Der Kennedyplatz bekommt ein neues Gesicht
Derzeit graben neben dem Theater noch die Archäologen, doch bis 2025 soll an dieser Stelle ein neues Proben-Gebäude stehen. Ein vorläufiger Entwurf sieht viel Glas und eine leuchtende Fassade vor
Augsburg Die Pläne für den Orchesterprobensaal, der im Zuge der Theatersanierung direkt neben dem Großen Haus entstehen soll, bekommen allmählich ein Gesicht: Die Stadt stellte gestern im Stadtrat einen Vorentwurf von Architekt Walter Achatz vor. Das fünfstöckige Gebäude soll eine breite Fensterfront zum Kennedyplatz hin bekommen. „Dem Wunsch aus der Bürgerbeteiligung, dass sich das Theater nach außen öffnet, wird Rechnung getragen“, so Achatz. Der Probensaal soll zudem eine Betonfassade bekommen. Sie wird eine poröse Struktur haben, die nachts von innen beleuchtet wird. „Das Gebäude soll strahlen“, sagt Achatz.
Der Probensaal ist zwar nur ein Mosaikstein in der gesamten Theatersanierung, steht aber an einer besonders hervorgehobenen Stelle. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) betont, dass es sich im jetzigen Stadium um einen Vorentwurf handle. „Es gibt noch keine Festlegung“, so Gribl in Richtung der Stadträte. Aus Gründen der Transparenz wolle man aber auch über Zwischenergebnisse informieren. Die Stadt setze mit dem Bau am nördlichen Ende der Fuggerstraße einen Akzent, nachdem schon das Kö-Haltestellendreieck am südlichen Ende ein gelungenes Beispiel Architektur sei. Der Baukunstbeirat, ein Gremium aus Fachleuten, das die Stadt berät, und auch das Landesamt für Denkmalpflege stehen dem Entwurf grundsätzlich positiv gegenüber. Einige Punkte, etwa die genaue Gestaltung der Fassadenoberfläche, sind noch in der Diskussion. Die Symbiose zwischen Alt und Neu sei aber „recht geschickt deutlich gemacht“, so die Münchner Denkmalpfleger.
Das Gebäude, das die Form eines Kristalls hat, soll im Erdgeschoss einen Ticketverkauf nicht nur für Angebote des städtischen Theaters bieten. Herzstück ist der Probensaal, in dem das Orchester künftig deutlich mehr Platz hat, um Stücke einzu- üben. Der alte Probensaal sei zu klein gewesen, so Kulturreferent Thomas Weitzel. Auch weil die Gewerbeaufsicht Alarm geschlagen habe, sei es nötig gewesen, die Flächen im Zuge der Sanierung zu vergrößern – das funktioniere nur mit einem neuen Gebäude.
In dem Probensaal gibt es eine Empore für etwa 100 Zuschauer, die für Konzerte in kleiner Besetzung genutzt werden kann – oder dafür, Schulklassen Orchesterluft schnuppern zu lassen. „So etwas war bisher nicht möglich. Wir können stolz auf unser Orchester sein und seine Arbeit öffentlich machen“, sagt Weitzel. Man spreche mit einem solchen Gebäude auch neue Publikumsmoderner schichten an. „Den klassischen Bildungsbürger gibt es immer weniger. Wir bieten künftig das Erlebnis, ein Konzert zu hören mit Blick auf den Königsplatz. Das hat großstädtisches Flair“, so Weitzel.
Für Aufführungen in voller Besetzung ist der Saal weder gedacht noch geeignet. Er liegt im dritten Stock so erhöht, dass Passanten, die auf der Straße vorbeilaufen, nicht direkt hineinsehen können und allenfalls den Dirigenten von hinten erkennen. Man habe einen Kompromiss finden müssen zwischen Transparenz und dem Bedürfnis des Orchesters, beim Arbeiten nicht im Schaufenster zu sitzen, sagt Norbert Reinfuss, Projektleiter im Baureferat für die Theatersanierung.
Ab Januar sollen die technischen Planungen, etwa was Lüftung oder Akustik betrifft, starten. Möglicherweise machen deren Bedürfnisse auch Änderungen am Äußeren nötig, sagt Reinfuss. Mitte 2018 soll der Stadtrat dann den aktuellen Stand vorgelegt bekommen – stimmt er zu, können die Pläne so weit ausgearbeitet werden, dass eine Kostenberechnung möglich ist.
Der Probensaal soll bis 2025 fertig sein und ist im Bauablauf Bestandteil des zweiten Bauabschnitts der Theatersanierung (Neubau von Verwaltung, Werkstätten und Multifunktionssaal) an der Kasern-/ Heilig-Kreuz-Straße. Das Große Haus, für dessen Sanierung aktuell die Baugenehmigung beantragt ist, soll bis 2023 fertig saniert sein. Für die Sanierung insgesamt sind 186,3 Millionen Euro (ohne Nebenkosten wie Archäologie) enthalten. Davon sind für den zweiten Bauabschnitt 72,8 Millionen Euro (Funktionsneubau an der Kasernstraße und Orchesterprobensaal) vorgesehen.
Auch für den deutlich größeren Funktionsneubau, für den die alten Werkstätten und die Brechtbühne abgerissen werden, gibt es einen
Der Neubau soll öffentlich zugänglich sein
Vorentwurf. Auch er sieht entlang der Kasern- und Heilig-KreuzStraße große Glasflächen vor. Damit soll, so Achatz, Transparenz und Öffnung geschaffen werden. Der brückenartige Übergang vom Großen Haus zum Anbau muss aus denkmalschützerischen Gründen erhalten bleiben. Untergebracht sind im Erdgeschoss des Neubaus mit dem Foyer, Café und der teils öffentlichen Kantine Räume, die öffentlich genutzt werden. 2018 will die Stadt einen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Theaterviertels ausloben. Eine Idee ist, die Theaterstraße neben dem Großen Haus zu einer Art Boulevard umzuwandeln.