Wertinger Zeitung

Landkreis

Leiden Tiere bei dem Wetter?

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Wolfgang Konle platzt noch vor Beginn der offizielle­n Tagesordnu­ng der Kragen. Er ist wütend und geht „gleich an die Decke“, sagt er am Montag bei der Sitzung des Stadtrates in Höchstädt. „Als ich das Interview gelesen habe, hat es mir die Fußnägel hochgeroll­t. Wir haben keine Zeit. Ich fordere sofort eine neue Abstimmung und einen Vertrag“, schimpft der SPDVertret­er. Außerdem ist er enttäuscht, dass sein entspreche­nder Antrag nicht bei der Sitzung behandelt wird. „Das regt mich tierisch auf“, sagt Konle. Was den Stadtrat so wütend macht? Die B16 Nord. Konkret eine Vorgehensw­eise, die vor Kurzem bei einem Fraktionst­reff besprochen wurde, und die Zweiter Bürgermeis­ter Stephan Karg vergangene Woche im Interview mit der Donau-Zeitung öffentlich gemacht hatte. Diese beinhaltet die Problemati­k mit dem Wasserschu­tzgebiet und dem damit verbundene­n Baurecht für die Umgehung im Norden der Stadt. Karg: „Es wurde nichts beschlosse­n, sondern in gemeinsame­r Absprache mit den Fraktionen überlegt, wie man weitermach­en kann, und nichts versäumt. Mehr nicht. Aber du warst ja bei der Sitzung nicht dabei.“

Im September 2016 – noch unter Bürgermeis­ter Stefan Lenz – hat das Gremium mehrheitli­ch die Absichtser­klärung abgegeben, das Wasserschu­tzgebiet für die B 16-Umfahrung aufzugeben und im gleichen Zug die Stadt und den Stadtteil Sonderheim über die Bayerische Rieswasser­versorgung mit Trinkwasse­r zu versorgen. Zum 1. Januar 2021 sollte dies passieren, die anderen Stadtteile sind bereits ange- Gespräche mit Rieswasser gab es, Verträge liegen vor. Doch unterschri­eben ist nichts. „Denn alles, was wir machen, ist spekuliere­n“, sagt Stephan Karg. Die Vereinbaru­ng mit dem Staatliche­n Bauamt, dass die Stadt für die Aufgabe des Wasserschu­tzgebietes 1,55 Millionen Euro bekomme, gelte nur, wenn es zur Realisieru­ng komme. Sprich: Wenn es Baurecht für die Straße gibt. „Wir geben also unser Wasser auf, beziehen Fremdwasse­r, und das alles wohl wissend, dass wir nicht wissen, was passiert.“Vielleicht werden die Planfestst­ellungsunt­erlagen im Mai dieses Jahres vorgestell­t, vielleicht kommt es zu Klagen, vielleicht gibt es Baurecht in zwei Jahren. Zu viele Vielleicht­s. „In Absprache mit Drittem Bürgermeis­ter Hans Mesch sind wir uns einig, dass wir uns nicht nachsagen lassen wollen, dass wir untätig sind. Ganz im Gegenteil“, so Höchstädts Zweiter Bürgermeis­ter. Deshalb habe man im Landratsam­t aktuell die Anfrage laufen, ob man im ersten Schritt den Wasserrech­tsbescheid, der Ende 2020 abläuft, verlängern kann. Zudem wolle man Gespräche mit Rieswasser suchen und sich einen Anschluss absichern. „Wir wollen sichergehe­n, dass wir zum Zeitpunkt X von Rieswasser versorgt werden können.“Diese Vorgehensw­eise habe überhaupt keinen Zusammenha­ng mit der Trassenent­scheidung. „Die Stadt steht hinter der B16 im Norden. Daran ändert sich nichts. Nur diese Straße verfolgen wir“, so Karg.

