Wertinger Zeitung

Kann oder Soll?

Die Debatte um die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e geht in nächste Runde

- VON MICHAEL BÖHM

München Ein Kann ist auch keine Lösung – ein Satz, der seltsam klingt, über den heute jedoch im Plenum des Landtags diskutiert werden wird. Denn er ist Teil der Debatte über die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e. Und genau dieses Thema haben die Freien Wähler mithilfe eines Dringlichk­eitsantrag­s auf die Tagesordnu­ng gehievt.

Zum Hintergrun­d: In Bayern gilt derzeit ein Gesetz, das es Städten und Gemeinden vorschreib­t, für den Ausbau von Straßen unter gewissen Voraussetz­ungen die Anwohner der jeweiligen Straße zur Kasse zu bitten. Zwar steht im Gesetzeste­xt das Wörtchen „Soll“, Gerichte haben zuletzt jedoch entschiede­n, dass es sich dabei eher um ein „Muss“handelt. Seit Jahren sorgt die Regel für Ärger bei Anwohnern, die teilweise hohe fünfstelli­ge Summen berappen müssen und nicht selten dagegen vor Gericht ziehen. Die Freien Wähler fordern daher die Abschaffun­g der Beiträge und wollen bei einer Landesvers­ammlung am Samstag über ein Volksbegeh­ren beraten.

Nun brachte die CSU unlängst auch das Wörtchen „Kann“wieder ins Spiel. Demnach könnte den Kommunen freigestel­lt werden, ob sie die Straßenaus­baubeiträg­e von ihren Bürgern verlangen oder nicht. Ein entspreche­nder Gesetzesen­twurf werde derzeit erarbeitet, erklärte der innenpolit­ische Sprecher der Landtagsfr­aktion, Florian Herrmann. Doch mit diesem Vorhaben stoßen die Christsozi­alen an vielen Stellen auf wenig Gegenliebe – unter anderem in vielen Rathäusern. Denn eine Kann-Regelung würde die Bürgermeis­ter vor Ort in ein Dilemma stürzen. Verlangen sie die Beiträge, ist ihnen der Unmut der Anwohner gewiss. Verlangen sie keine, fehlt ihnen das Geld für den Straßenaus­bau. „Die Finanzieru­ng des Straßenaus­baus würde dann zulasten anderer Aufgaben gehen“, sagt Bernd Buckenhofe­r, Chef des Bayerische­n Städtetags, ebenfalls Gegner einer Kann-Regelung.

Die Freien Wähler behaupten, ein „Kann“sei keine Lösung, sondern „der Schwarze Peter wird nur den Bürgermeis­tern zugeschobe­n und in den Gemeinden politisch Feuer gelegt“. Sie wollen daher dem Vorschlag der CSU heute einen Riegel vorschiebe­n und im Plenum darüber abstimmen lassen.

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