Ein äußerst fitter Brandbekämpfer
Steve Roidl ist einer der schnellsten Feuerwehrmänner Deutschlands. Das weckt auch Interesse in Wertingen. Warum ihn alle Brandschutztrupps haben wollen
Steve Roidl trainiert hart für seine Aufgabe als Feuerwehrmann. Das inspiriert auch seine Wertinger Kollegen.
Wertingen/Mertingen Steve Roidl ist meist so flott unterwegs, als renne er um sein Leben. Das mit dem Sportlichen stimmt zwar, doch interessiert den Mann aus dem thüringischen Jena mehr die Sicherheit von anderen Menschen. Der 38-Jährige hat es als Feuerwehrmann brandeilig, zeitig an einer Feuer- oder Unfallstelle zu sein und Leben zu retten. Sogar in seiner Freizeit nimmt der ausgebildete Techniker den Wettkampf gegen die Uhr ernst, etwa bei der knapp zehn Kilometer langen Strecke beim traditionellen Silvesterlauf in Gersthofen.
Dort nahmen die Zuschauer am Wegesrand neben der dynamischen Erscheinung des Mannes vor allem dessen spezielle „Laufkleidung“in den Blick: Denn selbst bei seiner Privattour am Lech hatte der erfahrene Brandschützer weder Schutzhelm noch feuerfesten Anzug und schon gar nicht das schwere Atemschutzgerät am Rücken abgelegt. Damit bringt Roidl neben seinem Eigengewicht nochmals zusätzlich bis zu 30 Kilogramm auf die Waage. Kein Wunder, dass „mir die Leute überall zuwinkten oder den Daumen hochreckten“, wie der danach sehr erleichterte Athlet lächelnd berichtet. Und: Mit seiner passablen Laufzeit von 1:03 Stunden war der besondere Floriansjünger sogar viel schneller als mancher Teilnehmer mit leichtem Hemdchen und Shorts.
So jemand erregt nicht nur beim Wettkampf-Publikum Aufmerksamkeit, sondern auch in der Branche. Etwa in Wertingen. Dort wurde umgehend die Feuerwehr gewissermaßen alarmiert, zumal in einem SportBericht seine Herkunft mit dem Namen der Zusamstadt in Verbindung gebracht wurde. „Fehlalarm“, hieß es jedenfalls bei Kommandant Rudolf Eser zu dem beliebten Buchstabendreher zwischen Mertingen und Wertingen. Zwar sind seine Floriansjünger, die im vergangenen Jahr sage und schreibe 154 Einsätze registrierten, für ihre Grundfitness bestens bekannt. Zudem verweist der Chef auf das regelmäßige Sporttraining am Sonntagabend in der Dreifachturnhalle. „Aber es ist gute Werbung für unseren Job, so einen Botschafter zu haben“, unterstreicht Eser. Ein Brandschützer sei in der Praxis eher unauffällig unterwegs, sein Auftauchen werde oft mit negativen Assoziationen verbunden.
Umso höher schätzt Kollege Albert Riedelsheimer als Kommandant der Feuerwehr in Tagmersheim im Landkreis Donau-Ries die laufenden Werbeaktionen von Roidl ein. Dieser half dort sieben Jahre lang Brände zu löschen. „Natürlich müssen unsere Leute gut beinander sein, zum Beispiel, um als Atemschutzträger die notwendige G26-Tauglichkeitsuntersuchung mit Belastungs-EKG zu überstehen – aber wir halten nicht unbedingt nach Turmläufern Ausschau.“Im Fall des Ostdeutschen Roidl heißt das etwa, die 560 Stufen des 162 Meter hohen Ulmer Münsters in Einsatzkleidung hinter sich zu bringen, die 770 Treppen eines Berliner Luxushotels bei der „Firefighter Challenge“oder die 1230 Stiegen beim Olympiaturm in München, der knapp 300 Meter in den weißblauen Himmel ragt.
Leistungen in schwindelerregenden Höhen würde auch Mertingens Feuerwehrbefehlshaber Volker Großmann niemals voraussetzen. Dort hatte der prominente Brandschützer nach seinem Umzug kurz vor Weihnachten „angeheuert“. Man nehme ihn gerne auf. Der willkommene Neuzugang verzichtet als gewissenhafter Brandbekämpfer zur Verwirklichung seiner sportlichen Ziele auf dienstliche Ausrüstung, da sie jederzeit gebraucht werden könnte. Dafür musste Roidl tief in die eigene Tasche greifen: Ein feuerfester Feuerwehrmanns-Anzug kostet rund 1000 Euro, die Atemschutzmaske schlägt mit etwa 400 Euro zu Buche. Seine ungewöhnlichen leichtathletischen Ambitionen schätzt er eher nüchtern ein. „Ich brauchte, als ich mit den Wettkämpfen begann, einfach einen besonderen Kick“, verrät der frühere Crosslauf-Experte, der schon in jungen Jahren immer gut zu Fuß war. „Wenn ich dadurch auch noch etwas für das Ansehen unserer wichtigen Aufgabe tun kann, umso besser.“Steve Roidl möchte halt einfach nur schnell wie die Feuerwehr sein.