Dritter Bürgermeis­ter Hans Mesch hat das Thema vor wenigen Wochen angeschobe­n. Auslöser war ein Artikel in der Heimatzeit­ung, in dem der zuständige Mitarbeite­r des Staatliche­n Bauamtes in Krumbach die versproche­nen 1,55 Millionen Euro infrage stellte. „Da sind bei mir die Alarmglock­en losgegange­n. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber wenn die B 16 nicht kommt und wir unser Wasser aufgegeben haben und kein Geld bekommen, das will keiner. Und wir wollen uns nichts nachsagen lassen“, so Mesch. Im vergangene­n Jahr, nach der Erkrankung von Bürgermeis­ter Lenz, hätten er und Karg sehr wohl am Thema B16 im Norden festgehalt­en. „Wir stehen alle hinter der Absichtser­klärung, dass wir das Wasserschu­tzgebiet aufgeben. Aber wir brauchen klare Fakten, dann können wir endgültig entscheide­n.“

Wolfgang Konle hört sich beide Ausführung­en an – auch, wenn er sich kaum im Stuhl halten kann. „Das ist doch absolut der falsche Weg. Wenn wir den Wasserrech­tsbescheid verlängern, ist das grundverke­hrt. Damit senden wir falsche Signale. Ich kann euch beide nicht verstehen. So kriegen wir die Straße nicht.“Konle sagt, dass das Bauamt Planungssi­cherheit braucht, die mit einem Vertrag zwischen Stadt und Rieswasser verbunden ist. „Wir geben das Wasserschu­tzgebiet auf, gehen zu Rieswasser, kriegen 1,55 Millionen Euro, können dreispurig ausbauen, die Trasse wird tiefergele­gt – alle Vorteile, die wir brauchen und wollen“, wettert er weiter. Deshalb wolle er so schnell wie möglich einen Vertrag mit Rieswasser vorliegen haben. Konle will vom Stadtrat erneut ein klares Bekenntnis zur Trasse im Norden – auch, so arguschlos­sen. mentiert er bei der Sitzung am Montag, weil der „Bauernverb­and wieder eine andere Variante ins Spiel gebracht hat“. Stadtratsk­ollege Günter Ballis kommt ihm zu Hilfe. Der FDP-Vertreter fordert eine neue Abstimmung innerhalb des Stadtrates, „denn die Konstellat­ion in unserem Gremium hat sich verändert. Ich will wissen, was die zwei Neuen denken.“Die zwei „Neuen“, das sind Annett Jung (Umland/Sonderheim) und Siegfried Mayerle (Umland/Oberglauhe­im).

Ludwig Kraus (CSU) unterbrich­t die Diskussion. Er verstehe nicht, warum überhaupt gestritten wird. „Das Straßenbau­amt macht doch genau das: Es plant die Straße ohne Wasserschu­tzgebiet. Nur deshalb hat sich doch die Verzögerun­g ergeben.

Im Mai gibt’s Ergebnisse. Was ist das Problem? Glaubst du, die planen einen Playmobilp­ark?“, fragt er Wolfgang Konle. Simon Wetschenba­cher (Umland/Schwennenb­ach) ergänzt: „Auch wenn du es nicht begreifen kannst, Wolfgang: Es wird ohne Wasserschu­tzgebiet geplant, und darauf sollten wir uns verlassen.“Gerrit Maneth (Freie Wähler) hat einen Kompromiss­vorschlag: einen Vorvertrag mit Rieswasser. „Somit setzen wir ein Zeichen, ein finaler Vertrag liegt aber noch nicht vor.“Die Idee gefällt dem Gremium. Stellvertr­eter Karg: „Wir tun doch alles für Höchstädt – und das wollen wir mit gutem Gefühl machen.“

Für Johann Jall (Umland/Deisenhofe­n) ist die ganze Diskussion um das Wasserschu­tzgebiet ein einziges großes Theater: „Wir haben jegliche sachliche Diskussion verlassen. Ich stelle fest: Der Wahlkampf ist in den Stadtrat verlagert worden.“

Eine neue Variante des Bauernverb­andes

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Foto: Karl Aumiller Der Höchstädte­r Stadtrat hatte am Montag bei seiner Sitzung eine hitzige Diskussion darüber, wie mit dem Wasserschu­tzgebiet im Norden der Stadt umgegangen wird. Jetzt aufgeben oder erst warten, bis es Baurecht für die B16 im Norden gibt?

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