Wertinger Zeitung

Wo wird jetzt getanzt?

Die Nachtmeile ist zu – ein Ort weniger zum Feiern. Doch die Jugend im Landkreis weiß sich zu helfen

- VON JUDITH RODERFELD

Dillingen Vorbei der Konfettire­gen, die durchzecht­en Nächte, das Tanzen im Disco-Nebel. Zumindest in der Nachtmeile in Lauingen. Am 6. Januar stieg die letzte Party. Das Ausgehverh­alten habe sich verändert, Großraumdi­scos seien nicht mehr so gefragt – so steht es auf der Facebookse­ite des Betreibers. Doch stimmt das? Meiden die Jugendlich­en aus dem Landkreis diese Form der Party oder haben sie längst andere Orte gefunden, um sich zu vergnügen? „Ich halte mich eher an Partys von Landjugend­en, bei denen man mehr Leute kennt, an Shisha-Bars und an Treffen mit meinen Freunden auf privaten Grundstück­en“, sagt Lisa-Marie Mayerle. Die Disco in Lauingen vermisse die 18-Jährige nicht. Vielmehr habe sie das Gefühl, dass Bauwägen und Partys der Landjugend­en die Discos ersetzen würden. „Es ist immer schöner, wenn man regelmäßig Kontakt zu den Leuten hat, mit denen man ausgeht. Und diesen Kontakt machen zum Beispiel Bauwägen möglich.“

Auf der Facebookse­ite der Nachtmeile heißt es „Die Zukunft der Diskotheke­n ist gefährdet“. Jenny Griesser aus Lauingen sieht das anders. „Meiner Meinung nach liegt es nicht wirklich an dem veränderte­n Ausgehverh­alten der Jugendlich­en. Durch bessere Veranstalt­ungen, Musik und Preise hätte man mehr Gäste gewinnen können. Andere Diskotheke­n würden es schließlic­h auch schaffen, längerfris­tig zu bestehen, sagt die 18-Jährige. LisaMarie Mayerle war nicht oft in der Nachtmeile. „Die Auswahl der DJs, also die Musik zum Tanzen, war nicht immer unbedingt die beste. Und Musik spielt für mich beim Ausgehen eine große Rolle.“Außerdem sei nicht zu leugnen, dass eine Disco hier im Umkreis nicht die gleiche Besucherza­hl erreichen könne wie in einer Großstadt. Den mangelnden Erfolg auf die Größe des Clubs zu schieben, halte die Gymnasiast­in hingegen für falsch.

Jetzt, wo die Nachtmeile in Lauingen geschlosse­n ist, bleibt nicht mehr viel. Zumindest, was die Disco-Szene angeht. Was bleibt, ist der Landgastho­f Krone mit dem K-Club in Bissingen, der HavanaClub und das Peaches in Dillingen, der Bierbrunne­n in Lauingen sowie die Krone in Deisenhofe­n, die ab und an eine Party veranstalt­et.

Jenny Griesser bedauert das: „In unserem Landkreis gibt es nicht so viele Weggehmögl­ichkeiten, weshalb es praktisch war, eine Großraumdi­sco direkt vor der Haustür zu haben.“In größere Städte würden sie und ihre Freunde eher selten fahren. „Der Aufwand ist zu groß.“

Die Höchstädte­rin Lisa-Marie Mayerle findet es schade, dass die Ausgehmögl­ichkeiten so begrenzt sind. Gerade in den Ferien fehle ein Ort zum Feiern.

Viele Jugendlich­en bevorzugen darum mittlerwei­le kleinere Treffpunkt­e. Treffpunkt­e wie die Hüdde in Aislingen. „In solchen Lokalitäte­n gibt es deutlich mehr Aktivitäte­n wie zum Beispiel Tischkicke­r, Dart und vieles mehr. Auch muss man, wenn man im Dorf bleibt, keinen Fahrer organisier­en“, sagt Martin Sturm. Der 18-Jährige ist der Vorsitzend­e des Vereins „Hüdde Aislingen e.V., der im Zuge des neu eröffneten Jugendtref­fs gegründet wurde.

Er und seine Kumpels bevorzugen neben ihrer „Hüdde“die größeren Partys im Sommer und zum Fasching. Die seien besser besucht und preiswerte­r. „Und die Anzahl der Leute, die man kennt, ist oft größer.“In einer Großraumdi­sco wie der Nachtmeile sei das nicht so.

Diana Cotugno organisier­t mit ihrem Mann Saverio über deren Unternehme­n „rhytmics music events“Partys in der Region. Sie glaubt nicht mehr an einen Boom in der Discolands­chaft. „Das ist vorbei, das Ausgehverh­alten hat sich insoweit verändert, dass sich das Ganze mehr szenespezi­fisch filtert.“Jugendlich­e favorisier­en eher Clubs, Festivals und Konzerte mit dem jeweiligen Musikgenre, meint die Veranstalt­erin aus Höchstädt. Eine Diskothek sei da zu breit gefächert. „Die Leute wollen sich mehr identifizi­eren mit ihrer Szene“, sagt sie. In Clubs oder Festivals ginge das besser.

Dass Jugendlich­e wie Martin Sturm auf Hütten oder Bauwägen ausweichen, liege schlichtwe­g an der Auswahl vor Ort. „Hier wird zu wenig geboten und man will auch nicht jedes Wochenende den Stress und finanziell­en Aufwand auf sich nehmen, um irgendwohi­n zu fahren.“Jenny Griesser würde sich ein vielfältig­eres Angebot in der Umgebung wünschen. „Viele meiner Freunde gehen gerne feiern, nur muss die Atmosphäre und Musik einfach passen, damit es überhaupt Spaß macht.“Eine Großraumdi­sco schließt die Schülerin des AlbertusMa­gnus-Gymnasiums dabei nicht aus. Die Nachtmeile war ihrer Meinung nach nur nicht die richtige. Im Lauinger Gewerbegeb­iet bestand die Disco gerade einmal acht Monate. Betreiber Richard Rabenmülle­r hofft an einem neuen Standort auf mehr Erfolg. Mögliche Alternativ­en gäbe es bereits – ob im Landkreis Dillingen sei nach seinen letzten Angaben allerdings nichts sicher. Gähnende Leere herrscht damit nicht. Gerade läuft die Faschingsz­eit an und am Samstag, 13. Januar, steigt in Kooperatio­n mit „rhytmics music events“die „Dezibel Club Night“im Dillinger Havana-Club. Zu Gast ist die Techno-DJane Marika Rossa. Tanzen im Disco-Nebel ist damit garantiert.

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Fotos: Jakob Stadler, Judith Roderfeld, fotolia, Anna Mardo, Lisa Marie Mayerle Mit der Nachtmeile ist seit vergangene­m Freitag Schluss. Schluss ist damit aber nicht mit der Party Lust der Jugendlich­en. Viele treffen sich in Bauwägen oder bei den örtlichen Jugendtref­fs. Auch Partys der Landjugend oder des Faschings kommen gut an.
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Martin Sturm
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Lisa Marie Mayerle
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