Nur Finnbogason bereitet Sorgen
Nach kurzer Winterpause geht der FC Augsburg optimistisch in die Rückrunde. Wie Trainer Baum seine Mannschaft vor dem Heimspiel gegen Hamburg sieht
Augsburg Nachdem die Fußballprofis des FC Augsburg am Flughafen Frankfurt ihr Gepäck vom Band gezogen hatten, trennten sich die Wege. Das Gros fuhr mit dem Mannschaftsbus zurück nach Augsburg, die übrigen Spieler nutzten die zwei freien Tage für einen Besuch bei Freunden oder ihren Familien. Ein letztes Mal sollten die FCA-Spieler den Kopf frei bekommen, nochmals abschalten, ehe sie am heutigen Mittwoch wieder ins Training einsteigen und am Wochenende mit dem Heimspiel gegen den Hamburger SV in die Rückserie der Bundesliga starten (Samstag, 15.30 Uhr).
Trainer Manuel Baum hatte unmittelbar nach der abschließenden Übungseinheit auf Teneriffa die Vorbereitung ganz allgemein für beendet erklärt. Noch neben dem Trainingsplatz stehend und in die Sonne blinzelnd meinte er, nun gelte dem kommenden Gegner Hamburg die volle Konzentration. Sein Fazit der extrem verkürzten Vorbereitung fiel durchweg positiv aus. Der 38-Jährige betonte, man beende mit einem „guten Gefühl“die Winterpause. „Wir sind gut vorbereitet und fit, die Rückrunde kann kommen.“Allerdings relativierte Baum sogleich seine eigene Aussage. Vor Medienvertretern wiederholte er, was er Minuten zuvor der versammelten Mannschaft mitgeteilt hatte. „Was am Ende des Tages zählt, sind die Punkte.“Im Hinterkopf hatte Baum dabei die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel. Er klang optimistisch, weil sich seine Mannschaft seitdem verbessert habe. Baum: „Das wird eine interessante Kiste.“
Er und Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter hinterließen während des Aufenthalts auf Teneriffa einen aufgeräumten Eindruck. Ganz allgemein begünstigte das sommerliche Wetter auf der kanarischen Insel die Gemütslage, hinzu kam, dass die Augsburger derzeit kaum Sorgen plagen.
In der Liga stehen sie mit 24 Zählern auf einem ordentlichen neunten Tabellenplatz, die Mannschaft wirkt intakt, nichts deutet derzeit darauf hin, dass die Überraschungsmannschaft der Hinrunde einbricht und im weiteren Saisonverlauf noch in Abstiegsnot gerät.
Als Ziel gesteckt hat sich der Klub 40 Punkte, die dem Klassenerhalt gleichkämen. „Wenn wir danach noch ein paar Spiele Zeit haben, wäre das super“, meint Reuter. „Dann können wir uns mit anderen Zielen beschäftigen.“Noch werden Fragen, die Richtung EuropapokalTeilnahme zielen, abgeblockt. Stattdessen verweisen Manager, Trainer und Spieler weiterhin darauf, wie eng doch alles in der Tabelle zusammenliege. Und wie umkämpft doch jede Partie in der Bundesliga sei.
Während andere Klubs während der Winterpause auf dem Transfermarkt aktiv sind, agiert der FCA zurückhaltend. Bisher hat er mit Tim Rieder (Breslau) und Georg Teigl (Braunschweig) zwei Profis verliehen. Reuter sieht aktuell keinen Bedarf, bis 31. Januar hat er Handlungsspielraum für Transfers. FCATrainer Baum erklärte mit Blick auf seinen Kader: „Ich bin wunschlos glücklich, wenn ich mir anschaue, wie das alles zusammenpasst.“
Auch wenn Baum anmerkte, Ergänzungsspieler seien während der Vorbereitungsphase näher an die Mannschaft herangerückt, letztlich wird der 38-Jährige zunächst jenen Kickern vertrauen, die ihre Sache in der Vorrunde gut gemacht haben. Etwa Philipp Max und Alfred Finnbogason, die zu den Top-Scorern der Liga zählen. Wobei ausgerechnet hinter diesen beiden Spielern vor dem Rückrundenauftakt Fragezeichen stehen. Max, 24, verpasste auf Teneriffa drei Trainingstage, weil er kränkelte und Fieber hatte.
Schlimmer hat es Finnbogason erwischt, wegen Beschwerden an der Achillessehne absolvierte er im Trainingslager lediglich Laufeinheiten. Eine Untersuchung am heutigen Mittwoch soll Aufschluss darüber geben, ob der 28-Jährige für das Heimspiel gegen Hamburg in Betracht kommt. Am Sonntag meinte Baum: „Ich habe noch Hoffnung.“
Ein Ausfall Finnbogasons würde schwer wiegen, elfmal hat er in der Hinrunde getroffen und liegt in der Torjägerliste auf dem dritten Platz. Fällt Finnbogason aus, könnten ihn Sergio Cordóva, Dong-Won Ji oder Marco Richter ersetzen.
Früher war nicht alles besser, die wirklich wichtigen Sachen aber schon. Im Winter fiel Schnee, Benny hielt die Beimers auf Trab und Kohlekraftwerke verdunkelten die erbarmungslos runterknallende Sonne. Zu jener Zeit also stieß sich noch niemand an Männern, die auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft manch eigenwillige Entscheidung trafen. Die der Frau zu Hause nach dem Abendessen erklärten, dass dies das letzte gemeinsame Mahl gewesen sei. Dass jetzt Uschi aus der Buchhaltung das Bett mit ihm teile. Er sich endlich mal entfalten müsse. Dass dazu natürlich ein Sportflitzer gehört und die Familienkutsche in Zahlung gegeben wurde.
Frau nahm es hin. Ein paar Tränen rausquetschen, wenigstens so tun, als wäre sie getroffen. Dabei war sie in Wahrheit ja schon zuvor alleinerziehend. Der Typ würde schon wieder kommen. Geläutert. Sogar Uschis Kurven entwickeln irgendwann Fliehkräfte. MidlifeCrisis nennt sich jener Zustand, in dem – vorzugsweise – Männer glauben, ihrem Leben neuen Schwung geben zu müssen. Frauen, Autos, blondierte Haarspitzen – Insignien der Machtlosigkeit gegenüber der Vernunft. Heute aber: Gespräche. Reflektieren. Fragen nach dem Warum. Was erhoffst du dir davon? Was willst du damit verdrängen?
Baum „wunschlos glücklich“mit seinem Kader
André Villas-Boas wird seiner Frau Joana Maria Noronha de Ornelas Teixeira ähnliche Fragen beantwortet haben. Der 40-Jährige trainierte den FC Porto und den FC Chelsea. Er wirkte bei Zenit St. Petersburg und zuletzt in Shanghai. Der Mann hat ausgesorgt und etwas von der Welt gesehen. Seit wenigen Tagen fährt er die Rallye Dakar. Seit dem ersten Start 1979 forderte das Rennen über 70 Todesopfer. „Du weißt, dass es passieren kann. Du akzeptierst es und machst weiter“, testosteront VillasBoas. Um eine Midlife-Crisis handle es sich bei ihm aber ganz sicher nicht. „Nein, niemals“, wiegelt der Portugiese ab.
Als Männer sich noch nicht für irrwitzige Entscheidungen rechtfertigen mussten, als Kinder so lange auf ihre Eltern hörten, wie sie die Füße unter den EicherustikalTisch stellten, hätte Villas-Boas noch als harter Typ gegolten. Früher war einfach vieles besser.