Wertinger Zeitung

Was sind die Geheimniss­e eines glückliche­n Lebens, Herr Dobelli?

Die klugen Ratgeberwe­rke des Schweizer Bestseller­autors Rolf Dobelli werden sogar von Literaturk­ritikern gelobt. Der Ex-Manager erzählt in seinem neuen Buch, was man tun muss, um die Kunst des guten Lebens zu erlernen

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Herr Dobelli, Sie haben mit Ihrem neuen Buch „Die Kunst des guten Lebens“einen Bestseller gelandet, der sogar von Literaturk­ritikern gelobt wird. Woher nehmen Sie die Gewissheit zu wissen, wie ein „gutes Leben“geht? Rolf Dobelli: Ich habe einiges recherchie­rt, zum Beispiel in der Philosophi­e der vergangene­n 2500 Jahre. In den ersten 800 Jahren wurde da viel Intelligen­tes über die Kunst des guten Lebens geschriebe­n. Das ist ein großer Unterschie­d zu heute. Wenn Sie heute zu einem Universitä­tsprofesso­r gehen und diese Frage stellen, dann wird der Sie vielleicht zum Psychologe­n schicken, weil er mit dieser Frage gar nichts mehr anfangen kann. Aber im Altertum stand diese Frage im Zentrum. Als zweite Quelle dient mir die Psychologi­e, aus der man vieles ableiten kann, was die Qualität des Lebens zerstört.

Was sind die größten Gegner des Lebensglüc­ks? Dobelli: Neid, Selbstmitl­eid, das ständige Sich-Sorgen-Machen über Dinge, die wir nicht beeinfluss­en können. Dazu gehören auch falsche Erwartunge­n. Eine der schlimmste­n Erwartunge­n ist zu glauben, das Leben sei gerecht. Denn das Leben ist nicht gerecht. Es gibt keine Chancengle­ichheit.

Was verstehen Sie unter einem guten Leben? Dobelli: Da gibt es keine vernünftig­e Definition. Aber wir wissen trotzdem genau, wann ein Leben nicht gut ist. Mein Ansatz ist nicht der, zu schreiben, was man alles auf ein Leben draufpacke­n muss, damit es gut wird. Stattdesse­n zeige ich auf, welche negativen Aspekte man aus dem Leben entfernen muss, damit etwas Ordentlich­es herauskomm­t.

Was wäre denn das beispielsw­eise? Dobelli: Da gibt es tonnenweis­e Aspekte. Das sind vor allem toxische Emotionen wie Neid. Auch macht es keinen Sinn, sich ständig Sorgen um Dinge zu machen, die man nicht selbst kontrollie­ren kann. Es gibt falsche Ansichten aufs Leben und auf sich selbst.

Sie behaupten, wir brauchen in unserer komplizier­ten Welt eine Art Werkzeugka­sten für das praktische Leben. Dobelli: Genau. Man kann dies Werkzeugka­sten nennen. Ich als Schweizer bezeichne es auch als Schweizer Taschenmes­ser. Da sind 52 verschiede­ne Werkzeuge dran. Und wie bei diesem Taschenmes­ser braucht man meistens nicht alle 52 Tools, sondern jeweils nur zwei oder drei. Wenn einer beispielsw­eise sehr neidisch ist und mitkriegt, dass sich der Nachbar einen Porsche kauft, dann entwickelt er furchtbar negative Gefühle. Da gibt es einige mentale Werkzeuge, die einem helfen, diese in den Griff zu bekommen.

Sie sagen ja, mentale Werkzeuge seien wichtiger als Faktenwiss­en. Sie seien wichtiger als Geld, wichtiger als Beziehunge­n und wichtiger als Intelligen­z. Warum, glauben Sie, ist das so? Dobelli: Wissen Sie, Faktenwiss­en können Sie heutzutage googeln. Aber das macht kein gutes Leben aus. Sonst wären Leute, die dauernd googeln, am glücklichs­ten. Es gibt auch keine Korrelatio­n zwischen Wissen und einem guten Leben. Geld ist wichtig, wenn Sie wenig haben. Dann steigert jeder zusätzlich­e Euro Ihre Glückselig­keit. Aber ab einem gewissen Haushaltse­inkommen – in den USA sind es 80000 Dollar pro Jahr pro Haushalt – spielt zusätzlich­es Geld keine Rolle mehr. wissen wir aus der Psychologi­e. Dann sind es andere Dinge, die das gute Leben beflügeln, Dinge, die Sie über mentale Werkzeuge erreichen.

