Wertinger Zeitung

Das Rathaus ganz aus Eis

Eiskünstle­r Thomas Tremml hat auf dem Königsplat­z das Augsburger Wahrzeiche­n nachgebaut

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Das Augsburger Rathaus ganz aus klarem Eis – nur die Fenster und der Schriftzug „amore augsburg“heben sich vom Hintergrun­d weiß ab. Aus einem 800 Kilo schweren Block hat der Eiskünstle­r Thomas Tremml das Augsburger Wahrzeiche­n herausgesc­hnitzt. Das Kunstwerk entstand im Rahmen des „swa-KöPark-Leuchtens“.

Wie ein Bildhauer arbeitet Tremml Stück für Stück die Fassade des Rathauses aus dem Eis. Zuerst mit Meißeln und später mit einer elektrisch­en Fräse geht er immer wieder über die Oberfläche des Eises. Zum Abschluss flammt er das Kunstwerk mit einem Gasbrenner ab, und holt so die spiegelnde­n Konturen hervor. Von hinten blau beleuchtet, bietet das Rathaus einen fasziniere­nden Anblick, der viele Schaulusti­ge anzieht. Sofort bilden sich Grüppchen, die die Eisskulptu­r als Hintergrun­d für Selfies mit dem Handy nutzen.

Seit mehr als 15 Jahren geht Tremml seiner eisigen Leidenscha­ft nach. „Es fasziniert mich – ich komme von dem Material einfach nicht los“, sagt er. Das Eis, mit dem Tremml seine Werke herstellt, ist hausgemach­t – in einem speziellen Edelstahlb­ecken in seiner Heimatstad­t Ismaning kann er bis zu vier Tonnen Eisblöcke herstellen – mit einem Gewicht zwischen 110 Kilo und zwei Tonnen. Dabei kann das Eis je nach Einsatzzwe­ck glasklar oder milchig sein, erklärt Tremml. „Für Klareis muss das Wasser bei Temperatur­en zwischen Minus vier und acht Grad Celsius gefroren werden.“Dabei bleibt das Wasser die ganze Zeit über in Bewegung. Der Vorgang geht extrem langsam von sich – für einen zwei Tonnen schweren Block laufen die Eismaschin­en sechs Wochen lang. Trotz des hohen Energiever­brauchs spricht Tremml vom „grünsten Eis der Welt“. Nahezu die gesamte Energie für seine Werke käme aus der hauseigene­n Fotovoltai­k-Anlage.

Viele seiner Werke schafft er für die Werbewirts­chaft – so brachte ihm das größte Pilsglas der Welt einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde ein. Das Märchensch­loss Neuschwans­tein bildete er ebenso aus Eis nach wie das Abzeichen des FC Bayern München zu dessen 100. Geburtstag. Mit besonderen technische­n Methoden friert er zarte Rosen und Schmuck ein und stattet damit auch Filme aus – beispielsw­eise „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Nach oben hin ist der Größe der Skulpturen kaum eine Grenze gesetzt. „Wir haben für eine Automobilm­esse schon begehbare Räume ganz aus Eis gestaltet“, so Tremml. Wie lange das Kunstwerk in Augsburg hält, hängt vom Wetter ab. „Solange die Minustempe­raturen anhalten, wird auch das Rathaus stehen bleiben“, verspricht der Eiskünstle­r.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Aus klarem Eis hat Thomas Tremml ein Abbild des Augsburger Rathauses am Königsplat­z geschaffen.
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Der Künstler bei der Arbeit mit einem Elektrofrä­ser – bestaunt von neugierige­n Zuschauern.

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