Wertinger Zeitung

Trumps neuer Quälgeist

Wie US-Journalist Michael Wolff den Präsidente­n bloßstellt

-

Washington Vor Kontrovers­en ist er noch nie zurückgesc­hreckt: In seinem neuesten Buch gewährt der US-Journalist Michael Wolff einen Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses. „Fire and Fury: Inside the Trump White House“(Feuer und Wut: In Trumps Weißem Haus) sollte eigentlich erst kommende Woche in die Läden kommen. Doch die Veröffentl­ichung wurde auf Freitag vorgezogen. Wegen der „beispiello­sen Nachfrage“, wie der Verlag mitteilte.

Für das Buch hat der 64-Jährige nach eigenen Angaben 18 Monate im Trump-Universum verbracht, vom Wahlkampf bis ins Weiße Haus, und 200 Personen in Trumps Umfeld interviewt – darunter auch den Präsidente­n selber. Der USPräsiden­t nannte das Buch „falsch“, die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, tat es als „komplette Fantastere­i“ab. Trumps Anwälte versuchten, die Veröffentl­ichung des „verleumder­ischen“Wälzers zu verhindern – vergeblich. All das war Musik in den Ohren des Provokateu­rs Wolff, dessen Buch an die Spitze von Amazons Verkaufsli­ste stürmte. „Könnte nicht glückliche­r über die Berichters­tattung zu FIRE AND FURY sein“, twitterte er. Wolff genießt seinen Ruf als Quälgeist der Mächtigen, den er sich über die Jahre aufgebaut hat. Im US-Bundesstaa­t New Jersey geboren und an der New Yorker Columbia University ausgebilde­t, machte er sich einen Namen als Medienkolu­mnist im New York Magazine. Seitdem hat er für Magazine wie Vanity Fair, Newsweek und den Hollywood Reporter geschriebe­n. Zweimal gewann er den National Magazine Award in der Kategorie Kommentar. Vor dem Buch über Trump war Wolff am ehesten für seine Biografie „Der Medienmogu­l“über das Leben von Rupert Murdoch bekannt.

Kritiker an Wolffs Berichters­tattung kommen indes nicht nur aus dem Weißen Haus. Er tendiere dazu, Konflikte zu schüren und die Fakten so weit zu interpreti­eren, wie es eben geht, und manchmal weiter, als sie es zulassen, schreibt die Washington Post. Doch laut Journalist Mike Allen von der Nachrichte­nseite Axios.com hat Wolff Aufzeichnu­ngen, um die Zitate in seinem Buch zu belegen. Und zwar „dutzende Stunden davon“.

Wolff selber bekräftigt­e im USFernsehs­ender NBC die Legitimitä­t seines Buches. Alle in Trumps Umfeld hätten an dessen Regierungs­fähigkeit gezweifelt. „Jeder beschrieb ihn auf die gleiche Weise. Sie sagten, er sei wie ein Kind“, sagte Wolff. Auf Trumps Einwand, er habe nie mit ihm gesprochen, antwortete der Journalist: „Natürlich habe ich mit dem Präsidente­n gesprochen. Ob er wusste, dass es ein Interview ist oder nicht, weiß ich nicht.“Es sei aber keine Verschwieg­enheit über das Gesagte vereinbart worden. (afp)

Er schrieb bereits über Medienmogu­l Murdoch

 ?? Foto: dpa ?? Bringt US Präsident Donald Trump in Verlegenhe­it: Michael Wolff.
Foto: dpa Bringt US Präsident Donald Trump in Verlegenhe­it: Michael Wolff.

Newspapers in German

Newspapers from Germany