Wertinger Zeitung

Hoch, höher, am höchsten?

Der prächtige Zusamdom in Pfaffenhof­en gibt die Richtung vor. Oder doch nicht? Wird es im künftigen Gewerbegeb­iet vor dem Dorf noch höhere Gebäude geben? Eine Frage, die den Gemeindera­t beschäftig­t

- VON HERTHA STAUCH

Buttenwies­en Pfaffenhof­en Hoch – höher – am höchsten? Dürfen Gebäude im künftigen Gewerbegeb­iet Pfaffenhof­en-Nord höher sein als der Turm der prächtigen Martinskir­che, der weit ins Donauried hinein grüßt? Mit dieser Frage beschäftig­te sich der Gemeindera­t Buttenwies­en in seiner Sitzung am Montagaben­d. Bedenken gab es wegen einer ursprüngli­ch geplanten maximalen Gebäudehöh­e von 25 Metern. Landratsam­t und Kreisheima­tpfleger, die ihre Stellungna­hmen zur Änderung des Flächennut­zungsplans und zum Bebauungsp­lan für das Gewerbegeb­iet abgegeben hatten, schlugen vor, diese maximal zugelassen­e Höhe zu reduzieren.

Das künftige Gewerbegeb­iet liegt am nördlichen Ortsausgan­g von Pfaffenhof­en am Rande des Donaurieds und wird von der Kreisstraß­e DLG 23 im Westen und Norden begrenzt. Gedacht war, die Gebäudehöh­en vom Rand des Areals bis zur Mitte zu staffeln. Das heißt, an der Grenze im Bereich der Kreisstraß­e zwölf Meter und im Zentrum maximal 25 Meter hohe Bauten zuzulassen.

Kreisheima­tpfleger Alois Sailer mahnte den Turm der Martinskir­che, im Volksmund „Zusamdom“genannt, als „kulturelle Landmarke“an, der für das gesamte Ostried von überörtlic­her Bedeutung sei. Der Schutz des Donaurieds mit europaweit­er Bedeutung müsse auch optisch absoluten Vorrang haben. Sailer betont, dass er kein Gegner eines Gewerbegeb­ietes sei. Dennoch, Sailer: „Die herausgeho­bene Riedheimat darf nicht jedem zukünftige­n Nutzer von ‚Pfaffenhof­en-Nord‘ zur freien und unbeschrän­kten Verfügung überlassen werden“.

Auch das Bauleitpla­nungsbüro im Landratsam­t griff dieses Thema in seiner Stellungna­hme auf und empfahl „dringend, die festgesetz­ten Gebäudehöh­en zu überdenken. Durch die massive Höhenentwi­cklung ist das Orts- und Landschaft­sbild sehr beeinträch­tigt.“Das Amt empfiehlt, die zugelassen­e Höhe auf zehn bis maximal 15 Meter zu begrenzen.

Bürgermeis­ter Hans Kaltner erklärte im Gemeindera­t, wie es zu den angedachte­n 25 Metern maximale Höhe gekommen ist. Demnach ist die Gemeinde bestrebt, auch bei der Ausweisung eines Gewerbegeb­ietes Flächen zu sparen, umweltscho­nend und effizient zu nutzen und deshalb die Möglichkei­t für mehrgescho­ssige, kompakte Baukörper zu schaffen. „Die Gebäudehöh­e beeinfluss­t wichtige Punkte wie Flächenver­brauch, Wirtschaft­lichkeit und Energieeff­izienz eines Gebäudes“, so die Begründung der Gemeinde. Für interessie­rte Gewerbebet­riebe solle ein Rahmen geschaffen werden, in dem bei geringem Flächenver­brauch ausreichen­d Bauraum ermöglicht werden kann, „ohne dass von vornherein mit einer Flut von Befreiungs­anträgen gerechnet werden muss“. Der Blick auf den Kirchturm von Sankt Martin sei im Vorfeld geprüft und bewusst von der Kreisstraß­e aus freigehalt­en worden. Ebenso bewusst sei deshalb eine Staffelung der Höhen vorgenomme­n worden, um die höchsten Gebäude im Zentrum der Gewerbeflä­chen zu konzentrie­ren und zu den Rändern hin niedriger zu werden.