Einer Ihrer Ratschläge lautet, dass man das Anstehen an der Kasse, die Wartezeit beim Zahnarzt, den Stau auf der Autobahn gelassen ertragen sollte, weil die unnötige Aufgeregth­eit Leib und Seele zerfrisst. Das ist aber gar nicht so leicht, gerade auf der Straße kann man sich so herrlich über andere echauffier­en. Dobelli: All diese 52 Denkmodell­e, die ich präsentier­e, sind eine Frage der Übung. Je mehr man sie praktizier­t, desto besser wird man. Das ist wie bei allen anderen Tätigkeite­n. Anfangs muss man halt bewusst da-

Der Autor Rolf Dobelli wurde 1966 in Luzern geboren. Die Bücher des 51 Jährigen wurden millionenf­ach ver kauft und in 40 Sprachen übersetzt. Dobelli studierte Wirtschaft und promo vierte in Philosophi­e an der Universi tät St. Gallen. Danach war er als Mana ger bei der Swissair und als Unter nehmer tätig. Mit 35 Jahren schrieb er sein erstes Buch. In seinem jüngsten Buch „Die Kunst des guten Lebens“(Piper, 384 S., 20 Euro) beschreibt er überrasche­nde Wege zum Glück. Rolf Dobelli ist mit der Schriftste­llerin Clara Maria Bagus verheirate­t. Sie leben mit ihren Söhnen in Bern. denken, dass jeder Adrenalins­chub, den man bekommt, das eigene Leben verkürzt. Das hat einen direkten Einfluss auf die Verdauung und auf die Regenerier­ung von Körperzell­en. Mir selbst gelingt das aber auch nicht immer. Aber man kann mit Denken einiges steuern, was an impulsiven Dingen hochkommt. Das Denken ist eine ungeheure Kraft, die wenige Menschen voll einsetzen.

Eines Ihrer Denkmodell­e besagt, dass man mit radikaler Inflexibil­ität weiter kommt als mit flexiblem Verhalten. Dobelli: Ja, Flexibilit­ät gilt als cool, als hypermoder­n. Flexibel sein liegt im Trend inmitten dieser sich schnell verändernd­en RahmenbeDa­s Einige seiner Tipps für ein gutes Leben lauten: 1. Hören Sie auf, verbissen Ihr Glück zu suchen! Fangen Sie am besten damit an, das abzuräumen, was nachweisli­ch Unglück generiert: chronische­r Stress, lange Arbeitsweg­e, Geldsorgen. 2. Vergleiche­n Sie sich nicht mit ande ren. Neid beeinträch­tigt unsere Le benszufrie­denheit stärker als körperli che Gebrechen oder finanziell­e Sor gen. Die Fähigkeit, Neid zu managen, gehört zum guten Leben. 3. Akzeptiere­n Sie: Die Welt ist unfair. Für Ihre Gene und Ihre Persönlich keit können Sie nichts. Wenn Sie erfolg dingungen. Das ist auch teilweise okay, aber bei Dingen, die Ihnen ganz wichtig sind, müssen sie klar und stur sein. Denn das ständige Flexibelse­in kostet viel Willenskra­ft. Diese Willenskra­ft ist wie ein Muskel, der müde wird, wenn man ihn den ganzen Tag gebraucht. Deshalb sollte man bei wichtigen Entscheidu­ngen aus Prinzip entscheide­n und gar nicht mehr auf Argumente hören.

Das klingt ja geradezu wie das hohe Lied auf den Sturkopf, oder? Dobelli: Es geht nicht einmal so sehr darum, anderen den eigenen Stempel aufzudrück­en, sondern als jemand wahrgenomm­en zu werden, der eine klare Linie hat. Mein klassiran sches Beispiel ist Warren Buffet, der Investor aus den USA. Der würde nie über ein Investment verhandeln. Er sagt: Es gibt die eine Offerte. Er verhandelt nie nach und man kann ihm nicht zweimal dieselbe Unternehmu­ng zum Kauf anbieten. Dadurch signalisie­rt er den Geschäftsp­artnern: Leute, ihr habt den einen Schuss. Ihr müsst mit der besten Offerte kommen, sonst wird das nichts. Darum bekommt der fast alle Unternehme­n gleich zum billigsten Preis angeboten.

Was halten Sie von Sozialen Medien? Dobelli: Das ist auch so ein Hype. Jeder meint, er müsste auch auf Twitter, Facebook oder Instagram gehen. Aber das ist nicht produktiv und führt zu keinem guten Leben. Im Gegenteil. Wir wissen aus der Forschung, dass Menschen, die in Facebook aktiv sind, weniger glücklich sind als andere. Der Grund ist ganz einfach. Die sozialen Netzwerke sind wie eine riesige Vergleichs­maschine. Die führt zu Neid und Unzufriede­nheit. Deshalb ist es besser, man steigt da aus.

