Fast vier Jahre Haft für Kreditkartenbetrüger
Eine kriminelle Bande soll in mehreren Tankstellen in der Region Augsburg mit Fälschungen gezahlt haben. Der vermeintliche „Kopf“der Gruppe stand nun vor Gericht. Dabei war er selbst nie bei den Einkäufen dabei
Augsburg Zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten ist nun ein 28-jähriger Angeklagter in Augsburg verurteilt worden. Der Rumäne soll gemeinsam mit anderen bereits verurteilten Tätern in mehreren Fällen Tankstellenpächter mit gefälschten Kreditkarten betrogen haben. Der „Gewinn“des Angeklagten dürfte dabei freilich kaum 300 Euro ausgemacht haben.
Der Angeklagte war von seinen Mittätern beschuldigt worden, quasi „Kopf“einer Betrügerbande gewesen zu sein – ein Vorwurf, der sich bei der Hauptverhandlung vor dem Schöffengericht des Augsburger Amtsgerichts so nicht erhärten ließ. Alle zwölf angeklagten Betrugsfälle wurden zwischen Mai und August 2015 begangen. Dabei betraten stets mehrere Personen Tankstellen in Augsburg, Friedberg, Dasing oder Adelsried. Sie versuchten, Waren einzukaufen, die per Kreditkarten bezahlt werden sollten – gefälschten Kreditkarten. Das gelang in sechs Fällen. Der 28-jährige Angeklagte, von Beruf Web-Designer, war derjenige, der die Einkäufer mit Kreditkarten versorgte. Karten, die er von einem nicht genannten Hintermann aus Rumänien bekommen haben will. Diese Kartenrohlinge habe der Angeklagte sodann gefälscht, indem er die Magnetstreifen unbefugt mit Daten anderer Kreditkarten überschrieb, Daten etwa aus Hongkong oder Brasilien.
Dann, so der Angeklagte in seinem Geständnis, habe er die Mittäter beauftragt, an Tankstellen größere Mengen Zigaretten zu kaufen. So kam es zu Einkäufen im Bereich 200 und 650 Euro, wobei die Einkäufer sich selbst auch noch das eine oder andere Getränk mitnahmen. Der 28-Jährige legte Wert auf die Feststellung, dass er selbst nie bei den Einkäufen dabei gewesen sei. Die Zigaretten hat der Angeklagte dann weiterverkauft, eine 60-Euro-Stange beispielsweise zu 45 Euro. Die Einnahmen seien nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt worden. Zehn Prozent behielt der Angeklagte, 40 Prozent gingen an die Einkäufer und 50 Prozent bekam der Lieferant der Kreditkarten-Rohlinge.
Staatsanwältin Katharina Kling addierte einen Betrag von 2865 Euro aus den sechs vollzogenen Betrugsfällen. Ähnlich hoch wäre der Schaden gewesen, hätten auch die anderen sechs Einkäufe geklappt, bei denen aber die Kreditkarten bereits gesperrt gewesen waren. Aufgrund des Geständnisses blieb dem Gericht unter Vorsitz von Richter Dominik Wagner eine umfangreiche Beweisaufnahme erspart. Der einzige Zeuge, ein ermittelnder Kriminalbeamter, schilderte dem Gericht, wie man aufgrund der gehäuften Fälle von gleich gelagerten Betrügereien zu ermitteln begann und den Tätern immer näher kam. 2016 wurde schließlich der 28-Jährige ausfindig gemacht, der seit März 2017 in der Sache in Untersuchungshaft sitzt.
Bitter für den Vater zweier kleiner Kinder, dass der Gesetzgeber bei bandenmäßigen Betrügereien mit gefälschten Kreditkarten Minzwischen desthaftstrafen von zwei Jahren je versuchtem und von zweieinhalb Jahren je vollzogenem Fall vorsieht. Entsprechend forderte Staatsanwältin Kling „wegen der Fälschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion sowie des versuchten und vollzogenen Betrugs in je sechs Fällen“eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren Haft. Verteidiger Michael Weiss benannte das umfassende Geständnis seines Mandanten, die mögliche Hilfe bei der Aufklärung der Fälle oder das Angebot der Wiedergutmachung und plädierte für drei Jahre Haft. Dass es drei Jahre und neun Monate Haft wurden, begründete Richter Wagner unter anderem damit, dass der Angeklagte bei der Betrugsserie noch unter Bewährung gestanden habe. Fortdauer der Haft wurde angeordnet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Einnahmen wurden nach einem Schlüssel aufgeteilt