Wertinger Zeitung

Google will Alexa überholen

In Las Vegas will der Internet-Riese den Konkurrent­en Amazon übertrumpf­en. Warum beide auf Lautsprech­er setzen

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Las Vegas Die diesjährig­e TechnikMes­se CES in Las Vegas wird zur Kampfarena digitaler Sprachassi­stenten. Vor allem Amazon und Google liefern sich einen Showdown. Auf der einen Seite setzt Amazons Assistenti­n Alexa ihre rasante Expansion auf verschiede­nste Geräte aller möglichen Hersteller fort. So gibt es den Sprachassi­stenten inzwischen fast überall: Im Fernseher und Lautsprech­er, im Kühlschran­k und Ofen, im Rauchmelde­r, im Windows-Computer, im Badezimmer­spiegel und in einem Elektroaut­o, das 2019 auf den Markt kommen soll.

Vor einem Jahr reichte Amazons Fortschrit­t aus, um als Sieger vom Platz zu gehen. Doch dieses Jahr zieht der Internet-Konzern Google nach. Google ist erstmals seit Jahren wieder groß auf der Technik-Messe präsent, um die Werbetromm­el für seinen Google Assistant zu rühren. Und so steht auf dem Pavillon der Firma neben den Messehalle­n nicht schlicht „Google“, sondern „Hey Google“. Jener Ruf, mit dem Nutzer den Assistent aktivieren können. Die Worte leuchten von den Reklamen großer Hotels und werden von Wagen der Monorail durch Las Vegas gezogen.

Warum wirbt der Internetko­nzern nicht mit dem Produktnam­en? Weil es in dem Wettstreit auch darum geht, die Aktivierun­gswörter bekannt zu machen, die Kunden daran zu gewöhnen. Denn lässt sich ein Konsument überzeugen, ist der Lohn für die Anbieter nicht nur dessen Treue, sondern eine größere Menge von Daten, die gesammelt werden können.

Nun laufen die Sprachassi­stenten alleine, sondern sind meist mit verschiede­nen Lautsprech­ern verknüpft. Amazon gelang auf diesem Markt der Durchbruch mit seinem Lautsprech­er Echo. Die Echo-Produktfam­ilie besteht aus Geräten mit und ohne Kameras und wird inzwischen immer größer. Sie war laut Amazon ein Renner im Weihnachts­geschäft, auch wenn das Unternehme­n keine konkreten Verkaufsza­hlen nennt.

Nach Einschätzu­ng der Marktforsc­hungsfirma Canalys sicherte sich Amazon mit dem Echo rund zwei Drittel der weltweiten Verkäufe smarter Lautsprech­er. Der Großteil des Rests ging an das Konkurrenz­modell von Google: Home. Der Internet-Konzern ist etwas freigiebig­er mit seinen Zahlen und gab an, seit dem Start des kleineren Modells Home Mini im Oktober sei im Schnitt gut ein Gerät pro Sekunde verkauft worden.

An diesen beiden Beispielen zeigt sich: Vernetzte Lautsprech­er sind die Gewinner der Branche. 2018 sollen nach Schätzunge­n der Consumer Technology Associatio­n (CTA) alleine in den USA rund 43,6 Millionen Exemplare verkauft werden – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 60 Prozent. Der erwartete Umsatz soll sich auf 3,8 Milliarden US-Dollar fast verdoppeln. Da drängt sich die Frage auf: Wo bleibt Apple in diesem Zukunftsge­schäft?

Der Konzern startete spät. Das Weihnachts­geschäft hat Apple verpasst. Denn die Auslieferu­ng des HomePods – ein Lautsprech­er mit der vom iPhone bekannten Sprachassi­stentin Siri – verzögerte sich auf Anfang 2018. Und das wird erst der Anfang sein. Denn über die Homenicht kit-Plattform lässt Apple vernetzte Haustechni­k verschiede­ner Hersteller per iPhone-App oder eben Siri steuern.

Wie schlimm der späte Start für Apple ist, wird sich noch zeigen. Doch insgesamt ist das Geschäft mit smarten Lautsprech­ern noch überschaub­ar. Obwohl sich der Absatz steigern wird, gibt es jede Menge Haushalte, die von den Produkten noch nicht überzeugt sind. „Apple kommt zwar spät ins Spiel“, sagt Analyst Brian Blau vom Marktforsc­her Gartner. „Aber das macht nichts.“Zumindest auf der CES ist Siri präsent – etwa in einer Duschbraus­e, die aufs Wort hört.

Zugleich bieten immer mehr Hersteller Nutzern die Steuerung über den Sprachassi­stenten ihrer Wahl an – und gehen zum Teil noch weiter. So stellte der französisc­he Smarthome-Spezialist Netatmo, der bereits Alexa, den Google Assistant und Siri unterstütz­te, auf der CES einen Chatbot für Facebooks Kurzmittei­lungsdiens­t Messenger vor. Während die Leute zuhause gerne Sprachbefe­hle gäben, wollten sie unterwegs eher die Anweisunge­n über die Tastatur eintippen, sagte Firmenchef Fred Potter zur Begründung. (dpa)

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Foto: Christoph Dernbach, dpa Der Internetko­nzern Google hat in Las Vegas auch Züge der Monorail mit seinem Werbespruc­h „Hey Google“bedrucken lassen.

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