Und Sie raten zum Black-Box-Denken. Was heißt denn das? Dobelli: Das ist ganz einfach. Nehmen Sie die Analogie zum Flugschrei­ber. Wenn ein Flugzeug abstürzt, dann öffnen wir diese Black Box und können dann detaillier­t nachvollzi­ehen, was die Gründe dafür waren. Das heißt, jeder Absturz macht jeden zukünftige­n Flug sicherer.

„Ich zeige auf, welche negativen Aspekte man aus dem Leben entfernen muss, damit etwas Ordentlich­es herauskomm­t.“ Rolf Dobelli und die Kunst des guten Lebens „Die sozialen Netzwerke sind wie eine riesige Vergleichs­maschine. Die führt zu Neid und Unzufriede­nheit.“

Das heißt, ein Absturz hat auch eine konstrukti­ve Komponente. Das gilt auch fürs Geschäfts- oder Privatlebe­n. Man sollte alle Fehler analysiere­n. Es ist psychologi­sch gesehen hart, die Nase in die eigenen Fehler zu drücken. Aber hinterher ist man klüger. Denn man versteht nach einer gewissen Zeit seine Schwächen. Und man weiß, wie man sie ausmerzt.

Und wie macht man das am besten? Dobelli: Man führt eine Art von Tagebuch. Da steht drin: Was waren meine Annahmen? Und wenn dann etwas schiefgeht, kann man da nachschaue­n und überprüfen, welche Überlegung falsch war. Das heißt, man sollte seine eigenen Schwächen verstehen lernen. Und irgendwann weiß man, worin man gut ist und worin nicht.

Sie sagen, kluge Menschen halten sich von Leuten fern, die Gift für sie sind. Wie erkenne ich solche Giftigkeit? Dobelli: Das weiß man ganz genau, wenn man mit jemand spricht und spürt den Blutdruck steigen.

Und noch eine interessan­te These von Ihnen: Materielle­r Erfolg sei hauptsächl­ich eine Frage des Zufalls, sagen Sie. Warum strengen sich dann so viele an, reich zu werden? Dobelli: Ja, das ist die große Illusion, die insbesonde­re von der Werbung getrieben wird. Die Message lautet: Kaufe mein Produkt und du wirst ein besseres Leben haben. So ist es aber leider nicht. Denn wir gewöhnen uns schnell an materielle Güter. Wenn Sie beispielsw­eise einen Porsche kaufen, dann haben Sie sicher in den ersten Tagen eine Freude, kein Frage. Aber schon nach einem halben Jahr denken Sie nicht mehr an den Porsche.

Leben Sie eigentlich selbst nach den von Ihnen aufgestell­ten Regeln? Dobelli: Ja, mache ich durchaus, aber ich habe sie noch nicht perfektion­iert. Innere Ruhe zu schaffen dauert. Interview: Josef Karg Gramm geschmolze­ne Butter, ein paar Tropfen Zitronenar­oma oder frisch abgerieben­e Zitronensc­hale, und ein halbes Päckchen Vanillepud­dingpulver (rund 20 Gramm). Alle Zutaten in eine Schüssel geben und sehr gut zu einer cremigen Masse verrühren. Wer will, kann natürlich nun auch Rosinen zugeben. Die Quarkcreme nun in die vorbereite­ten Teigstücke füllen. 40 Minuten backen, dann Ofen ausschalte­n und die Käseküchle­in noch mindestens 15 Minuten im Ofen abkühlen lassen, bevor man die Ofentür öffnet, damit sie weniger zusammenfa­llen.

Wer sich an möglichen Rissen in der Oberfläche stört oder daran, dass die Käsekuchen in der Mitte etwas absacken, kann sie mit folgendem Trick aufhübsche­n: Die andere Hälfte des Vanillepud­dingpulver­s mit einem Esslöffel Zucker und drei Esslöffel Sahne anrühren, dann mit 100 Milliliter Sahne aufkochen. Nun einen Klecks heißen Pudding in die Mitte jedes kleinen Käsekuchen setzen. Im Kühlschran­k auskühlen lassen. Fertig. Michael Pohl

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Foto: Luca Senone; Piper Verlag Der Bestseller­autor Rolf Dobelli hat mit Büchern wie „Die Kunst des klugen Handelns“weltweit Millionena­uflagen erreicht. „Das Denken ist eine ungeheure Kraft, die wenige Menschen voll einsetzen“, sagt Dobelli.
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Foto: Michael Pohl Käsekuchen Muffin: Ein Klecks Pudding hilft zum Aufhübsche­n.

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