Wertinger Zeitung

Kunst auf dem Dorf

Die Villa Rot ist ein kleines Juwel

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Burgrieden Rot Für aktuelle Kunst kann man in die Großstadt fahren – oder raus aufs Dorf. Das Museum Villa Rot in Burgrieden-Rot, nur ein paar Kilometer von Laupheim (Landkreis Biberach) entfernt, ist einer dieser besonderen Orte, wo sich Ausstellun­gen mit internatio­nalen Künstlern in ländlicher Idylle erleben lassen. In einem Gebäude mit Geschichte.

Die beginnt mit einem Fugger, genauer: Raymund von Fugger. Der ließ die Villa 1912 erbauen. Doch schon 1925 übernahm die junge Alexandra von Hornstein das Anwesen – und bewohnte es mit Feodora Christ, die sie aus dem Internat kannte. Hornstein, die als Kind selbst beinahe Opfer einer Familientr­agödie geworden war, beging jedoch 1932 Selbstmord, und Christ erbte ihr Vermögen, inklusive des Landschlös­schens. Sie heiratete den Cellisten und Dirigenten Hermann Hoenes und machte die Villa mit diesem zu einer Stätte von Musik und Kunst. Hoenes, als jüdischer Kulturschä­nder verfemt, durfte in der NS-Zeit kein Orchester mehr leiten. Nach dem Tod der Eheleute ging das Gesamtverm­ögen auf eine Stiftung über. Dazu gehörte auch eine Sammlung mit Skulpturen, Porzellan und Kunsthandw­erk aus Asien und Europa. Nachdem zunächst diese in der Villa präsentier­t wurde, ist diese nun ein Ausstellun­gshaus für zeitgenöss­ische Kunst, das 2014 noch um einen modernen Anbau, die Kunsthalle, ergänzt wurde. Der Schwerpunk­t im Programm liegt auf Gruppenaus­stellungen zu populären Themen. Derzeit läuft die Schau „Helle Kindheit, dunkle Kindheit“.

Sehenswert sind aber auch das von Architekt Balthasar von Hornstein-Grüningen entworfene Gebäude selbst und der es umgebende Park, der immer wieder in die Ausstellun­gen eingebunde­n wird. Besonders lohnt sich der Besuch am Wochenende und an Feiertagen: Dann hat auch das hübsche, mit historisch­en Stilmöbeln eingericht­ete Museumscaf­é im Untergesch­oss geöffnet. Marcus Golling

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