Die besten Trainingslager aller Zeiten
Früher waren Trainingslager gefürchtet. Eingezäunte Fußballkasernen. Nächtens flüchteten die vom Lagerkoller getriebenen Kicker hinaus ins Leben. Heute haut keiner mehr ab. Es gibt Freizeitprogramme mit Kamelreiten und reichlich Auslauf. Also fliegen die Fußballklubs im Winter an die wärmsten Flecken der Welt. Keiner will sich am Saisonende vorwerfen lassen, nicht alles für den Erfolg getan zu haben, weil die Spieler zu Hause durch Schneematsch laufen mussten, während sich die Konkurrenz unter Palmen dehnte.
Aus diesem Grund war der FC Bayern wieder in Katar. Im Emirat findet 2022 die WM statt. Wie sie dort hingekommen ist, weiß niemand genau. Und wie die Kataris ihre Ausländer ausbeuten will erst recht niemand wissen, seit der Katar-Experte Franz Beckenbauer die Welt beruhigt hat: „Ich habe noch keinen einzigen Sklaven dort gesehen.“Also haben die Münchner die bayerisch-katarische Freundschaft auch in diesen Tagen wieder mit dem Tragen von Arabertüchern belebt. Ginge es nicht um das Völkerverbindende, könnten die Bayern freilich genausogut daheim bleiben. Die Temperaturen in München sind frühlingshaft, die Trainingsplätze an der Säbener Straße temperiert und Kamele gibt es auch in Hellabrunn.
Der 1. FC Köln muss für die Darstellung von Tier und Fußball im öffentlichen Raum nicht einmal in den Zoo. Die Kölner haben ihr Maskottchen Hennes. Weil sie dem Ziegenbock keine Auslandsreisen zumuten wollen sind sie als einer von sechs Klubs aus dem 18erFeld der Bundesliga zuhause geblieben. Die meisten anderen KlimaFlüchtlinge kehren in diesen Tagen zart gebräunt aus Süden zurück. Was sie von ihren Reisen berichten, geht weit über unsere „Wetterund-Strand-toll-Ansichtskarten“an Tante Erna hinaus. Die Kicker schwärmen von Trainingslagern aus Tausend-und-einer-Nacht. Von den wunderbaren Menschen dort, für die man leider keine Zeit gehabt habe, und ihrer faszinierenden Kultur, der man sich irgendwann noch widmen werde. Selbst die Kamele wären zugänglicher gewesen als im vergangenen Jahr. Trainer und Sportdirektoren schwärmen traditionell vom besten Trainingslager aller Zeiten. Nie zuvor sei so intensiv und erfolgreich trainiert worden. Was das bedeutet, ist ab Freitag wieder zu besichtigen. Interessant ist dann ein Blick auf die Klubs, die im Winter zuhause geblieben sind.