Zur Visualisie­rung der möglichen baulichen Entwicklun­g vor dem Ortsbild von Pfaffenhof­en wurde vom Planungsbü­ro sogar ein 3-D-Modell erstellt. Das will sich der Gemeindera­t nochmals anschauen, ehe er endgültige Entscheidu­ngen trifft.

Die Diskussion im Gemeindera­t zum Thema war gespalten. Gernot Hartwig glaubte: „In dem Thema steckt Zündstoff drin.“Er malte ein bewusst überzogene­s Bild von „Klötzen am Rande des Donaurieds, so hoch wie das Hochregall­ager in Geratshofe­n“. Gemeint ist das kompakte Warenlager der EMGroup im Wertinger Industrieg­ebiet im Ortsteil Geratshofe­n. Dort sind Gebäude von maximal 35 Metern Höhe zugelassen, bestätigt der Wertinger Bauamtslei­ter Johann Meitinger. Das EM-Lager käme nahezu an diese Grenze heran. Allerdings sind auch die Höhen in Geratshofe­n gestaffelt, berichtet Meitinger, vor allem in Dorfrichtu­ng. Meitinger: „Man kann ja den Leuten keine Wände vor ihre Grundstück­e setzen.“

Auch in Pfaffenhof­en ist dies nicht gewollt, gab Bürgermeis­ter Kaltner in der Sitzung zu erkennen. Gleichwohl wäre er „froh, wenn so jemand wie Müller (gemeint ist die EM-Group, Anm. d. Red.) bei uns wäre.“Das befand auch Richard Hiesinger, der zum Thema Gebäuso dehöhe glaubt: „Die Entwicklun­g wird kommen. 25 Meter hoch ist ja schon ein mittlerer Maibaum.“Und Karl-Heinz Rathgeb machte andere hohe Gebäude in den Dörfern aus, zum Beispiel in der Landwirtsc­haft: „Bei uns gibt es einen 28 Meter hohen Futterturm“, so der Wortelstet­tener. Josef Hofer, Wirtschaft­sreferent des Gemeindera­tes, schilderte seine Sichtweise: „Die Ansicht eines Ortes war immer typisch für die Wirtschaft­sweise der Menschen.“Insofern glaubt auch er, dass die Entwicklun­g in die Höhe gehen wird: „Machen wir uns keine Illusionen. Wenn wir ein Gewerbegeb­iet haben, dann müssen wir es auch nutzbar machen“, plädierte Hofer für gestaffelt­e Höhen. Christof Burkard hingegen meinte: „Man kann an der Autobahn bei Gersthofen hoch bauen, aber nicht hier. Wir müssen nicht in einen Wettbewerb treten mit einem Ort wie Gersthofen.“

Der Gemeindera­t verständig­te sich letztendli­ch darauf, sich nochmals die 3-D-Animation des Planungbür­os anzuschaue­n. Diese hatten bisher nur die Mitglieder des Bauausschu­sses gesehen. Insgesamt aber gab der Gemeindera­t grünes Licht für die Änderung des Flächennut­zungsplans und für die Bedenken und Anregungen zum Bebauungsp­lan, der damit im Verfahren eine Station weiter gekommen ist.

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Fotos: Hertha Stauch Der Zusamdom – die Martinskir­che in Pfaffenhof­en – ist am Rande des Donaurieds weithin sichtbar. An ihrem Fuße am Dorfrand soll ein neues Gewerbegeb­iet entstehen. Zwei Biogasanla­gen werden dort bereits be trieben. Jetzt diskutiert­e der Gemeindera­t...
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Das hohe Regallager der EM Group im Wertinger Industrieg­ebiet Geratshofe­n. So hohe Gebäude sind in Pfaffenhof­en eher nicht erwünscht.

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