Teurer Streit um „Das Boot“
Der Chefkameramann des Filmklassikers aus dem Jahr 1981 fühlte sich unterbezahlt. Jetzt bekam er vor Gericht recht
München Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Filmklassiker „Das Boot“brachte Millionen ein. Der Chefkameramann wurde damals aber nur mit umgerechnet knapp 100 000 Euro entlohnt. Dagegen zog er vor Gericht und bekam jetzt nach vielen Jahren recht. Das Oberlandesgericht München urteilte gestern, dass Jost Vacano einen finanziellen Nachschlag einschließlich Zinsen von knapp 600000 Euro erhalten soll. Zudem stehe ihm eine prozentuale Beteiligung an weiteren Erlösen zu. Für künftige TV-Ausstrahlungen könne er eine Vergütung verlangen.
Vacano hatte bei der Produktion des Spielfilms mit Regisseur Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981 eine Vergütung in Höhe von rund 100000 Euro erhalten. Er hielt dies für nicht ausreichend und berief sich auf den Fairnessparagrafen im Urheberrecht. Die Produktionsfirma Bavaria Film, der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und die E.V.M. GmbH, die den Film auf Video und DVD verbreitet, hätten mit dem Film so hohe Einnahmen erzielt, dass ein auffälliges Missverhältnis entstanden sei, argumentierte Vacano. Er habe somit Anspruch auf eine angemessene Beteiligung an Einnahmen aus dem Welterfolg.
Der Kriegsfilm mit Schauspielern wie Jürgen Prochnow, Martin Semmelrogge, Herbert Grönemeyer und Uwe Ochsenknecht spielt im Jahr 1941. Er zeigt das Schicksal einer deutschen U-Boot-Besatzung, die im Atlantik kämpft und schließlich untergeht. Der Spielfilm wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in sechs Kategorien für den Oscar nominiert. Als Chefkameramann habe Vacano Anteil am weltweiten Erfolg des Films, der unter anderem für den Oscar in der Kategorie Beste Kamera nominiert worden sei, erläuterte das Oberlandesgericht am Donnerstag.
Vacano hat demnach einen Anspruch auf rund 162000 Euro von der Bavaria Film, rund 90 000 Euro vom WDR und rund 186000 Euro von der E.V.M. GmbH. Die Richter folgten damit weitgehend der Entscheidung des Landgerichts als Vorinstanz. Anders als dieses sprach es Vacano aber auch Zinsen in Höhe von bis heute 150000 Euro zu. Zudem stehen ihm laut Urteil künftige weitere Beteiligungen in Höhe von jeweils 2,25 Prozent von Nettoerlösen der Bavaria Film und der E.V.M zu. Unter anderem geht es dabei um Einnahmen aus den Besucher-Touren auf dem Bavaria-Gelände, bei denen „Das Boot“einen wichtigen Teil darstelle.
Der Rechtsstreit zog sich über viele Jahre hin. Zunächst hatte Vacano in einer Stufenklage vor Gericht eine Auskunft erstritten, was der Film überhaupt an Erlösen eingebracht hatte. 2013 verpflichtete das Oberlandesgericht München die drei Beklagten, Auskunft über Einnahmen aus dem Film zu erteilen – als Basis für die Berechnung der Nachvergütung. Demnach hatte der Film allein von 1995 bis 2013 mehr als 40 Millionen Euro eingespielt. Das Landgericht sprach Vacano eine Nachvergütung von mehr als 470000 Euro zu. Dagegen legten aber beide Seiten Berufung ein, sodass nun das Oberlandesgericht am Zuge war. (dpa)