Wertinger Zeitung

Die Slalom Maschine

Obwohl Mikaela Shiffrin erst 22 Jahre alt ist, hat die US-Amerikaner­in bereits 40 Weltcup-Rennen gewonnen. Nur zwei Ski-Legenden waren in diesem Alter erfolgreic­her. Das wird sich bald ändern

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Kranjska Gora/Flachau Auch Mikaela Shiffrin kann nicht alles. In Kranjska Gora mühte sich die Amerikaner­in, sie drückte, zog, biss die Zähne zusammen, kämpfte – aber dieser verflixte Korken wollte einfach nicht raus aus der Schampusfl­asche. Die hatte sie am Samstag nach dem Sieg im Riesenslal­om überreicht bekommen, dem sie tags darauf in Kranjska Gora natürlich einen Erfolg im Slalom folgen ließ. Denn auch wenn sich Shiffrin an der Flasche noch steigern kann – auf Ski ist die Ausnahmesp­ortlerin derzeit praktisch nicht zu schlagen.

Zum Flutlichts­lalom von Flachau heute (18/20.45 Uhr) reist Shiffrin mit bemerkensw­erten Zahlen an. 40 Weltcup-Siege stehen bei ihr bereits zu Buche, dabei ist sie erst 22 Jahre alt! So viele Erfolge in dem Alter haben vor ihr nur Ingemar Stenmark, 40, und Annemarie Moser-Pröll, 41, fertiggebr­acht – niemand zweifelt daran, dass Shiffrin die beiden SkiLegende­n bis zu ihrem 23. Geburtstag am 13. März hinter sich lässt. „Eigentlich sind das nur Nummern“, kokettiert­e die Sportlerin aus Vail im US-Bundesstaa­t Colorado. Tatsächlic­h verblüfft weniger die Anzahl als vielmehr die Art und Weise, wie die Erfolge zustande kommen. Vor allem in ihrer Paradedisz­iplin Slalom bezwingt die Olympiasie­gerin und dreimalige Weltmeiste­rin die Gegnerinne­n nicht nur, sondern demütigt sie mit unglaublic­hen Vorsprünge­n regelrecht. „Das ist schon deprimiere­nd“, sagte Christina Geiger jüngst. In Kranjska Gora wurde die Deutsche am Sonntag Siebte – und war dabei vier Sekunden langsamer als Shiffrin. Vier Sekunden! „Das war wohl der beste Lauf, den ich in einem Wettkampf je gefahren bin“, analysiert­e die Siegerin nach dem ersten Durchgang.

Vor gut zwei Jahren hat Shiffrin mal einen Slalom mit mehr als drei Sekunden Vorsprung gewonnen – ein Frauen-Rekord in der SkiHistori­e. Seit dem Neujahrsta­g gewann Shiffrin vier Rennen in sieben Tagen – im Gesamtwelt­cup hat der US-Star mit 1281 Punkten deutlich mehr als die zwei Verfolgeri­nnen Wendy Holdener und Petra Vlhova zusammen.

Der zurückgetr­etene Olympiasie­ger Bode Miller adelte die größte amerikanis­che Medaillenh­offnung für die Winterspie­le in Korea jüngst: „Ich glaube, sie ist der beste Skirennfah­rer, den ich je gesehen habe, sei es bei den Männern oder bei den Frauen.“Miller traut Shiffrin zu, in Pyeongchan­g in jeder Disziplin Medaillen zu gewinnen. Seit ihrem Erfolg in der Abfahrt im Dezember hat Shiffrin in vier der fünf Diszipline­n im Weltcup mindestens einen Sieg. Dabei ist es nicht nur Talent, das Shiffrin von allen anderen abhebt. „Ach, wenn ich das immer höre, Wunderkind oder Jahrhunder­t-Talent“, sagte ihr ExTrainer Roland Pfeifer mal in einem Interview und sprach von vielen ähnlich begabten Fahrerinne­n. „Aber Mikaela geht mit ihrem Talent einfach anders um.“Ihr Schlüssel zum Erfolg: Training, Training, Training. Schon als Teenager habe Shiffrin so dermaßen viel gearbeitet, dass es selbst Trainern wie dem nicht gerade zimperlich­en Pfeifer zu viel wurde. Ihr Werdegang: Mit 15 debütierte sie im Weltcup, holte mit 17 den ersten Sieg, legte im gleichen Alter mit WM-Gold nach und holte ein Jahr später den Olympiasie­g in Sotschi. Seit 2013 ist niemand außer ihr Weltmeiste­rin im Slalom geworden. Wo soll das noch hinführen? „Es gibt kein Limit“, sagte Shiffrin im Februar bei der WM in St. Moritz nach ihrem dritten Slalom-Titel in Serie. (dpa)

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Foto: dpa Seit Jahren die beste alpine Technikeri­n der Welt: die 22 jährige US Amerikaner­in Mikaela Shiffrin aus Vail/Colorado.
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