Versandhaus Erwin Müller
Gemeinsam sind sie seit 50 Jahren stark
Buttenwiesen Es ist Weihnachtszeit. Und da fällt Rita Müller-Brenner und Karl Hörmann ein, dass sie schon „ganz viel Päckchen gepackt haben“. Nicht im Auftrag des Christkinds oder sonstiger himmlischer Heerscharen. Sondern zusammen an der Packstation am Warenausgang im Hause Erwin Müller. Damals, vor 50 Jahren, standen sie beide schon Seit an Seit, blutjung und hoch motiviert. Der Versandhandel war ein neues Geschäftsmodell. Er inspirierte das Team und hielt es mit ständigen Veränderungen am Laufen: 50 Jahre arbeiten Rita Müller-Brenner und Karl Hörmann zusammen in der Firma, die früher im Zusamtal, aber schnell in ganz Europa Bedeutung erlangt hat. Ein Jubiläum, das zusammen mit anderen Firmenjubilaren vor Kurzem in der Stadthalle Wertingen in festlichem Rahmen gefeiert wurde (wir berichteten).
„Alles selber machen“lautete das Gebot der Stunde in den Anfangsjahren, als das Familienunternehmen Erwin Müller sich in Buttenwiesen etablierte und mit dem Versand von Bettwaren und Haustextilien begann. So musste das aufgeweckte Töchterchen Rita beim Firmeneintritt auf Anweisung des Herrn Papas eine grundlegende Lehrzeit durchlaufen inklusive Pakete packen. Alle Arbeitsabläufe sollte sie durch eigenes Tun kennenlernen – was ihrem Naturell durchaus entsprach. „Ich war wie ein Bub“, erzählt sie, dass sie gerne mit anpackte und das lieber, als sich nur am Schreibtisch den Kopf zu zerbrechen. Dazu gehörte selbstverständlich auch, dass Fräulein Rita schon im Alter von knapp über 17 Jahren den Führerschein machen durfte per Sondergenehmigung für geschäftliche Zwecke. „Ich hatte ständig Waren im Auto“, lacht die heutige Geschäftsführerin darüber, dass sie die Sondererlaubnis auch mal für Spritztouren außerhalb der Geschäftszeit nutzte.
Rita Müller-Brenner ist noch immer eine spritzige Frau, auch im Alter, in dem andere den Ruhestand antreten – keinen Gedanken daran will sie verschwenden. „Das ist nicht nur mein Beruf, das ist auch mein Hobby“, sagt sie über ihre Arbeit, die sie jahrzehntelang an der Seite des Firmengründers und jetzt Geschäftsführerin leistete. Im Büro des Vaters wuchs sie in dessen Aufgaben hinein und wuchs mit ihnen. Seniorchef Erwin Müller verfolgt noch die geschäftlichen Belange, gibt seinen Rat, erteilt aber auch Kritik, wenn es sein muss, berichtet Tochter Rita. Als „rechte und linke Hand des Vaters“lernte sie Einkauf und Vermarktung kennen. Sämtliche Kataloge und deren Gestaltung gingen über ihren Tisch. Bei Werbung und Marketing brachte sie ihre Ideen ein – sie war der kreative Kopf, ihr Kollege Karl Hörmann eher der kalkulierende Rechner.
Rita Müller Brenner lässt keinen Zweifel daran, welche Verdienste Karl Hörmann um das Haus Erwin Müller erworben hat. Noch heute holt sie bei Veränderungen seine Meinung ein, vertraut sie auf seine technische Kompetenz. Die hat sich Karl Hörmann im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Zunächst im Einkauf tätig, führte der Unterthürheimer die Firma ins EDV-Zeitalals ter. Fasziniert von Lochkarten und Tabuliermaschinen war es ihm ein Anliegen und Ansporn, die Firma auf die effiziente Verwaltung von Massendaten einzutakten. Schon 1971 wurden auf Geheiß Hörmanns in der Firma Plattenspeicher eingesetzt, Waren und Kunden EDVtechnisch erfasst. „Vorbild waren die großen Versandhäuser wie Quelle oder Otto“, berichtet Hörmann. 1977 wurden die ersten Bildschirme im hauseigenen Callcenter aufgestellt und 1997 schon gab es den ersten Internetshop. Eine hauseigene Software wurde entwickelt, Hörmann arbeitet heute mit einem siebenköpfigen „hervorragenden Team“zusammen. Als Erwin Müller Schwesterfirmen gründete wie Hotelwäsche Vega und Buttinette, brachte Hörmann auch dort seine EDV-Erfahrungen ein. Der Versandhandel im Stammhaus stellte die Firma bald in Reih und Glied mit etlichen Mitbewerbern, die es inzwischen nicht mehr gibt. „Heute haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Rita Müller-Brenner über den Vertrieb von Bettwaren und Haustextilien. Immer noch gilt der alte Slogan „Fachgeschäft per Katalog“. Was heißen soll, dass „der Kunde unser Arbeitgeber ist“, beschreibt Müller-Brenner die Firmenphilosophie. Die Wünsche des Kunden seien Gebot. Früher beschränkte sich der Beschaffungsmarkt auf Deutschland, heute ist es die ganze Welt, erklärt MüllerBrenner die modernen Handelsformen. Waren kommen containerweise, müssen lange vorbestellt werden – schon jetzt beschäftigen sich die Mitarbeiter mit Weihnachten 2018. Ein spannendes Geschäft mit ständigen Trends und Veränderungen. Karl Hörmann beschreibt es „wie ein Karussell. Man hat ein Ziel erreicht, dann kommt schon eine neue Aufgabe, die man angreift.“Das sei auch im maschinellen Bereich so.
Müller wächst und wächst. „Von Anfang an hat es bei uns immer Platzprobleme gegeben“, denkt Rita Müller-Brenner auch heute wieder an Expansion. Pläne für einen weiteren Ausbau werden geschmiedet, es muss Platz für Waren geschaffen werden.
Rita Müller-Brenner und Karl Hörmann sind ein eingespieltes Team und wollen weitermachen – „so lange wir gesund sind und es Spaß macht“, sagt die Chefin.