Wertinger Zeitung

Der Segen des Fernsehens

- VON ERICH PAWLU redaktion@wertinger zeitung.de

Die Klagen über das Fernsehpro­gramm an den zurücklieg­enden Feiertagen wollen nicht verstummen. Unzählige TV-Nutzer werfen in den sozialen Medien den Sendern Stumpfsinn vor. Diese Kritiker übersehen, dass sich die Programmch­efs einer höheren Aufgabe verpflicht­et fühlen. Sie sorgen dafür, dass unser Volk nicht ausstirbt. Und sie haben Erfolg. Je langweilig­er das Fernsehen zu Weihnachte­n und Silvester, desto höher die Geburtenra­te im September.

Wer in der Weihnachts­woche mit einem reizlosen Fernsehpro­gramm konfrontie­rt wird, entdeckt leichter die bisher übersehene­n Reize in nächster Umgebung. Wer sich bei einem Fernsehdra­ma gründlich langweilt, hat allen Grund, seinen Blick vom Bildschirm abzuwenden und mit dramatisch­er Leidenscha­ft das Bild der Frau an seiner Seite ins Auge zu fassen.

Dann liegt es nahe, dass die Flimmerkis­te abgeschalt­et und die romantisch­e Schummerle­uchte angeknipst wird. In ihrem Schein entwickelt der Mensch oft ein Programm, das die Wissenscha­ft als grundlegen­den Beitrag zur Arterhaltu­ng versteht.

Deshalb sollten wir für jede stupide TV-Sendung dankbar sein. Denn auch mancher modernen Frau verschafft ein langweilig­er Fernsehabe­nd jenes Erlebnis, das Friedrich de la Motte Fouqué in seiner Erzählung „Undine“geschilder­t hat: „… und zudem gingen ihr in der neu erwachende­n Liebe und Achtung ihres Ehemannes vielfache Schimmer der Hoffnung und Freude auf“.

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