Der Segen des Fernsehens
Die Klagen über das Fernsehprogramm an den zurückliegenden Feiertagen wollen nicht verstummen. Unzählige TV-Nutzer werfen in den sozialen Medien den Sendern Stumpfsinn vor. Diese Kritiker übersehen, dass sich die Programmchefs einer höheren Aufgabe verpflichtet fühlen. Sie sorgen dafür, dass unser Volk nicht ausstirbt. Und sie haben Erfolg. Je langweiliger das Fernsehen zu Weihnachten und Silvester, desto höher die Geburtenrate im September.
Wer in der Weihnachtswoche mit einem reizlosen Fernsehprogramm konfrontiert wird, entdeckt leichter die bisher übersehenen Reize in nächster Umgebung. Wer sich bei einem Fernsehdrama gründlich langweilt, hat allen Grund, seinen Blick vom Bildschirm abzuwenden und mit dramatischer Leidenschaft das Bild der Frau an seiner Seite ins Auge zu fassen.
Dann liegt es nahe, dass die Flimmerkiste abgeschaltet und die romantische Schummerleuchte angeknipst wird. In ihrem Schein entwickelt der Mensch oft ein Programm, das die Wissenschaft als grundlegenden Beitrag zur Arterhaltung versteht.
Deshalb sollten wir für jede stupide TV-Sendung dankbar sein. Denn auch mancher modernen Frau verschafft ein langweiliger Fernsehabend jenes Erlebnis, das Friedrich de la Motte Fouqué in seiner Erzählung „Undine“geschildert hat: „… und zudem gingen ihr in der neu erwachenden Liebe und Achtung ihres Ehemannes vielfache Schimmer der Hoffnung und Freude auf“.