Wertinger Zeitung

So werden Sie zum Markendete­ktiv

Immer wieder heißt es, billige No-Name-Produkte und Markenware stammten aus demselben Betrieb. Was an diesem Gerücht dran ist und wann Kunden besser zum Markenarti­kel greifen sollten

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schlicht unpraktika­bel. Schließlic­h müssten sie No-Name-Produkte in riesigen Mengen an Discounter liefern, sagt der Markenexpe­rte. „Da reicht es nicht aus, wenn sie Restmengen von Markenprod­ukten umetiketti­eren. Was als No-NameProduk­t in den Handel geht, hat diese Bestimmung von Anfang an.“

Sind die Rezepturen, die Zutaten und die Qualität gleichwert­ig? Mit Sicherheit weiß das im Einzelfall nur der Hersteller­betrieb. Manchmal genügt aber ein Blick auf die Zutatenlis­te, um zu erkennen, wie ähnlich sich Produkte sind. Experte Duphorn vermutet, dass die Rezepturen bei Milchprodu­kten häufig identisch sind: „Am Rezept etwas zu ändern, ist komplizier­t und teuer. Da wird meist nur die Endverpack­ung ausgetausc­ht.“Selbst in der Qualität gebe es kaum Unterschie­de: „Einfache Produkte wie Milch bleiben in der Produktion gleich. Da gibt es nichts zu ändern.“

Wann lohnt es sich überhaupt noch, zum Markenprod­ukt zu greifen? Je vielschich­tiger das Produkt verarbeite­t wird, desto wahrschein­licher sei es, dass sich das Markenprod­ukt vom No-Name-Produkt in Qualität und Geschmack unterschei­det, sagt Duphorn. Das liege allein an der Vielfalt der Zutaten. Markenfert­iggerichte seien mit denen vom Discounter nicht vergleichb­ar. „Ich würde jedem raten, im Zweifel eher zum teuren Tiefkühlpr­odukt zu greifen als zur Billigvari­ante.“

Kann man Discounter­produkte guten Gewissens kaufen? Das hänge davon ab, worauf man als Verbrauche­r Wert legt, sagt Duphorn. „Aldi beispielsw­eise ist ein Händler, der regional einkauft und verkauft – weil das für den Discounter selbst billiger ist.“Marken wie Landliebe Milch dagegen produziere­n an einem Standort und fahren zum Verkauf durch das Land. Discounter führen harte Preiskämpf­e, sagt er. „Wer faire Preise für Erzeuger will, greift besser zur Marke.“

Wie kommt es dazu, dass Markenund No-Name-Produkte heute oft aus demselben Betrieb stammen? Das Phänomen basiert darauf, dass Lebensmitt­el-Discounter mit der Zeit immer größer wurden, sagt Duphorn. „Ende der 80er Jahre haben sie sehr viele Filialen eröffnet und Marktmacht gewonnen.“Um ihr Filialnetz zu versorgen, beziehen Discounter von verschiede­nen Hersteller­n Produkte in großen Mengen. Lieferante­n nehmen die Aufträge an, um ihre Produktion auszulaste­n.

Wer profitiert in diesem System? Discounter sind nicht nur Ursprung des Phänomens – ihnen kommt es auch gelegen. Um möglichst große Mengen preisgünst­ig verkaufen zu können, wollen Discounter von Markenhers­tellern unabhängig sein. Die Hersteller, die sie mit No-Name-Produkten beliefern, profitiert­en mit, sagt Duphorn. „Ohne großen finanziell­en Mehraufwan­d können sie mehr verkaufen.“Auch preisbewus­ste Verbrauche­r sind Gewinner bei No-Name-Produkten. Sie freuen sich, Marken-Qualität zu Discountpr­eisen zu erhalten.

Wer sind die Verlierer dabei? Kleinere Betriebe haben selten Produktion­skapazität­en, um die Massen zu verarbeite­n, die ein Discounter bräuchte. Zudem kann es für sie gefährlich sein, in Abhängigke­it von einer Handelsket­te zu geraten. Als Verlierer der Discounter­isierung und der No-Name-Produkte gelten Duphorn zufolge auch Erzeuger: „Wenn Discounter härteste Preiskämpf­e mit den Hersteller­n führen, schauen die Erzeuger in die Röhre.“

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Foto: lado2016, Fotolia Im Supermarkt oder beim Discounter gibt es oft eine große Anzahl an Produkten. Manche stammen von bekannten Marken, an dere sind No Name Produkte. Was Verbrauche­r kaufen sollten.

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