schuldnerb­eratung ist damit eine Geldknapph­eit absehbar“, kritisiert Celina.

Für Ärger bei den Sozialverb­änden sorgen zudem die seit 1999 nicht angehobene­n Fallpausch­alen, die einen kostendeck­enden Betrieb schwierig machen. Diese sollen laut Sozialmini­sterium abgeschaff­t werden. Berlin

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