Ausgleich nach Videobeweis
Deutschland trifft in letzter Sekunde gegen Slowenien, die Protest einlegen
Zagreb Nach dem Happy End in letzter Sekunde stürmten die deutschen Handballer auf Tobias Reichmann zu und feierten den späten Helden eines spektakulären Spiels. Mit einem verwandelten Siebenmeter warf der Rechtsaußen von der MT Melsungen den Titelverteidiger am Montag in Zagreb zum 25:25 (10:15) gegen den WM-Dritten Slowenien und damit vorzeitig in die EM-Hauptrunde.
„Ich habe mich sicher gefühlt. Zum Glück hat es geklappt. Ich hatte erst eine andere Ecke im Kopf, habe mich dann aber umentschieden“, berichtete der gefeierte Reichmann direkt nach der Partie. „Den größten Respekt für Tobi Reichmann, dass er ihn so eiskalt verwandelt. Der Junge hat jetzt einen gut bei uns“, sagte Teamkollege Kai Häfner. „Auf jeden Fall überwiegt jetzt gerade die Freude. Das Spiel war eigentlich schon verloren, es war weg“, fügte Häfner hinzu.
In der turbulenten Schlussphase traf Paul Drux zunächst zum 24:24, sechs Sekunden vor Ende gingen die Slowenen erneut in Führung und jubelten dann schon über den Sieg. Allerdings behinderten sie auch am Mittelkreis den deutschen Anwurf. Die beiden Schiedsrichter aus Litauen schauten sich minutenlang das Video an und gaben Rot für den Slowenen Blaz Blagotinsek sowie Siebenmeter. Reichmann behielt die Nerven und schaffte noch den Ausgleich in hitziger Atmosphäre. „Ich spiele jetzt auch schon sehr lange Handball, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Häfner. Reichmann witzelte: „Ich habe mich noch nie so lange vor einem Siebenmeter warm gemacht.“
Mit nun 3:1 Punkten ist die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop nicht mehr von einem der ersten drei Plätze der Gruppe C zu verdrängen und kann für die nächste Turnierphase planen. Bester Werfer gegen die starken Slowenen war erneut Kapitän Uwe Gensheimer mit sieben Treffern. Mit einem weiteren Sieg im letzten Gruppenspiel am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) gegen Mazedonien würde die DHB-Auswahl mit einer ordentlichen Punkteausbeute nach Varazdin reisen. Titelreif war die Leistung gegen die Slowenen aber ganz und gar nicht.
„Wir können aus dem Spiel vor allem die Erkenntnis ziehen, dass wir eine tolle Moral haben und uns auch bei einem großen Rückstand nicht hängen lassen“, sagte Hendrik Pekeler.
Am Abend legten die Slowenen Protest gegen die Wertung ein, was die deutsche Delegation jedoch gelassen zur Kenntnis nahm. „Die Schiedsrichter haben die Möglichkeit des Videobeweises genutzt. Die Entscheidung ist regelkonform“, teilt der DHB mit. Die EHF wird am Dienstag verhandeln. (dpa)