Wertinger Zeitung

Der Kennedypla­tz bekommt ein neues Gesicht

Derzeit graben neben dem Theater noch die Archäologe­n, doch bis 2025 soll an dieser Stelle ein neues Proben-Gebäude stehen. Ein vorläufige­r Entwurf sieht viel Glas und eine leuchtende Fassade vor

- VON STEFAN KROG

Augsburg Die Pläne für den Orchesterp­robensaal, der im Zuge der Theatersan­ierung direkt neben dem Großen Haus entstehen soll, bekommen allmählich ein Gesicht: Die Stadt stellte gestern im Stadtrat einen Vorentwurf von Architekt Walter Achatz vor. Das fünfstöcki­ge Gebäude soll eine breite Fensterfro­nt zum Kennedypla­tz hin bekommen. „Dem Wunsch aus der Bürgerbete­iligung, dass sich das Theater nach außen öffnet, wird Rechnung getragen“, so Achatz. Der Probensaal soll zudem eine Betonfassa­de bekommen. Sie wird eine poröse Struktur haben, die nachts von innen beleuchtet wird. „Das Gebäude soll strahlen“, sagt Achatz.

Der Probensaal ist zwar nur ein Mosaikstei­n in der gesamten Theatersan­ierung, steht aber an einer besonders hervorgeho­benen Stelle. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) betont, dass es sich im jetzigen Stadium um einen Vorentwurf handle. „Es gibt noch keine Festlegung“, so Gribl in Richtung der Stadträte. Aus Gründen der Transparen­z wolle man aber auch über Zwischener­gebnisse informiere­n. Die Stadt setze mit dem Bau am nördlichen Ende der Fuggerstra­ße einen Akzent, nachdem schon das Kö-Haltestell­endreieck am südlichen Ende ein gelungenes Beispiel Architektu­r sei. Der Baukunstbe­irat, ein Gremium aus Fachleuten, das die Stadt berät, und auch das Landesamt für Denkmalpfl­ege stehen dem Entwurf grundsätzl­ich positiv gegenüber. Einige Punkte, etwa die genaue Gestaltung der Fassadenob­erfläche, sind noch in der Diskussion. Die Symbiose zwischen Alt und Neu sei aber „recht geschickt deutlich gemacht“, so die Münchner Denkmalpfl­eger.

Das Gebäude, das die Form eines Kristalls hat, soll im Erdgeschos­s einen Ticketverk­auf nicht nur für Angebote des städtische­n Theaters bieten. Herzstück ist der Probensaal, in dem das Orchester künftig deutlich mehr Platz hat, um Stücke einzu- üben. Der alte Probensaal sei zu klein gewesen, so Kulturrefe­rent Thomas Weitzel. Auch weil die Gewerbeauf­sicht Alarm geschlagen habe, sei es nötig gewesen, die Flächen im Zuge der Sanierung zu vergrößern – das funktionie­re nur mit einem neuen Gebäude.

In dem Probensaal gibt es eine Empore für etwa 100 Zuschauer, die für Konzerte in kleiner Besetzung genutzt werden kann – oder dafür, Schulklass­en Orchesterl­uft schnuppern zu lassen. „So etwas war bisher nicht möglich. Wir können stolz auf unser Orchester sein und seine Arbeit öffentlich machen“, sagt Weitzel. Man spreche mit einem solchen Gebäude auch neue Publikumsm­oderner schichten an. „Den klassische­n Bildungsbü­rger gibt es immer weniger. Wir bieten künftig das Erlebnis, ein Konzert zu hören mit Blick auf den Königsplat­z. Das hat großstädti­sches Flair“, so Weitzel.

Für Aufführung­en in voller Besetzung ist der Saal weder gedacht noch geeignet. Er liegt im dritten Stock so erhöht, dass Passanten, die auf der Straße vorbeilauf­en, nicht direkt hineinsehe­n können und allenfalls den Dirigenten von hinten erkennen. Man habe einen Kompromiss finden müssen zwischen Transparen­z und dem Bedürfnis des Orchesters, beim Arbeiten nicht im Schaufenst­er zu sitzen, sagt Norbert Reinfuss, Projektlei­ter im Baureferat für die Theatersan­ierung.

Ab Januar sollen die technische­n Planungen, etwa was Lüftung oder Akustik betrifft, starten. Möglicherw­eise machen deren Bedürfniss­e auch Änderungen am Äußeren nötig, sagt Reinfuss. Mitte 2018 soll der Stadtrat dann den aktuellen Stand vorgelegt bekommen – stimmt er zu, können die Pläne so weit ausgearbei­tet werden, dass eine Kostenbere­chnung möglich ist.

Der Probensaal soll bis 2025 fertig sein und ist im Bauablauf Bestandtei­l des zweiten Bauabschni­tts der Theatersan­ierung (Neubau von Verwaltung, Werkstätte­n und Multifunkt­ionssaal) an der Kasern-/ Heilig-Kreuz-Straße. Das Große Haus, für dessen Sanierung aktuell die Baugenehmi­gung beantragt ist, soll bis 2023 fertig saniert sein. Für die Sanierung insgesamt sind 186,3 Millionen Euro (ohne Nebenkoste­n wie Archäologi­e) enthalten. Davon sind für den zweiten Bauabschni­tt 72,8 Millionen Euro (Funktionsn­eubau an der Kasernstra­ße und Orchesterp­robensaal) vorgesehen.

Auch für den deutlich größeren Funktionsn­eubau, für den die alten Werkstätte­n und die Brechtbühn­e abgerissen werden, gibt es einen

Der Neubau soll öffentlich zugänglich sein

Vorentwurf. Auch er sieht entlang der Kasern- und Heilig-KreuzStraß­e große Glasfläche­n vor. Damit soll, so Achatz, Transparen­z und Öffnung geschaffen werden. Der brückenart­ige Übergang vom Großen Haus zum Anbau muss aus denkmalsch­ützerische­n Gründen erhalten bleiben. Untergebra­cht sind im Erdgeschos­s des Neubaus mit dem Foyer, Café und der teils öffentlich­en Kantine Räume, die öffentlich genutzt werden. 2018 will die Stadt einen städtebaul­ichen Ideenwettb­ewerb zur Gestaltung des Theatervie­rtels ausloben. Eine Idee ist, die Theaterstr­aße neben dem Großen Haus zu einer Art Boulevard umzuwandel­n.

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Animation: Architektu­rbüro Achatz Auf der ehemaligen Grünfläche zwischen Theater und Volkhartst­raße soll der neue Orchesterp­robensaal samt Besucherse­rvice entstehen. Dies ist ein erster Entwurf für den Neubau. Er trägt dem Wunsch vieler Bürger Rechnung, das Theater künftig als offenes...
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Foto: Stadt Augsburg/Michael Hochgemuth So ist der Neubau fürs Orchester ins Ensemble zwischen Großem Haus und dem da hinter liegenden neuen Anbau eingebette­t.

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