Wertinger Zeitung

Das Vincentinu­m war und ist ihr Leben

Fünf Barmherzig­e Schwestern werden Anfang Januar aus dem Dienst im Krankenhau­s verabschie­det. Schwester Luithildis war dort 17 Jahre lang tätig. Sie erzählt, warum ein Teil von ihr immer in der Klinik bleiben wird

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Sind Sie erleichter­t, dass Sie mit 80 Jahren kürzertret­en können? Schwester Luithildis: Es ist ein enormer Einschnitt. Viele von uns haben einen großen Teil ihres Lebens den Patienten gewidmet. Schwester Framhild war 61 Jahre in der Klinik Vincentinu­m tätig. Ihr fällt der Weggang schwer, obwohl sie natürlich auch spürt, dass mit 81 Jahren die Kräfte etwas schwinden. Dennoch gehen wir alle fünf schweren Herzens. Was bedeutet Ihnen das Vincentinu­m? Schwester Luithildis: Ich habe hier meine Berufung erfahren. Als 18-Jährige war ich hier wegen einer Mandel-OP. Ich hatte einen Gesellenbr­ief, war in der elterliche­n Metzgerei und in der Gaststätte tätig. Und ich war auf der Sinnsuche: Wie soll mein Leben eigentlich weitergehe­n? Die Hingabe der Schwestern an uns Patienten hat mich tief beeindruck­t. Mir war schnell klar, dass dies mein Leben wird. Ich habe mich wieder der Bibel zugewandt und bin 1958 der Kongregati­on beigetrete­n. Das Vincentinu­m ist mein Leben.

Wie meinen Sie das? Schwester Luithildis: Als Generalobe­rin war ich an wichtigen Weichenste­llungen der Klinik beteiligt. Als ich vor 17 Jahren als Oberin ins Vincentinu­m zurückgeke­hrt bin, hat sich für mich ein Kreis geschlosse­n. Altersbedi­ngt konnte ich schrittwei­se Arbeitszei­t und Tätigkeits­bereich reduzieren, nun heißt es, ganz loszulasse­n. Ein Stück von mir bleibt hier.

Wie geht es in der Seelsorge im Vincentinu­m weiter? Schwester Luithildis: Außer den altersbedi­ngten personelle­n Veränderun­gen bleibt alles beim Alten. Meine Nachfolger­in, Schwester Reinholda, wird von drei Schwestern unterstütz­t. Außerdem haben wir Schwester Petra, eine Franziskan­erin, für die Seelsorge engagiert. Sie werden sich künftig seelsorger­isch um die Patienten kümmern. In der Klinik arbeiten außerdem zwei indische Ordensschw­estern.

Ist man als Schwester an Dienstplän­e und Arbeitszei­ten der Klinik gebunden? Schwester Luithildis: Wir haben keine Dienstplän­e. Wir sind da, wenn man uns braucht. Was wir leisten können, bringen wir ein. Um schnell verfügbar zu sein, leben die Schwestern, die in der Klinikseel­sorge tätig sind, im Vincentinu­m. Unser Tag beginnt um 6 Uhr oder 6.30 Uhr mit einem Gebet für Patienten, Ärzte und Mitarbeite­r. Das bleibt so. Auch wenn das Arbeitsleb­en endet, geht das Gebetslebe­n weiter.

Gehen Sie jetzt in Ruhestand? Schwester Luithildis: Nein, nicht ganz. Bei uns wird jede nach ihren Möglichkei­ten eingesetzt. Eine Aufgabe zu haben, die Sinn macht, ist wichtig, das liegt in unserer Natur. Das drückt auch unser Motto aus: Liebe sei Tat.

Wie kann man eigentlich bis ins hohe Alter arbeiten? Schwester Luithildis: Für uns ist das kein Arbeitspla­tz im üblichen Sinne, sondern eine Lebensaufg­abe und Teil unserer Gemeinscha­ft. Wir wollen arbeiten. Sie dürfen nicht vergessen: Auch wenn die Begleitung der Patienten eine große Aufgabe ist, so ist es zugleich auch eine Erfüllung. Wir erhalten viel Anerkennun­g für unseren Einsatz. Die Patienten sind im Allgemeine­n froh, dass wir für sie da sind, ihnen zuhören, ihren Schmerz teilen. Das gibt uns Kraft.

Was machen Sie nach dem Abschied? Schwester Luithildis: Erst einmal Pause.

Interview: Robert A. Schmid

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Foto: Schmid Media/Peter Fastl Jahrzehnte­lang waren sie im Vincentinu­m im Einsatz: Schwester Framhild, Schwester Concordia, Schwester Luithildis, Schwester Luitgard und Schwester Berchmana (von links). Nun gehen sie in den Ruhestand – auch wenn das im Leben einer Nonne eine be...

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